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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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(Bad) Säck<strong>in</strong>gen (Stift)<br />

Die mittelalterliche Frauengeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> Säck<strong>in</strong>gen, auf e<strong>in</strong>er Rhe<strong>in</strong><strong>in</strong>sel im Hochrhe<strong>in</strong><br />

gelegen, führte sich auf <strong>de</strong>n irischen Mönch <strong>und</strong> Heiligen Fridol<strong>in</strong> zurück, <strong>de</strong>r die geistliche<br />

Kommunität als Missionszelle (?) im 7. Jahrh<strong>und</strong>ert (?) grün<strong>de</strong>te <strong>und</strong> dort auch begraben<br />

liegt. In <strong>de</strong>r Karol<strong>in</strong>gerzeit stellte sich die Frauengeme<strong>in</strong>schaft als e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>m ostfränkischen<br />

Königtum unterstellte Institution dar, für die Mitte <strong>de</strong>s 10. Jahrh<strong>und</strong>erts ist e<strong>in</strong>e Liste <strong>de</strong>r Säck<strong>in</strong>ger<br />

Klosterfrauen (sorores) überliefert, die die Frauengeme<strong>in</strong>schaft unter <strong>de</strong>r Leitung<br />

e<strong>in</strong>er praeposita Irm<strong>in</strong>gard sieht. Im späten Mittelalter besaß das „A<strong>de</strong>lsfrauenkloster“<br />

Gr<strong>und</strong>besitz auch im südlichen Schwarzwald (Rickenbach, Zell im Wiesental), 1307 erhielt<br />

die Säck<strong>in</strong>ger Äbtiss<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Status e<strong>in</strong>er Reichsfürst<strong>in</strong>. Vögte waren im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert die<br />

Grafen von Lenzburg, ab 1173 die Habsburger. Baulicher Mittelpunkt <strong>de</strong>s Stifts war das Fridol<strong>in</strong>smünster<br />

mit se<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>kelgangkrypta aus <strong>de</strong>r Zeit um 825.<br />

Im W<strong>in</strong>dschatten <strong>de</strong>r geistlichen Kommunität entwickelte sich die Stadt Säck<strong>in</strong>gen mit <strong>de</strong>r<br />

Äbtiss<strong>in</strong> als Stadtherr<strong>in</strong>. Stadt <strong>und</strong> Stift waren <strong>in</strong> Spätmittelalter <strong>und</strong> früher Neuzeit e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en<br />

<strong>in</strong> die vor<strong>de</strong>rösterreichische Lan<strong>de</strong>sherrschaft, wenn auch die Äbtiss<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Status<br />

e<strong>in</strong>er Reichsfürst<strong>in</strong> erlangte (1307). Wirtschaftliche Probleme führten um die Mitte <strong>de</strong>s 16.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts zu e<strong>in</strong>er Stiftsreform, die Zahl <strong>de</strong>r adligen Frauen im Stift wur<strong>de</strong> auf sieben<br />

begrenzt. Um die Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrh<strong>und</strong>erts entstand das Fridol<strong>in</strong>smünster als Rokokokirche,<br />

e<strong>in</strong> Silber-Prunkschre<strong>in</strong> für die Gebe<strong>in</strong>e <strong>de</strong>s Heiligen wur<strong>de</strong> 1764 angefertigt. 1806 wur<strong>de</strong><br />

die Frauengeme<strong>in</strong>schaft säkularisiert <strong>und</strong> aufgehoben, Säck<strong>in</strong>gen wur<strong>de</strong> badisch, doch<br />

s<strong>in</strong>d hier noch heute die Reste <strong>de</strong>s ehemaligen Stiftschatzes (Evangeliare<strong>in</strong>band <strong>de</strong>s 10.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts, Reliquienkreuz <strong>de</strong>s 14. Jahrh<strong>und</strong>erts, Textilien) zu bew<strong>und</strong>ern.<br />

Salem (Zisterzienser)<br />

Die 1134 entstan<strong>de</strong>ne Zisterze Salem war vom elsässischen Lützel aus e<strong>in</strong>gerichtet wor<strong>de</strong>n.<br />

Sie war e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r ersten Zisterzienserklöster <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> entstand unter staufischer<br />

Beteiligung. In e<strong>in</strong>em Diplom König Konrads III. (1138-1152) von 1142 erhielt das Kloster<br />

Königsschutz <strong>und</strong>, damit verb<strong>und</strong>en, die Vogtei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Herrscher. Die daraus resultieren<strong>de</strong><br />

Königs- bzw. Reichsunmittelbarkeit <strong>de</strong>r Zisterze prägte auch die enge Anlehnung<br />

<strong>de</strong>s Klosters an die staufischen Herrscher während <strong>de</strong>r Amtszeit Abt Eberhards von Rohrdorf<br />

(1191-1240). Gegen lan<strong>de</strong>sherrschaftliche Konkurrenz <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />

geschlossenen Gr<strong>und</strong>herrschaft zwischen oberer Donau <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>nsee (Grangien-<br />

<strong>und</strong> Rentenwirtschaft) sowie e<strong>in</strong>es straff organisierten Klosterstaates für mitunter (1310)<br />

mehr als 300 Mönche konnte das Kloster auch im späten Mittelalter se<strong>in</strong>e reichsunmittelbare<br />

Stellung erhalten, die nochmals 1521 auf <strong>de</strong>m Wormser Reichstag Kaiser Karls V. (1519-<br />

1558) bestätigt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r frühen Neuzeit war Salem auf <strong>de</strong>n Reichstagen vertreten <strong>und</strong><br />

Mitglied <strong>de</strong>r Prälatenbank <strong>de</strong>s schwäbischen Reichskreises. Durch die Reformation g<strong>in</strong>g<br />

Besitz <strong>in</strong> Nürt<strong>in</strong>gen an das Herzogtum <strong>Württemberg</strong> verloren, e<strong>in</strong>e versuchte E<strong>in</strong>glie<strong>de</strong>rung<br />

Salems durch <strong>de</strong>n Konstanzer Bischof scheiterte spätestens 1562. Nach <strong>de</strong>r Brandkatastrophe<br />

von 1697 begann man mit <strong>de</strong>m barocken Neubau <strong>de</strong>r Klosteranlage (Kaisersaal von<br />

1708, Speisesaal mit Kachelofen von 1733, Ostflügel <strong>de</strong>s Kreuzgangs mit Bil<strong>de</strong>rzyklus zu<br />

Bernhard von Clairvaux von um 1766), die gotische Abteikirche, die vom Brand verschont<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 75

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