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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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We<strong>in</strong>garten (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Mit <strong>de</strong>m Welfen He<strong>in</strong>rich „mit <strong>de</strong>m gol<strong>de</strong>nen Pflug“ (†n.934) <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Ehefrau Ata hatte<br />

das 934 gestiftete Benedikt<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nenkloster Altdorf (We<strong>in</strong>garten) prom<strong>in</strong>ente Grün<strong>de</strong>r. Herzog<br />

Welf IV. von Bayern (†1101) sie<strong>de</strong>lte aber 1056 <strong>in</strong> Altdorf Benedikt<strong>in</strong>ermönche an, das<br />

Kloster wur<strong>de</strong> 1094 – entsprechend <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>r damaligen Kirchen- <strong>und</strong> Klosterreform –<br />

<strong>de</strong>m Papsttum übergeben, die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft war damals hirsauisch bee<strong>in</strong>flusst. Mit<br />

<strong>de</strong>r Übergabe von 1094 verzichteten die Welfen zwar auf ihr Eigentumsrecht an ihrem Hauskloster<br />

<strong>und</strong> Begräbnisort, blieben aber bis 1191, bis zum Tod Welfs VI., Klostervögte.<br />

Gr<strong>und</strong>ausstattung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>herrschaft <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft waren durch die Zuwendungen<br />

<strong>de</strong>r welfischen Herzöge beträchtlich; die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft hatte <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re<br />

um We<strong>in</strong>garten Besitz, daneben Streubesitz von Vorarlberg bis Ravensburg. 1191 übernahmen<br />

die Staufer die Klostervogtei, e<strong>in</strong>e kulturelle Blütezeit ist für das beg<strong>in</strong>nen<strong>de</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

auszumachen. Im späten Mittelalter konnte We<strong>in</strong>garten trotz habsburgischvor<strong>de</strong>rösterreichi-schen<br />

Drucks (Landvogtei Oberschwaben) se<strong>in</strong>e (reichsunmittelbare) Unabhängigkeit<br />

behaupten. Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r frühen Neuzeit griffen die wirtschaftlichen <strong>und</strong> <strong>in</strong>neren<br />

Reformen unter <strong>de</strong>n Äbten Gerwig Blarer (1520-1567) <strong>und</strong> Georg Wegel<strong>in</strong> (1586-1627).<br />

Das von <strong>de</strong>r Reformation verschonte Kloster entwickelte sich auf Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er benedikt<strong>in</strong>ischen<br />

Regeltreue zu e<strong>in</strong>em wichtigen katholischen Stützpunkt <strong>in</strong> Oberschwaben <strong>und</strong> darüber<br />

h<strong>in</strong>aus. Dem entsprach es, dass die oberschwäbischen Benedikt<strong>in</strong>erklöster sich 1603 unter<br />

Führung We<strong>in</strong>gartens zu e<strong>in</strong>er Kongregation zusammenschlossen. Rückhalt fan<strong>de</strong>n die<br />

We<strong>in</strong>gartener Mönche damals zu<strong>de</strong>m <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Benedikt<strong>in</strong>eruniversität Salzburg. Der wirtschaftliche<br />

Aufstieg <strong>de</strong>r Abtei ermöglichte nicht zuletzt die Barockisierung <strong>de</strong>r Klostergebäu<strong>de</strong> im<br />

Verlauf <strong>de</strong>s 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. Die damals errichteten Gebäu<strong>de</strong> prägen das Bild <strong>de</strong>s Klosters<br />

We<strong>in</strong>garten auch heute noch.<br />

Unter Abt Sebastian Hyller (1697-1730) wur<strong>de</strong> zwischen 1715 <strong>und</strong> 1724 die barocke Klosterkirche<br />

erbaut, die die alte romanische Basilika von 1182 ersetzte. Es entstand nach <strong>de</strong>m<br />

Vorbild <strong>de</strong>r römischen Peterskirche die heute bestehen<strong>de</strong> Doppelturmanlage mit dreischiffigem<br />

Langhaus, das im östlichen Teil von e<strong>in</strong>er mächtigen Vierungskuppel bekrönt ist. Langhaus<br />

<strong>und</strong> Kuppel wer<strong>de</strong>n durch die großen Fenster erhellt, das von außen e<strong>in</strong>fallen<strong>de</strong> Licht<br />

beleuchtet die von Cosmas Damian Asam geschaffenen Fresken vorzüglich, <strong>de</strong>r weiße<br />

Stuck mit <strong>de</strong>n Stuckaturen Franz Xaver Schmuzers bil<strong>de</strong>t dazu e<strong>in</strong>en künstlerischen Kontrast,<br />

drei Hauptaltäre <strong>und</strong> die Orgel <strong>de</strong>s Joseph Gabler (erbaut zwischen 1737 <strong>und</strong> 1750)<br />

stehen im Innenraum <strong>de</strong>r Kirche. Zwischen 1727 <strong>und</strong> 1750/60 entstan<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m an <strong>de</strong>r Kirchennordseite<br />

die neuen Klostergebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Prälatur, während auf <strong>de</strong>r Südseite die alten<br />

Konventsgebäu<strong>de</strong> erhalten blieben.<br />

Was neben <strong>de</strong>n Baulichkeiten nach <strong>de</strong>r Aufhebung <strong>de</strong>s Klosters im Jahr 1802 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Inbesitznahme<br />

von Kloster <strong>und</strong> Klosterstaat durch das Königreich <strong>Württemberg</strong> im Jahr 1806<br />

vom Kloster übrig geblieben ist, ist die Heilig-Blut-Wallfahrt von Reitern, entstan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />

Verehrung e<strong>in</strong>er Blutreliquie Jesu Christi, die Herzog Welf IV. nach <strong>de</strong>m Tod se<strong>in</strong>er Frau<br />

Judith <strong>de</strong>m Kloster Altdorf-We<strong>in</strong>garten überließ.<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 90

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