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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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sche Buchkultur <strong>in</strong> Südwest<strong>de</strong>utschland. Danach war diese bee<strong>in</strong>flusst vom überragen<strong>de</strong>n<br />

Kultur- <strong>und</strong> Kunstzentrum von Ile-<strong>de</strong>-France <strong>und</strong> Paris, Letzteres auch die Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s<br />

kapet<strong>in</strong>gisch-französischen Königtums <strong>und</strong> Sitz <strong>de</strong>r wichtigen Universität. Südwest<strong>de</strong>utsche<br />

Zisterzienser studierten <strong>in</strong> Paris, Pariser Handschriften gelangten <strong>in</strong> <strong>de</strong>utsche Zisterzen, liturgische<br />

Bücher orientierten sich am französischen Vorbild, z.B. bei <strong>de</strong>r Notenschrift mit <strong>de</strong>n<br />

L<strong>in</strong>ien. Damit war die klösterliche Buchkultur Südwest<strong>de</strong>utschlands, soweit sie die Zisterzienser<br />

betraf, e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> größere, europäische Zusammenhänge. Das genannte Maulbronn-Lichtenthaler<br />

Antiphonar sowie zwei wohl von e<strong>in</strong>em Maulbronner Mönch Bertolf geschriebene<br />

Graduale aus <strong>de</strong>r Zeit um 1175 beleuchten dann die Situation von Skriptorium<br />

<strong>und</strong> Buchproduktion <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zisterze Maulbronn im hohen Mittelalter, wenn auch kaum mehr<br />

über die Maulbronner Bücher <strong>de</strong>s 12. <strong>und</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen ist.<br />

Erhalten geblieben ist immerh<strong>in</strong> die hoch- bis spätmittelalterliche Klosteranlage Maulbronns:<br />

die schmucklose romanische Pfeilerbasilika als Klosterkirche (1147/78) mit <strong>de</strong>m Chorgestühl<br />

aus <strong>de</strong>m 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, das Paradies (ca.1215), das W<strong>in</strong>terrefektorium (ca.1230), <strong>de</strong>r Kapitelsaal,<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlich gestaltete Kreuzgang (13.-15. Jahrh<strong>und</strong>ert) sowie die zahlreichen<br />

Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong> (Küferei, Schmie<strong>de</strong>, Fruchtkasten) <strong>und</strong> die Klostermauer mit <strong>de</strong>n<br />

Wehrtürmen. Im sog. Faustturm <strong>de</strong>s Klosters wohnte <strong>de</strong>r 1509 an <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger Universität<br />

zum Doktor <strong>de</strong>r Theologie promovierte Alchemist Johann (Georg) Faust (*ca.1480-†1540)<br />

im Jahr 1516.<br />

Neresheim (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Als Gründung <strong>de</strong>r Dill<strong>in</strong>ger Grafenfamilie entstand im Jahr 1095 <strong>in</strong> Neresheim (bei Aalen)<br />

unter päpstlichem Schutz (1095/99) e<strong>in</strong> Chorherrenstift, das 1106 <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Benedikt<strong>in</strong>erkloster<br />

umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Die Mönche kamen damals aus Petershausen, 1119 aus Zwiefalten.<br />

Neben <strong>de</strong>m Männer- gab es e<strong>in</strong>en Frauenkonvent, <strong>de</strong>r bis zur Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

bestand. Das Kloster ist um diese Zeit <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kämpfen zwischen <strong>de</strong>r staufischen <strong>und</strong> päpstlichen<br />

Partei schwer <strong>in</strong> Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen wor<strong>de</strong>n. Bis 1258 hatten die Dill<strong>in</strong>ger die<br />

Schirmvogtei über die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>ne, nach 1263 die Grafen von Ött<strong>in</strong>gen. Dem<br />

Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>s Klosters im 14. <strong>und</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert begegnete man ab 1481 mit <strong>de</strong>r Kastler<br />

<strong>und</strong> Melker Reformbewegung. 1764 wur<strong>de</strong> die Abtei reichsunmittelbar, 1803 aufgehoben.<br />

Neuenzell (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Sanktblasianischer Überlieferung zufolge grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Freiherr Diethelm von Tiefenste<strong>in</strong> an<br />

se<strong>in</strong>em Herrschaftssitz an <strong>de</strong>r Ibach im Hotzenwald die auf <strong>de</strong>n südlichen Ausläufern <strong>de</strong>s<br />

Schwarzwal<strong>de</strong>s gelegene Zelle, die von Diethelm an das Georgskloster <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> am Rhe<strong>in</strong><br />

übergeben wur<strong>de</strong> (nach 1251/52?). Graf Rudolf IV. von Habsburg (1240-1291), <strong>de</strong>r spätere<br />

König, zerstörte <strong>in</strong><strong>de</strong>s die von Ste<strong>in</strong> aus errichtete Propstei, das Georgskloster trat gegen<br />

e<strong>in</strong>e Entschädigung Neuenzell ab (1266/72), während <strong>de</strong>r Habsburger 1266 nach Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />

<strong>de</strong>r Kapelle Letztere mit e<strong>in</strong>er Pfrün<strong>de</strong> für e<strong>in</strong>en Weltgeistlichen dotierte. 1309/15<br />

tradierten die habsburgischen Herzöge Neuenzell mit Ausnahme <strong>de</strong>r Vogtei an das Kloster<br />

St. Blasien, das hier e<strong>in</strong>e Propstei e<strong>in</strong>richtete. Im Verlauf <strong>de</strong>s 14. Jahrh<strong>und</strong>erts wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

geistlichen Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> Neuenzell jedoch zunehmend die wirtschaftliche Basis durch<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 68

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