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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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die Reformation, wur<strong>de</strong> 1803 säkularisiert <strong>und</strong> war danach hessen-darmstädtisch, bis Wimpfen<br />

1952 an das B<strong>und</strong>esland <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> kam.<br />

St. Trudpert (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Das Kloster St. Trudpert geht mittelalterlicher Überlieferung zufolge auf <strong>de</strong>n heiligen Trudpert,<br />

e<strong>in</strong>en im Südschwarzwald missionieren<strong>de</strong>n Iren <strong>und</strong> Märtyrer (7. Jahrh<strong>und</strong>ert, 1. Hälfte),<br />

zurück. Er errichtete im Münstertal <strong>de</strong>s Schwarzwal<strong>de</strong>s e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sie<strong>de</strong>lei, die wohl erst im<br />

(beg<strong>in</strong>nen<strong>de</strong>n?) 9. Jahrh<strong>und</strong>erts zu e<strong>in</strong>em Kloster umgestaltet wur<strong>de</strong>. Die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

ist spätestens um 900 von <strong>de</strong>r oberelsässischen A<strong>de</strong>lsfamilie <strong>de</strong>r Liutfri<strong>de</strong> unterstützt<br />

wor<strong>de</strong>n, für 901 <strong>und</strong> kurz nach 965 s<strong>in</strong>d Translationen von Trudpertreliquien bezeugt. Wohl<br />

<strong>in</strong> dieser Zeit vorhan<strong>de</strong>ne eigenkirchliche B<strong>in</strong>dungen an das Straßburger Bistum spiegeln<br />

sich noch im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>in</strong> Patronatsrechten <strong>de</strong>r Bischöfe wi<strong>de</strong>r. Kirchenreform <strong>und</strong><br />

Investiturstreit sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> St. Trudpert ke<strong>in</strong>e Spuren h<strong>in</strong>terlassen zu haben, die Gr<strong>und</strong>herrschaft<br />

<strong>de</strong>hnte sich hauptsächlich im Münstertal, im Breisgau, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Ortenau <strong>und</strong> im Elsass<br />

aus, wobei im späten Mittelalter e<strong>in</strong>e gewisse Besitzkonzentration e<strong>in</strong>trat <strong>und</strong> so das Kloster<br />

z.B. <strong>in</strong> Tunsel, am Ausgang <strong>de</strong>s Münstertals, die Ortsherrschaft erlangte. H<strong>in</strong>zu kamen als<br />

Kirchenbesitz die Pfarreien <strong>in</strong> Münstertal, Grunern, Kroz<strong>in</strong>gen, Tunsel, Laufen, Biengen u.a.<br />

Auch <strong>de</strong>r im Hochmittelalter aufkommen<strong>de</strong> Silberbergbau konnte von <strong>de</strong>r geistlichen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Es entwickelte sich auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Bergbaus das Städtchen<br />

Münster unterhalb <strong>de</strong>r Abtei, das 1346 zusammen mit <strong>de</strong>r Burg Scharfenste<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Herren<br />

von Staufen von Freiburger Bewaffneten zerstört wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>folge dieses Angriffs e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g.<br />

Den wirtschaftlichen Nie<strong>de</strong>rgang <strong>in</strong> <strong>de</strong>r 2. Hälfte <strong>de</strong>s 14. Jahrh<strong>und</strong>erts überwand das Kloster<br />

augensche<strong>in</strong>lich während <strong>de</strong>s Abbatiats Pauls I. (1435-1455). 1525 wur<strong>de</strong> beim Bauernkrieg<br />

St. Trudpert durch Plün<strong>de</strong>rungen <strong>in</strong> Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen.<br />

Gegen 1200 gewannen die Herren von Staufen, M<strong>in</strong>isteriale <strong>de</strong>r Herzöge von Zähr<strong>in</strong>gen,<br />

Vogtrechte über St. Trudpert. <strong>Klöster</strong>liche Urk<strong>und</strong>enfälschungen waren die Folge, e<strong>in</strong>e Obervogtei<br />

<strong>de</strong>r Grafen (bzw. Herzöge) von Habsburg ist zu 1277 erstmals belegt, so dass die<br />

Herren von Staufen bis zu ihrem Aussterben (1602) als habsburgische Untervögte fungierten.<br />

Die habsburgische Obervogtei be<strong>de</strong>utete auch, dass das Kloster Teil <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>rösterreichischen<br />

Lan<strong>de</strong>sherrschaft wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> somit habsburgisches Prälatenkloster. Als solches<br />

machte es die Säkularisation <strong>de</strong>s Jahres 1806 mit <strong>und</strong> gelangte damals an das Großherzogtum<br />

<strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>.<br />

Mehrere mittelalterliche Klosteranlagen/-kirchen s<strong>in</strong>d bezeugt, so e<strong>in</strong>e Erneuerung <strong>de</strong>s Klosters<br />

902 <strong>und</strong> dann wie<strong>de</strong>r – nach e<strong>in</strong>em Ungarne<strong>in</strong>fall im beg<strong>in</strong>nen<strong>de</strong>n 10. Jahrh<strong>und</strong>ert? –<br />

vor 962. Die dreischiffige Basilika wur<strong>de</strong> um 1100 um e<strong>in</strong> Westwerk erweitert, im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

entstan<strong>de</strong>n neue Klausurgebäu<strong>de</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong> gotischer Langchor. Der Zerstörung <strong>de</strong>r<br />

Klostergebäu<strong>de</strong> durch die Schwe<strong>de</strong>n im Jahr 1632 folgte e<strong>in</strong> zunächst provisorischer Wie<strong>de</strong>raufbau,<br />

<strong>de</strong>r 1712/16 <strong>de</strong>m barocken Kirchenneubau weichen musste. Zwei Kreuze <strong>in</strong> Niellotechnik<br />

aus <strong>de</strong>m 13. Jahrh<strong>und</strong>ert s<strong>in</strong>d erhalten geblieben. Aus <strong>de</strong>r Klosterbibliothek stammt<br />

e<strong>in</strong>e Handschrift <strong>de</strong>r 2. Hälfte <strong>de</strong>s 14. Jahrh<strong>und</strong>erts, die das „St. Trudperter Hohelied“, das<br />

„erste Buch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Mystik“, e<strong>in</strong>en nie<strong>de</strong>ralemannischen Text <strong>de</strong>s 12. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

enthält.<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 81

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