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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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Papsttum. Im frühen Mittelalter <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r ottonisch-salischen Reichskirche (10./11.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert) agierten Bischöfe <strong>und</strong> Äbte weitgehend ohne päpstliche Bee<strong>in</strong>flussung, <strong>de</strong>r<br />

König war als advocatus ecclesie, als „Vogt <strong>de</strong>r Kirche“ die wichtigere Bezugsperson zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st<br />

für Bischöfe <strong>und</strong> Reichsäbte. Mit Investiturstreit <strong>und</strong> gregorianischer Kirchenreform<br />

(11./12. Jahrh<strong>und</strong>ert) än<strong>de</strong>rte sich dies, <strong>und</strong> es begann die Entwicklung h<strong>in</strong> zur Papstkirche<br />

<strong>de</strong>s späteren Mittelalters, <strong>de</strong>r sich das Episkopat <strong>de</strong>s christlichen Abendlan<strong>de</strong>s unterzuordnen<br />

hatte. Kanonisches Recht, Universalepiskopat <strong>und</strong> Jurisdiktionsprimat halfen die Papstkirche<br />

formen, ebenso <strong>de</strong>r politische Universalanspruch <strong>de</strong>s Papsttums über die Königreiche<br />

Europas. Konflikte zwischen <strong>de</strong>m Papsttum <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Kaisertum waren von daher vorprogrammiert,<br />

doch wur<strong>de</strong>n die Päpste auch zunehmend <strong>in</strong> politische Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gezogen, wie das französisch bee<strong>in</strong>flusste Papsttum <strong>in</strong> Avignon (1309-1376) beweist,<br />

aber auch das gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> Avignon zentral gestaltete Stellenbesetzungs- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzsystem.<br />

Das Große Papstschisma (1378-1417) leitete dann <strong>in</strong> die Epoche <strong>de</strong>s Konziliarismus über,<br />

Konzilien wie das von Konstanz (1414-1418) o<strong>de</strong>r das von Basel (1431-1449) sollten über<br />

die Kirche bestimmen, was zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st teilweise gelang. Trotz<strong>de</strong>m sollte sich das (Renaissance-)<br />

Papsttum seit <strong>de</strong>r 2. Hälfte <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts wie<strong>de</strong>r als vorrangige Macht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Papstkirche etablieren. Von <strong>de</strong>r Zäsur <strong>de</strong>r Reformation waren gera<strong>de</strong> die Päpste betroffen.<br />

Tri<strong>de</strong>nt<strong>in</strong>isches Konzil (1545-1563) <strong>und</strong> Gegenreformation stärkten aber die Position <strong>de</strong>s<br />

Papsttums, doch hatten sich die römischen Bischöfe gera<strong>de</strong> im 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert mit<br />

eigenständigen kirchlich-katholischen Entwicklungen <strong>in</strong> manchen europäischen Staaten ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />

zu setzen (Gallikanismus). Die Trennung von Kirche <strong>und</strong> Staat <strong>in</strong> <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Zeit machte aus <strong>de</strong>m Papst nur noch das Oberhaupt <strong>de</strong>r katholischen Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Bischöfe <strong>und</strong> Bistümer. Der Bischof steht <strong>de</strong>r Kirche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Amtsbezirk (Diözese), <strong>de</strong>m<br />

Bistum, vor, <strong>de</strong>r Erzbischof se<strong>in</strong>en Suffraganbischöfen mit ihren Bistümern. Das Bistum ist<br />

die regionale Organisationse<strong>in</strong>heit <strong>de</strong>r christlichen Kirche, <strong>de</strong>r Jurisdiktionsbezirk <strong>de</strong>s Bischofs.<br />

Es basierte im Mittelalter auf <strong>de</strong>n Ortskirchen mit ihren Pfarrbezirken, wobei die<br />

kirchliche Organisation auch auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s sich entwickeln<strong>de</strong>n Eigenkirchenwesens (8.-10.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert) durchaus une<strong>in</strong>heitlich war. In <strong>de</strong>n Bistümern entstand bis zum 11. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

e<strong>in</strong>e Unterteilung <strong>in</strong> Archidiakonate, die Archidiakone waren Vertreter <strong>de</strong>s Bischofs, ebenso<br />

<strong>de</strong>r im hohen Mittelalter auftreten<strong>de</strong> Offizial. Die Kanoniker am Bischofssitz bil<strong>de</strong>ten das<br />

Domkapitel, sie wählten <strong>und</strong> berieten <strong>de</strong>n Bischof <strong>und</strong> bestimmten im späten Mittelalter die<br />

Politik <strong>de</strong>s Bischofs als Lan<strong>de</strong>sherrn mit. Denn auch <strong>de</strong>r Bischof wur<strong>de</strong> – nicht zuletzt auf<br />

Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>es Status als Reichsfürst – zum Lan<strong>de</strong>sherrn e<strong>in</strong>es Hochstift genannten Territoriums,<br />

das sich auf Besitz <strong>und</strong> Rechten <strong>de</strong>s Bischofs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Diözese stützte <strong>und</strong> zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n<br />

Bischof als Mitglied se<strong>in</strong>er A<strong>de</strong>lsfamilie erkennen lässt. Auch die Benedikt<strong>in</strong>erklöster <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Diözese unterstan<strong>de</strong>n (im Allgeme<strong>in</strong>en) <strong>de</strong>m Bischof, waren also nicht exemt. Die kirchliche<br />

Salbung, das heilige Öl, Beför<strong>de</strong>rungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r kirchlichen Ränge, die Altar- <strong>und</strong> Kirchenweihen<br />

stan<strong>de</strong>n so beim Kloster St. Georgen <strong>de</strong>m Bischof zu, wie das Privileg Papst<br />

Alexan<strong>de</strong>rs III. (1159-1181) vom 26. März 1179 für die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft aufführt. Neben<br />

<strong>de</strong>n daraus resultieren<strong>de</strong>n Gefällen bekam <strong>de</strong>r Bischof E<strong>in</strong>nahmen aus <strong>de</strong>m Send, <strong>de</strong>r kirchlichen<br />

Strafgerichtsbarkeit über die Pfarrbevölkerung, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Viertel <strong>de</strong>s Kirchenzehnts.<br />

Die Anfänge <strong>de</strong>r Bistümer im südwest<strong>de</strong>utschen Raum <strong>und</strong> im Elsass lagen <strong>in</strong> merow<strong>in</strong>gischer<br />

Zeit, die Bischofssitze Basel, Konstanz, Speyer <strong>und</strong> Straßburg auf ehemaligem Territo-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 36

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