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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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Rhe<strong>in</strong>fel<strong>de</strong>n (1057-1080) war schwäbischer Herzog am Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s Investiturstreits (1075-<br />

1122). Von da aus rückblickend kann festhalten wer<strong>de</strong>n, dass Schwaben (Alemannien) im<br />

Verlauf <strong>de</strong>s 10. <strong>und</strong> 11. Jahrh<strong>und</strong>erts zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegralen Bestandteil e<strong>in</strong>es entstehen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Reiches gewor<strong>de</strong>n war. Dieses Reich bestand nun aus <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rtrias Deutschland,<br />

(Nord- <strong>und</strong> Mittel-) Italien <strong>und</strong> Burg<strong>und</strong>, drei Herrschaftsräume, verb<strong>und</strong>en über <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen König <strong>und</strong> römischen Kaiser, drei Königreiche, die gera<strong>de</strong> im Bereich Schwabens<br />

geografisch <strong>und</strong> politisch aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r stießen.<br />

Der <strong>de</strong>utsche Südwesten, also Schwaben bzw. Alemannien, war am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 11. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

beson<strong>de</strong>rs von gregorianischer Kirchenreform <strong>und</strong> Investiturstreit betroffen. An <strong>de</strong>r<br />

Spitze <strong>de</strong>s Reformmönchtums stand das Benedikt<strong>in</strong>erkloster Hirsau unter se<strong>in</strong>em Abt Wilhelm<br />

(1069-1091). Das Mönchtum Hirsauer Prägung sollte dann e<strong>in</strong>ige Verbreitung erfahren,<br />

vorzugsweise <strong>in</strong> Schwaben, aber auch <strong>in</strong> Franken, Mittel- <strong>und</strong> Ost<strong>de</strong>utschland. Dabei hat,<br />

was Schwaben anbetrifft, <strong>de</strong>r dortige A<strong>de</strong>l – politisch vielfach gegen <strong>de</strong>n Salierkönig He<strong>in</strong>rich<br />

IV. (1056-1106) e<strong>in</strong>gestellt, aber auch zerrissen – die gregorianische Reformpartei unterstützt.<br />

Der von (süd-) <strong>de</strong>utschen Fürsten gewählte Gegenkönig zu He<strong>in</strong>rich IV., Rudolf von<br />

Rhe<strong>in</strong>fel<strong>de</strong>n (1077-1080), war auch schwäbischer Herzog, <strong>de</strong>m <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Schlacht bei Hohenmölsen<br />

(15. Oktober 1080) bezeichnen<strong>de</strong>rweise se<strong>in</strong>e Schwurhand abgeschlagen wur<strong>de</strong> –<br />

e<strong>in</strong>e Verw<strong>und</strong>ung, an <strong>de</strong>r er wenig später starb. In <strong>de</strong>r Folgezeit etablierten sich die Staufer<br />

(ab 1079) <strong>und</strong> die Zähr<strong>in</strong>ger (ab 1092) als Herzöge: Friedrich I. (1079-1105) begrün<strong>de</strong>te das<br />

von König He<strong>in</strong>rich IV. vergebene staufische Herzogtum, <strong>in</strong> Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Zähr<strong>in</strong>gern,<br />

<strong>de</strong>r mächtigen A<strong>de</strong>lsfamilie <strong>de</strong>r Berthol<strong>de</strong> nicht nur <strong>de</strong>s Breis- <strong>und</strong> Thurgaus, entstand<br />

auf längere Sicht e<strong>in</strong> dynastisches Herzogtum neben <strong>de</strong>m schwäbisch-staufischen. Eckpunkte<br />

hierfür waren <strong>de</strong>r Ausgleich <strong>de</strong>s Zähr<strong>in</strong>gerherzogs Berthold II. (1078-1111) mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Herrscher (1098) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e erfolgreiche Formierung <strong>de</strong>r Herzogsherrschaft am Oberrhe<strong>in</strong>,<br />

im Schwarzwald, auf <strong>de</strong>r Baar, am Neckar, um Rhe<strong>in</strong>fel<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zürich, schließlich<br />

auch im Königreich Burg<strong>und</strong>, wo die Zähr<strong>in</strong>ger als rector bzw. dux Burg<strong>und</strong>iae (1127 bzw.<br />

1152) auftraten. Neben <strong>de</strong>n Staufern <strong>und</strong> Zähr<strong>in</strong>gern s<strong>in</strong>d als dritte herzogliche Macht im<br />

(östlichen) Schwaben <strong>de</strong>s 12. Jahrh<strong>und</strong>erts die Welfen auszumachen. Schwäbische „E<strong>in</strong>tracht“<br />

offenbarte sich dann auf <strong>de</strong>m allgeme<strong>in</strong>en Fürstentag <strong>in</strong> Rottenacker (1116) <strong>und</strong> bei<br />

<strong>de</strong>r Erhebung <strong>de</strong>r Gebe<strong>in</strong>e <strong>de</strong>s Bischofs Konrad (I., 935-975) <strong>in</strong> Konstanz (26. November<br />

1123), wo e<strong>in</strong> magnus conventus die Großen Schwabens zusammenführte.<br />

Der Ausgleich <strong>de</strong>s Königtums mit <strong>de</strong>n Zähr<strong>in</strong>gern machte <strong>de</strong>n Weg nach Schwaben auch für<br />

die <strong>de</strong>utschen Herrscher frei, zumal nach Beendigung <strong>de</strong>s Investiturstreits. So ist Kaiser<br />

He<strong>in</strong>rich V. (1106-1125) um die Jahreswen<strong>de</strong> von 1124/25 <strong>in</strong> Straßburg nachweisbar, wo er<br />

sich mit se<strong>in</strong>er verantwortlichen Politik für die schwäbischen Kirchen wie<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />

eröffnete. Die Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen zwischen <strong>de</strong>n Staufern <strong>und</strong> König Lothar von<br />

Suppl<strong>in</strong>burg (1125-1137) en<strong>de</strong>ten dann mit Nie<strong>de</strong>rlage <strong>und</strong> Unterwerfung <strong>de</strong>r Ersteren<br />

(1135). Mit König Konrad III. (1138-1152), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nnoch die Nachfolge Lothars antrat, waren<br />

erstmals Königtum <strong>und</strong> Herzogtum geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> staufischer Hand. Schwaben wur<strong>de</strong> zunehmend<br />

zum Anhängsel staufischer Königs- <strong>und</strong> Machtpolitik – gera<strong>de</strong> im Streit zwischen<br />

Staufern <strong>und</strong> Welfen. Es wird e<strong>in</strong> (früh-) staufisches Schwaben sichtbar, wenn auch die Herzöge<br />

von Zähr<strong>in</strong>gen im Südteil wichtige politische Positionen <strong>in</strong>nehatten, es ist e<strong>in</strong>e prov<strong>in</strong>cia<br />

Suevorum ohne das Elsass, die Ortenau <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Breisgau, zu <strong>de</strong>r aber gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts das staufische Franken e<strong>in</strong>e große Nähe zeigte, e<strong>in</strong> regnum Sueviae mit e<strong>in</strong>er<br />

sich zunächst auf die politische Oberschicht beziehen<strong>de</strong>n Formierung regionaler I<strong>de</strong>ntität als<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 6

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