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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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weiter, bis er nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Habsburgermonarchie 1929 zu e<strong>in</strong>er geistlich-karitativen<br />

E<strong>in</strong>richtung wur<strong>de</strong>, die ab 1946 auch wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Deutschland (Mergentheimer Caritas-<br />

Krankenhaus) vertreten war.<br />

Aber auch an<strong>de</strong>re Mönchsor<strong>de</strong>n hatten Antworten auf die durch die Säkularisation stark verän<strong>de</strong>rten<br />

gesellschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n Benedikt<strong>in</strong>ern beispielsweise<br />

ergab sich durch die Trennung von Kirche <strong>und</strong> Welt die Möglichkeit, zu <strong>de</strong>n „unpolitischen“<br />

Anfängen <strong>de</strong>r Benediktregel zurückzukehren. Gegen die liberalen Ten<strong>de</strong>nzen<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, die u.a. <strong>de</strong>n <strong>Klöster</strong>n ihre be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> kulturelle, soziale <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Leistung <strong>in</strong> Mittelalter <strong>und</strong> früher Neuzeit absprachen, <strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong> staatliches<br />

Genehmigungsrecht für klösterliche Neugründungen beim Königreich <strong>Württemberg</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Großherzogtum <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong> war allerd<strong>in</strong>gs schwer anzukommen. So gelang lediglich im preußischen<br />

Fürstentum Hohenzollern-Sigmar<strong>in</strong>gen die Gründung <strong>de</strong>r Benedikt<strong>in</strong>erabtei Beuron<br />

(1863), während die von Beuron aus geplante Wie<strong>de</strong>rerrichtung e<strong>in</strong>er Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

auf <strong>de</strong>r badischen Reichenau am Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Staatsregierung <strong>und</strong> am fehlen<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>de</strong>s Freiburger Erzbischofs scheiterte (1901). Nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg entstan<strong>de</strong>n u.a. <strong>in</strong><br />

Neresheim (1919) <strong>und</strong> We<strong>in</strong>garten (1922) benedikt<strong>in</strong>ische Kommunitäten. Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

stellte sich die Frage nach <strong>de</strong>m S<strong>in</strong>n von Mönchtum <strong>und</strong> Or<strong>de</strong>n – auch vor <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

von Nationalsozialismus <strong>und</strong> Weltkriegen – stets aufs Neue.<br />

Klosterleben<br />

In <strong>de</strong>r („postmo<strong>de</strong>rnen“) Gesellschaft <strong>de</strong>r (heutigen) B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> im<br />

(heutigen) B<strong>und</strong>esland <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> spielen <strong>Klöster</strong> ke<strong>in</strong>e große Rolle mehr. Die<br />

trotz<strong>de</strong>m nach vielen Tausen<strong>de</strong>n zählen<strong>de</strong>n monastischen Männer- <strong>und</strong> Frauengeme<strong>in</strong>schaften<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Alltagsleben <strong>und</strong> Öffentlichkeit wenig o<strong>de</strong>r vorzugsweise mit ihren sozialen<br />

E<strong>in</strong>richtungen (z.B. Schulen, Krankenhäuser) vertreten. Dabei beherbergen die Mönchs- <strong>und</strong><br />

Nonnenkonvente nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl an Religiosen, Ausfluss e<strong>in</strong>er (verme<strong>in</strong>tlich?) ger<strong>in</strong>gen<br />

Attraktivität monastischen Lebens <strong>in</strong> <strong>de</strong>r heutigen Gesellschaft. Die ger<strong>in</strong>gen o<strong>de</strong>r<br />

s<strong>in</strong>ken<strong>de</strong>n Zahlen be<strong>de</strong>uten <strong>in</strong><strong>de</strong>s nicht, dass das Mönchtum als e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re geistlichgeistige<br />

Lebensweise <strong>in</strong> Frage gestellt ist <strong>und</strong> auf Dauer verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n wird. E<strong>in</strong>er solchen<br />

eventuellen Entwicklung stehen e<strong>in</strong>erseits die vielfältigen Aktivitäten von Mönchen <strong>und</strong> Nonnen<br />

entgegen, an<strong>de</strong>rerseits e<strong>in</strong> neu erwachtes Interesse von Teilen <strong>de</strong>r Gesellschaft am<br />

monastischen Leben.<br />

Jenseits von ora et lobara („bete <strong>und</strong> arbeite“), von Kontemplation, Liturgie <strong>und</strong> Gottesdienst<br />

entfalten manche <strong>Klöster</strong> starke wirtschaftliche Aktivitäten vom Bierbrauen bis zur Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus. Manche Kommunitäten s<strong>in</strong>d – man mag diese Entwicklung beklagen<br />

o<strong>de</strong>r nicht – so zu großen Wirtschaftsunternehmen gewor<strong>de</strong>n. Daneben spielt <strong>de</strong>r<br />

Bildungssektor e<strong>in</strong>e große Rolle, ob <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>in</strong>nerkirchlichen Ausbildung o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bildung für<br />

Laien (Management- <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>are usw.). Dabei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>r heutigen vita communis<br />

<strong>de</strong>r Mönche bzw. Nonnen durchaus noch Geme<strong>in</strong>schaft stiften<strong>de</strong> Elemente vorhan<strong>de</strong>n<br />

(Chorgebete <strong>und</strong> Messe, Essen <strong>und</strong> Rekreation), doch spielen auch persönliche Elemente<br />

im Klosterleben e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, z.B. bei Meditation <strong>und</strong> Arbeit.<br />

Stille <strong>und</strong> Exerzitien, Spiritualität <strong>und</strong> Kontemplation s<strong>in</strong>d es auch, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Augen von Außenstehen<strong>de</strong>n<br />

heute <strong>Klöster</strong> so attraktiv machen. In e<strong>in</strong>er „beschleunigten“ Welt ersche<strong>in</strong>en<br />

monastische Geme<strong>in</strong>schaften als Ruhepunkte, als Orte <strong>de</strong>r Stille <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bes<strong>in</strong>nung. Arbeit<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 45

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