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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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das Seelenheil <strong>de</strong>r Schenken<strong>de</strong>n willen – s<strong>in</strong>d für die Baar seit <strong>de</strong>m letzten Drittel <strong>de</strong>s 8.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts bezeugt. Damals erhielt das Kloster Güter <strong>und</strong> Rechte etwa <strong>in</strong> Ald<strong>in</strong>gen, Dürrheim,<br />

Geis<strong>in</strong>gen, Kirchdorf, Klengen, Löff<strong>in</strong>gen, M<strong>und</strong>elf<strong>in</strong>gen, Neud<strong>in</strong>gen, Pfohren, Tross<strong>in</strong>gen,<br />

Vill<strong>in</strong>gen o<strong>de</strong>r Weigheim. Der Besitz war <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er klassischen Gr<strong>und</strong>herrschaft mit<br />

Sal- <strong>und</strong> Leiheland, unterteilt nach Villikationen, organisiert. Nur <strong>in</strong>direkt erfahren wir davon<br />

aus <strong>de</strong>r St. Galler Überlieferung <strong>de</strong>s 12./13. Jahrh<strong>und</strong>erts. In ihr ist erkennbar e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>herrschaft<br />

im Übergang. Das „eherne Zeitalter“ St. Gallens <strong>und</strong> <strong>de</strong>r allgeme<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

Wan<strong>de</strong>l hatten Besitzverluste <strong>und</strong> -entfremdungen auch auf <strong>de</strong>r Baar bewirkt, die dortigen<br />

Hofverbän<strong>de</strong> waren <strong>in</strong> Auflösung begriffen, die Eigenbewirtschaftung wur<strong>de</strong> aufgegeben.<br />

Der Fronhof Kirchdorf, Zentrum e<strong>in</strong>er aus fünf Mansen <strong>und</strong> zehn Schupposen (Kle<strong>in</strong>stellen)<br />

bestehen<strong>de</strong>n Villikation <strong>und</strong> vom Salland her nicht größer als e<strong>in</strong>e Bauernhufe, wur<strong>de</strong> danach<br />

<strong>in</strong> Halbbau betrieben, d.h.: für die Hälfte <strong>de</strong>s Saatgetrei<strong>de</strong>s erhielt das Kloster auch die<br />

Hälfte <strong>de</strong>r Ernte. Die Hufenbauern hatten dazu jährlich vier Tage Frondienst zu leisten. Die<br />

Villikation Kirchdorf befand sich also damals, im 12./13. Jahrh<strong>und</strong>ert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Übergangsstadium<br />

zwischen Villikations- <strong>und</strong> Rentensystem. Der St. Galler Besitz <strong>in</strong> <strong>und</strong> um Löff<strong>in</strong>gen<br />

bestand aus <strong>de</strong>m ehemaligen Fronhof als Kelnhof, als Lehen <strong>de</strong>s Cellerars, mit acht Mansen<br />

<strong>und</strong> zwei Schupposen, die Geld- <strong>und</strong> Naturalabgaben, darunter Getrei<strong>de</strong> <strong>und</strong> Ferkel, zu leisten<br />

hatten. Die Pflichten <strong>de</strong>s Cellerars h<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r ordnungsgemäßen Entrichtung <strong>de</strong>r<br />

Abgaben an <strong>de</strong>n Propst <strong>de</strong>s Klosters wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urk<strong>und</strong>e <strong>de</strong>s Konstanzer bischöflichen<br />

Offizials vom 10. Juli 1314 beschrieben. Um das Jahr 1450 kam <strong>de</strong>r Kelnhof <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Besitz<br />

<strong>de</strong>r Grafen von Fürstenberg, das Kloster St. Gallen muss damals wohl se<strong>in</strong>e gesamten zur<br />

ehemaligen Löff<strong>in</strong>ger Villikation gehören<strong>de</strong>n Güter aufgegeben haben. Der M<strong>und</strong>elf<strong>in</strong>ger<br />

Fronhofsverband war <strong>de</strong>r größte <strong>de</strong>r St. Galler Gr<strong>und</strong>herrschaft <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Baar. Er bestand aus<br />

13 Hufen <strong>und</strong> 9 Schupposen, <strong>de</strong>r ehemalige Fronhof war gegen e<strong>in</strong>en hohen Naturalz<strong>in</strong>s an<br />

<strong>de</strong>n Keller ausgegeben, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hof selbstständig bewirtschaftete <strong>und</strong> die bäuerlichen Renten<br />

e<strong>in</strong>zog. Die Frondienste waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Getrei<strong>de</strong>z<strong>in</strong>s umgewan<strong>de</strong>lt, die Bauern auf <strong>de</strong>m<br />

Leiheland hatten Getrei<strong>de</strong>-, Schwe<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Le<strong>in</strong>wandabgaben zu leisten. Daneben gab es<br />

offensichtlich E<strong>in</strong>nahmen aus Rodungsgut <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em Lehen. Der Meier <strong>de</strong>r M<strong>und</strong>elf<strong>in</strong>ger<br />

Villikation schließlich erhielt Teile <strong>de</strong>s Zehnts <strong>und</strong> weitere Renten.<br />

Als wichtige E<strong>in</strong>nahmen verblieben St. Gallen auch noch im späten Mittelalter die Zehnten<br />

<strong>de</strong>r Pfarrkirchen, über <strong>de</strong>ren Patronat <strong>und</strong> E<strong>in</strong>nahmen das Kloster verfügte. Oftmals wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Zehnt o<strong>de</strong>r Teile davon verliehen wie etwa <strong>in</strong> Kirchdorf o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Löff<strong>in</strong>gen, wo <strong>de</strong>r Kornzehnt<br />

schließlich im Jahr 1455 an die Grafen von Fürstenberg gelangte. Wie wichtig <strong>de</strong>m<br />

Kloster St. Gallen die Zehntrechte auf <strong>de</strong>r Baar waren, beweist e<strong>in</strong> Rechtsstreit vom En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 13. Jahrh<strong>und</strong>erts, <strong>de</strong>n die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft gegen Konrad von Grünburg (bei Donauesch<strong>in</strong>gen)<br />

führte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozessro<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Konstanzer Offizials überliefert ist.<br />

Mit E<strong>in</strong>gabe vom 21. Juni 1297 klagte <strong>de</strong>r St. Galler Klosterpropst He<strong>in</strong>rich von Lupfen<br />

(1296-1319) im Auftrag se<strong>in</strong>es Abts Wilhelm vom Montfort (1281-1301) wegen <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach entfrem<strong>de</strong>ten St. Galler Zehnten <strong>in</strong> M<strong>und</strong>elf<strong>in</strong>gen, Tun<strong>in</strong>gen, Weigheim, Pfohren<br />

<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rswo. Konrad von Grünburg hielt dagegen, e<strong>in</strong> erster Gerichtsterm<strong>in</strong> wur<strong>de</strong> vom<br />

1. Oktober auf <strong>de</strong>n 21. Oktober 1297 vertagt, die Zeugenbefragung fand zwischen Januar<br />

<strong>und</strong> November 1298 statt. Lei<strong>de</strong>r bricht <strong>de</strong>r Ro<strong>de</strong>l ab, so dass wir nichts über <strong>de</strong>n Prozessausgang<br />

erfahren.<br />

Märkte. Vielfach verfügten <strong>Klöster</strong> gera<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>s Wirtschaftssystems ihrer Gr<strong>und</strong>-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 33

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