Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
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e<strong>in</strong>e Klosterzelle <strong>de</strong>s Abtes Fulrad von St. Denis (†784) bezeugt, zum Jahr 866 s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>r<br />
Ortsname Hetsil<strong>in</strong>ga <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Markt überliefert. Im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert war Essl<strong>in</strong>gen Vorort <strong>de</strong>s<br />
schwäbischen Herzogtums, unter Herzog Liudolf (949-953) wer<strong>de</strong>n e<strong>in</strong> herzoglicher Tiergarten<br />
<strong>und</strong> das Gestüt „Stuttgart“ genannt, die mit Essl<strong>in</strong>gen verb<strong>und</strong>en waren. Seit 1181 staufisch,<br />
entwickelte sich Essl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folge zu e<strong>in</strong>er Stadt unter Gericht <strong>und</strong> Verwaltung<br />
e<strong>in</strong>es königlichen Amtsträgers, schließlich zur Reichsstadt. Im Verlauf <strong>de</strong>s 13. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
entstand e<strong>in</strong> die Bürgergeme<strong>in</strong><strong>de</strong> repräsentieren<strong>de</strong>r Rat (1274), an <strong>de</strong>m auch die Zünfte Anteil<br />
hatten. 1286 wird e<strong>in</strong> Bürgermeister erwähnt, daneben gab es <strong>de</strong>n königlichen Schultheißen<br />
o<strong>de</strong>r Ammann, seit 1315 bil<strong>de</strong>te Essl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en autonomen Rechtsbezirk. Wichtige<br />
Bezugspunkte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r spätmittelalterlichen Stadt waren die <strong>de</strong>m Bistum Speyer gehören<strong>de</strong><br />
Pfarrkirche <strong>und</strong> die zwischen 1321 <strong>und</strong> 1517 entstan<strong>de</strong>ne Frauenkirche, e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
Hallenkirchen im <strong>de</strong>utschen Südwesten, die aber ke<strong>in</strong>e Pfarrrechte besaß.<br />
Daneben gab es Nie<strong>de</strong>rlassungen <strong>de</strong>r Bettelor<strong>de</strong>n, schließlich klösterliche Pfleghöfe wie die<br />
von Salem, Blaubeuren, Bebenhausen o<strong>de</strong>r St. Blasien. Rathaus, Markt <strong>und</strong> Spital – Letzteres<br />
1232 erstmals erwähnt – stan<strong>de</strong>n für das städtische Bürgertum. Im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert erfolgte<br />
die Ummauerung <strong>de</strong>r Kernstadt, im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert wur<strong>de</strong>n die Obertorvorstadt, die<br />
Beutau <strong>und</strong> die Mett<strong>in</strong>ger Vorstadt befestigt. 1531/32 nahm Essl<strong>in</strong>gen die Reformation an,<br />
1802 wur<strong>de</strong> die Stadt württembergisch.<br />
In <strong>de</strong>r mittelalterlichen Essl<strong>in</strong>ger „Kirchenlandschaft“ spielten die Dom<strong>in</strong>ikaner <strong>und</strong> Franziskaner<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Vielleicht war das Essl<strong>in</strong>ger Dom<strong>in</strong>ikanerkloster die älteste Gründung<br />
<strong>in</strong> Deutschland, sie<strong>de</strong>lten sich die Bettelmönche wohl 1221 <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt an. Geför<strong>de</strong>rt<br />
vom städtischen Bürgertum <strong>und</strong> umliegen<strong>de</strong>m A<strong>de</strong>l, war das Dom<strong>in</strong>ikanerkloster zuständig<br />
für die Seelsorge u.a. <strong>de</strong>r dom<strong>in</strong>ikanischen Frauengeme<strong>in</strong>schaften <strong>de</strong>r Umgebung. Das<br />
Kloster war mehrmals Tagungsort <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>nskapitels <strong>de</strong>r süd<strong>de</strong>utschen Dom<strong>in</strong>ikanerprov<strong>in</strong>z,<br />
im Jahr 1268 weihte <strong>de</strong>r dom<strong>in</strong>ikanische Gelehrte Albertus Magnus (†1280) die noch<br />
heute bestehen<strong>de</strong> Kirche St. Paul.<br />
1237 hielten die Franziskaner E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen. Auch <strong>de</strong>ren Kloster war oftmals Tagungsort<br />
<strong>de</strong>r Prov<strong>in</strong>zialkapitel <strong>de</strong>s Franziskaneror<strong>de</strong>ns, zu<strong>de</strong>m betreuten die Franziskaner<br />
das 1246 gegrün<strong>de</strong>te Essl<strong>in</strong>ger Klarissenkloster. Wie alle <strong>Klöster</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Reichsstadt wur<strong>de</strong><br />
auch das <strong>de</strong>r Franziskaner nach 1531 Opfer <strong>de</strong>r Essl<strong>in</strong>ger Reformation.<br />
Ettenheimmünster (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />
Der Legen<strong>de</strong> nach soll Ettenheimmünster <strong>in</strong>s 7. Jahrh<strong>und</strong>ert zurückreichen, <strong>in</strong> die Zeit <strong>de</strong>s<br />
E<strong>in</strong>siedlers Landol<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>es schottischen Märtyrers. Um 728 soll weiter <strong>de</strong>r Straßburger Bischof<br />
Wi<strong>de</strong>gern (v.734) hier e<strong>in</strong> Kloster gegrün<strong>de</strong>t haben. Bis zum 12. Jahrh<strong>und</strong>ert bleibt die<br />
Geschichte <strong>de</strong>s Ettenheimmünsterer Klosters <strong>in</strong><strong>de</strong>s u.a. h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>n Urk<strong>und</strong>enfälschungen<br />
aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Investiturstreits weitgehend verborgen. Im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert war die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
vom Straßburger Bischof abhängig, ständige Ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rsetzungen waren die<br />
Folge, doch verbesserte sich die wirtschaftliche Lage <strong>de</strong>s Klosters zunehmend. Beträchtlicher<br />
Klosterbesitz war <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Umgebung um Ettenheimmünster vorhan<strong>de</strong>n, e<strong>in</strong>schließlich <strong>de</strong>r<br />
spätmittelalterlichen Dorfherrschaften <strong>in</strong> Münchsweier, Münstertal, Schweighausen u.a. <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r teilweise <strong>in</strong>korporierten Pfarrkirchen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Ortenau <strong>und</strong> im Elsass. Die Vogtei stand <strong>de</strong>n<br />
Straßburger Bischöfen zu <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> irgendwann vor 1370 an die Herren von Geroldseck<br />
verliehen. Letztere erwiesen sich eher als Bedrücker <strong>de</strong>nn Schutzherren <strong>de</strong>s Klosters, so<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 55