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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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<strong>de</strong>r sog. Viertäler erschlossen (14. Jahrh<strong>und</strong>ert). Neustadt soll auf <strong>de</strong>m Waldgebiet <strong>de</strong>s Priorats<br />

gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong> (v.1275), e<strong>in</strong> Indiz dafür, dass <strong>de</strong>r von Frie<strong>de</strong>nweiler ausgehen<strong>de</strong><br />

Lan<strong>de</strong>sausbau Teil <strong>de</strong>r territorialen Politik <strong>de</strong>r fürstenbergischen Lan<strong>de</strong>sherren gewesen<br />

war. Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts wird aber e<strong>in</strong>e Rückentwicklung <strong>de</strong>s Besiedlungsprozesses<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Erschließung erkennbar. Wüstungen, Güterverödungen <strong>und</strong><br />

damit e<strong>in</strong>hergehen<strong>de</strong> Besitzverluste machten <strong>de</strong>m Frauenkloster zu schaffen, die „Überbesiedlung“<br />

<strong>de</strong>s Schwarzwal<strong>de</strong>s (13./14. Jahrh<strong>und</strong>ert) hörte auf.<br />

Gengenbach (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schwarzwal<strong>de</strong>s, am Ausgang <strong>de</strong>s K<strong>in</strong>zigtales soll <strong>de</strong>r Abtbischof Pirm<strong>in</strong><br />

(†v.755) irgendwann nach se<strong>in</strong>er Vertreibung von <strong>de</strong>r Reichenau (727) das Kloster Gengenbach<br />

gegrün<strong>de</strong>t haben. Besie<strong>de</strong>lt mit Mönchen aus <strong>de</strong>m lothr<strong>in</strong>gischen Gorze, wuchs <strong>de</strong>r<br />

Konvent im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert bis auf 100 Mitglie<strong>de</strong>r an. Die Beziehungen zu <strong>de</strong>n karol<strong>in</strong>gischen<br />

Herrschern sicherten <strong>de</strong>m Kloster <strong>de</strong>n Status e<strong>in</strong>er Reichsabtei. 1007 schenkte König He<strong>in</strong>rich<br />

II. (1002-1024) Gengenbach se<strong>in</strong>em neu gegrün<strong>de</strong>ten Bistum Bamberg, die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

wur<strong>de</strong> bischöfliches Eigenkloster, das laut e<strong>in</strong>er Urk<strong>und</strong>e Papst Innozenz’ II.<br />

(1130-1143) über freie Abts- <strong>und</strong> Vogtwahl sowie über königliche „Freiheit“ (libertas) verfügte<br />

(1139). Im Investiturstreit stand Gengenbach auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Herrscher, mit <strong>de</strong>m<br />

Bamberger Reformkloster Michelsberg war es über se<strong>in</strong>e Äbte Poppo (†1071), Ruotpert<br />

(†1075) <strong>und</strong> Willo (†1085) verb<strong>und</strong>en. Willo wur<strong>de</strong> von Anhängern <strong>de</strong>r gregorianischen Reformpartei<br />

zeitweise aus Gengenbach vertrieben, dasselbe geschah mit se<strong>in</strong>em Nachfolger<br />

Hugo I. (1080/90er-Jahre). Gegen 1117 veranlassten <strong>de</strong>r St. Georgener Abt Theoger (1088-<br />

1119) <strong>und</strong> Bischof Otto I. von Bamberg (1102-1139) <strong>in</strong> Gengenbach e<strong>in</strong>e Klosterreform im<br />

Hirsauer bzw. St. Georgener S<strong>in</strong>ne. Dem entsprach es, dass 1120 nach <strong>de</strong>m Abbruch <strong>de</strong>r<br />

alten e<strong>in</strong>e neue Klosterkirche entstand, die sich an <strong>de</strong>r Hirsauer Bauschule orientierte: e<strong>in</strong>e<br />

dreischiffige Basilika mit Querhaus, e<strong>in</strong>em Haupt- <strong>und</strong> je zwei Nebenchören <strong>und</strong> -konchen.<br />

Der Chorraum wur<strong>de</strong> 1398/1415 gotisch umgebaut, e<strong>in</strong> Westturm kam im späten Mittelalter<br />

h<strong>in</strong>zu, 1690/1722 wur<strong>de</strong> die Kirche barockisiert <strong>und</strong> <strong>in</strong>stand gesetzt, 1892/1906 das Gotteshaus<br />

neuromanisch umgestaltet.<br />

Im Umfeld <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft formte sich im hohen Mittelalter <strong>de</strong>r Klosterort Gengenbach<br />

zur Stadt (opidum, 1231) aus. Unter Abt Lambert von Brunn (1354-1374), <strong>de</strong>m Kanzler<br />

Kaiser Karls IV. (1347-1378), wur<strong>de</strong> Gengenbach Reichsstadt (1360), wobei <strong>de</strong>r Reichsschultheiß<br />

vom Klosterleiter zu ernennen war. Lambert, <strong>de</strong>r Bischof von Speyer (1363-1371),<br />

Straßburg (1371-1374) <strong>und</strong> Bamberg (1374-1399) war, reorganisierte die Wirtschaftsverhältnisse<br />

<strong>de</strong>r Abtei, setzte sich gegen die benachbarten Herren von Geroldseck durch <strong>und</strong> führte<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt die Zunftverfassung e<strong>in</strong>. Obwohl die geistliche Geme<strong>in</strong>schaft <strong>de</strong>r benedikt<strong>in</strong>ischen<br />

Or<strong>de</strong>nsprov<strong>in</strong>z Ma<strong>in</strong>z-Bamberg angeglie<strong>de</strong>rt war, erreichten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folgezeit Reformimpulse<br />

Gengenbach nicht. Im Kloster <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts herrschte e<strong>in</strong>e weltlich-stiftische<br />

Lebenweise adliger Konventualen vor, <strong>de</strong>r Zugang zur Geme<strong>in</strong>schaft wur<strong>de</strong> Nichtadligen<br />

verwehrt (1461). Doch scheiterte die Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Chorherrenstift ebenso wie die E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>de</strong>r Bursfel<strong>de</strong>r Reform zu Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s 16. Jahrh<strong>und</strong>erts. In <strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>s Übertritts<br />

<strong>de</strong>r Stadt Gengenbach zum lutherischen Glauben (1525) geriet auch das Kloster <strong>in</strong> Gefahr,<br />

protestantisch zu wer<strong>de</strong>n. Im Zuge <strong>de</strong>s Augsburger Interims (1548) blieb die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>in</strong><strong>de</strong>s katholisch, <strong>und</strong> auch die Stadt kehrte zum alten Glauben zurück. Das Klos-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 58

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