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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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ausstrahlte. Doch erst die (gregorianische) Kloster- <strong>und</strong> Kirchenreform <strong>de</strong>s 11. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

führte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folge zu e<strong>in</strong>er tiefgreifen<strong>de</strong>n Umgestaltung <strong>de</strong>r Klosterlandschaft Südwest<strong>de</strong>utschlands.<br />

Neben <strong>de</strong>m Schwarzwaldkloster St. Blasien, gegrün<strong>de</strong>t vielleicht im 10. o<strong>de</strong>r<br />

beg<strong>in</strong>nen<strong>de</strong>n 11. Jahrh<strong>und</strong>ert, kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>in</strong> Hirsau unter ihrem Abt Wilhelm (1069-1091) genannt wer<strong>de</strong>n. Die Hirsauer<br />

Reform erfasste <strong>in</strong> Weiterentwicklung <strong>de</strong>s cluniazensischen Mönchtums fast ganz Mitteleuropa<br />

von Schwaben bis nach Thür<strong>in</strong>gen, die St. Georgener Reformbewegung als Teil <strong>de</strong>r<br />

Hirsauer Reform verbreitete sich vom Elsass bis nach Österreich. Zusammen mit <strong>de</strong>r Hirsauer<br />

Reform fan<strong>de</strong>n Hirsauer Gewohnheiten <strong>und</strong> Hirsauer Baustil Verbreitung. Die St. Blasianer<br />

Reform basierte auf <strong>de</strong>n Gewohnheiten <strong>de</strong>s oberitalienischen Klosters Fruttuaria <strong>und</strong><br />

war <strong>in</strong> Südwest<strong>de</strong>utschland, <strong>de</strong>r Schweiz <strong>und</strong> Österreich verbreitet. Insbeson<strong>de</strong>re die von St.<br />

Blasien ausgehen<strong>de</strong> Reform bee<strong>in</strong>flusste auch e<strong>in</strong>ige Schwarzwaldklöster wie Alpirsbach<br />

o<strong>de</strong>r Ettenheimmünster, von <strong>de</strong>n von St. Blasien abhängigen Klosterzellen wie Berau o<strong>de</strong>r<br />

Bürgeln ganz abgesehen. Sanktblasianische, Hirsauer <strong>und</strong> St. Georgener Klosterreform be<strong>de</strong>uteten<br />

dabei die H<strong>in</strong>wendung zu e<strong>in</strong>er strengeren benedikt<strong>in</strong>ischen Lebensform cluniazenischer<br />

Ausrichtung. Der Askesegedanken, e<strong>in</strong>e aufwändige Liturgie, das Herausstellen von<br />

Pflicht <strong>und</strong> Gehorsam bei Überwachung <strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>r Mönche <strong>und</strong> bei härterer Bestrafung<br />

von Vergehen gehören hierher. Gr<strong>und</strong>lage waren die regula Benedicti, die Benediktregel,<br />

<strong>und</strong> die cluniazensisch-hirsauischen bzw. fruttuarischen Gewohnheiten.<br />

Die hochmittelalterliche Klosterreform war Teil <strong>de</strong>r gregorianischen Kirchenreform (11./12.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert). Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Letzteren stand die „Freiheit <strong>de</strong>r Kirche“ von weltlichen E<strong>in</strong>flüssen.<br />

Die Kirchenreformer me<strong>in</strong>ten damit ihren Kampf gegen Simonie <strong>und</strong> Laien<strong>in</strong>vestitur,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re im Investiturstreit zwischen Papsttum <strong>und</strong> <strong>de</strong>utschem Königtum (1075-1122).<br />

Vielfach, gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> Schwaben, stand <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>l auf Seiten <strong>de</strong>r Kirchenreformer, brachte ihm<br />

doch das H<strong>in</strong>ausdrängen <strong>de</strong>s Königtums aus <strong>de</strong>r Reichskiche wichtige Vorteile. Da war zuvor<strong>de</strong>rst<br />

die Vogtei über die benedikt<strong>in</strong>ischen Reformklöster, die <strong>de</strong>n <strong>Stifte</strong>rfamilien <strong>und</strong> ihren<br />

Nachfolgern zustand. Zwar besaßen <strong>Klöster</strong> wie St. Georgen o<strong>de</strong>r St. Peter im Schwarzwald<br />

die sog. „römische Freiheit“ (libertas Romana), verfügten also bei Unterstellung unter die<br />

römische Kirche über die freie Abts- <strong>und</strong> Vogtwahl, doch bestand das Institut <strong>de</strong>r Klostervogtei<br />

für diese Mönchsgeme<strong>in</strong>schaften weiter. Nicht mehr <strong>de</strong>r König war <strong>de</strong>r klösterliche<br />

Schutzherr, son<strong>de</strong>rn die adlige (<strong>Stifte</strong>r-) Familie, die zu<strong>de</strong>m viel wirksamer Schutz, aber auch<br />

Herrschaft <strong>und</strong> Kontrolle über das Kloster ausüben konnte. Damit war <strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>r Reformklöster<br />

<strong>in</strong> die spätmittelalterliche Abhängigkeit weltlicher Lan<strong>de</strong>sherren zumeist vorgezeichnet.<br />

Wilhelm von Hirsau. Wilhelm von Hirsau (†1091) stammte aus Bayern, wo er vielleicht um<br />

das Jahr 1030 geboren wur<strong>de</strong>. Über se<strong>in</strong>e Herkunft ist weiter nichts bekannt. Wilhelm erhielt<br />

– als puer oblatus <strong>de</strong>n Benedikt<strong>in</strong>ern übergeben - se<strong>in</strong>e geistliche Ausbildung zum Mönch im<br />

Emmeram-Kloster, e<strong>in</strong>er Eigenkirche <strong>de</strong>s Regensburger Bischofs. Otloh von St. Emmeram<br />

(†n.1079) war <strong>de</strong>r berühmte Lehrer Wilhelms. Und so verfasste Wilhelm etwa ab <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>s 11. Jahrh<strong>und</strong>erts gelehrte Traktate über Astronomie <strong>und</strong> Musik, Teildiszipl<strong>in</strong>en <strong>de</strong>s<br />

Quadriviums, <strong>de</strong>s „Vierwegs“ <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r „sieben freien Künste“, <strong>de</strong>r septem artes liberales.<br />

Noch heute kann man <strong>in</strong> Regensburg das berühmte sog. ste<strong>in</strong>erne Astrolabium Wilhelms<br />

bew<strong>und</strong>ern, e<strong>in</strong> über zweie<strong>in</strong>halb Meter hohes Denkmal, auf <strong>de</strong>ssen Vor<strong>de</strong>rseite e<strong>in</strong>e<br />

Astrolab-Sphaera e<strong>in</strong>graviert ist, während die Rückseite e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Himmel blicken<strong>de</strong>n<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 40

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