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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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nes, Iu<strong>de</strong>ntha, Elisabeth, Richunta, Margaretha u.a.) <strong>in</strong> die Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>s<br />

Amtenhausener Klosters unmöglich. Wir können <strong>in</strong><strong>de</strong>s annehmen, dass die Inklusen beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>m späten Mittelalter angehörten, <strong>und</strong> folgern dies u.a. aus <strong>de</strong>n Frauennamen, die<br />

auch auf biblische Gestalten <strong>und</strong> Heilige zurückgriffen. Im Spätmittelalter hatten Frauen das<br />

abendländische Inklusenwesen bestimmt.<br />

Gottesdienst im Kloster. Gottesdienst (opus Dei) war/ist die rituelle Verehrung <strong>de</strong>s christli-<br />

chen Gottes, Liturgie die geregelte Form <strong>de</strong>s Gottesdienstes, die im Verlauf <strong>de</strong>s Mittelalters<br />

im westlichen Christentum e<strong>in</strong>e zunehmen<strong>de</strong> Vere<strong>in</strong>heitlichung fand („gallische“, römische<br />

Liturgie). Bücher zur Liturgie enthalten die für <strong>de</strong>n Gottesdienst benötigten Texte: 1) Antiphonar<br />

(Sammlung von Antiphonen, Wechselgesängen), 2) Benediktionale, 3) Epistolar<br />

(Sammlung von biblischen Schriftstellen), 4) Evangeliar (mit <strong>de</strong>m vollständigen Text <strong>de</strong>r Evangelien),<br />

5) Evangelistar (Sammlung von Textstellen aus <strong>de</strong>n Evangelien), 6) Graduale<br />

(Verzeichnis <strong>de</strong>r zur Messfeier gehören<strong>de</strong>n Hymnen), 7) Hymnar (Verzeichnis von Hymnen),<br />

8) Kollektar, 9) Legendar (Passionar), 10) Lektionar (Sammlung von Schriftlesungen im Gottesdienst),<br />

11) Martyrologium (Verzeichnis von Märtyrern <strong>und</strong> Heiligen), 12) Orationale, 13)<br />

Perikopenbuch (mit Abschnitten aus <strong>de</strong>n Evangelien), 14) Pontifikale (mit <strong>de</strong>n bischöflichen<br />

Sakramenten), 15) Psalterium (Psalmensammlung), 16) Responsoriale, 17) Sequentiar (Lie<strong>de</strong>rbuch),<br />

18) Tonar, 19) Tropar <strong>und</strong>: 20) Sakramentar, 21) (Voll-) Brevier (Sammlungen liturgischer<br />

Texte für <strong>de</strong>n Gottesdienst <strong>und</strong> das St<strong>und</strong>engebet). Liturgische Gewän<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

(seit <strong>de</strong>m Hochmittelalter) fünf liturgischen Farben Weiß, Rot, Grün, Schwarz <strong>und</strong> Violett<br />

spielten im gottesdienstlichen Ablauf ebenfalls e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Das Gerüst um Gottesdienst <strong>und</strong> liturgische Handlungen bil<strong>de</strong>ten das christliche Kirchenjahr<br />

mit se<strong>in</strong>en Festtagen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>in</strong> zwölf (ungleiche) Tag- <strong>und</strong> Nachtst<strong>und</strong>en unterteilte Tag.<br />

Zentraler Bezugspunkt <strong>de</strong>r klösterlichen Liturgie war das tägliche St<strong>und</strong>engebet als Nachtgebet,<br />

als Gebet zur Matut<strong>in</strong> usw. gemäß <strong>de</strong>n kanonischen Horen. Nach <strong>de</strong>r Prim, auch<br />

nach <strong>de</strong>r Terz wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m Messen gehalten, Gebet <strong>und</strong> Psalmen, Hymnen <strong>und</strong> Wechselgesänge<br />

waren zu hören. Die höchsten Feiertage wie Ostern, Weihnachten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tag<br />

<strong>de</strong>s Klosterpatrons erfor<strong>de</strong>rten e<strong>in</strong>e gesteigerte Liturgie, Prozessionen wur<strong>de</strong>n veranstaltet,<br />

die Kirche geschmückt <strong>und</strong> festlich beleuchtet. Zu Liturgie <strong>und</strong> Gottesdienst gehörten daher<br />

auch liturgisches Gerät (Kelch, Vortragekreuz u.a.) <strong>und</strong> die entsprechen<strong>de</strong> Ausstattung <strong>de</strong>r<br />

Klosterkirche. Die Sakristei als Nebenraum <strong>de</strong>r Kirche bewahrte Gewän<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Geräte auf,<br />

sie war <strong>de</strong>r Umklei<strong>de</strong>raum für die Priester.<br />

Die Messe (Messfeier, missa) war/ist <strong>de</strong>r Hauptgottesdienst <strong>de</strong>r Christen, die Eucharistiefeier,<br />

die auf das letzte Abendmahl Jesu mit se<strong>in</strong>en Jüngern zurückgeht. Sie wur<strong>de</strong> liturgisch<br />

<strong>und</strong> rituell beson<strong>de</strong>rs ausgestaltet. Gebete, Hymnen <strong>und</strong> Predigt waren Teil <strong>de</strong>r Messfeier.<br />

Zeit. Die „christliche Zeit“ <strong>de</strong>s Mittelalters, die Zeit <strong>de</strong>r Priester <strong>und</strong> Mönche ist geprägt durch<br />

das Kirchenjahr mit se<strong>in</strong>en Hochfesten <strong>und</strong> Feiertagen. Der Ostersonntag, das christliche<br />

Hauptfest, <strong>und</strong> die davon abhängigen beweglichen Feiertage e<strong>in</strong>schließlich <strong>de</strong>r Hauptfastenzeit<br />

mussten dabei mit Hilfe <strong>de</strong>s mittelalterlichen computus berechnet wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r römische<br />

Kalen<strong>de</strong>r mit se<strong>in</strong>en Kalen<strong>de</strong>n, Nonen <strong>und</strong> I<strong>de</strong>n als Bezugstagen wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Kalendarien, Martyrologien,<br />

Nekrologien <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>en zur Tagesbezeichnung bis <strong>in</strong>s späte Mittelalter herangezogen.<br />

Der Tag selbst war gemäß römischer Systematik <strong>in</strong> zwölf Tag- <strong>und</strong> zwölf Nachtst<strong>und</strong>en<br />

unterteilt, wobei die Länge dieser sog. ungleichen St<strong>und</strong>en von Jahreszeit zu Jah-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 25

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