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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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Spätmittelalter kannte Reformen im Benedikt<strong>in</strong>ertum. Die Benedict<strong>in</strong>a Papst Benedikts XII.<br />

(1334-1342) von 1336 richtete (zunächst vergeblich) für <strong>de</strong>n Benedikt<strong>in</strong>eror<strong>de</strong>n 36 Prov<strong>in</strong>zen<br />

mit <strong>de</strong>n jeweiligen Prov<strong>in</strong>zialkapiteln e<strong>in</strong>; für Süd<strong>de</strong>utschland war die Or<strong>de</strong>nsprov<strong>in</strong>z Ma<strong>in</strong>z-<br />

Bamberg zuständig, <strong>de</strong>ren Prov<strong>in</strong>zialkapitel erstmals 1417 im Kloster Petershausen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Reformdiskussion beim Konstanzer Konzil (1414-1418) zusammentrat.<br />

Die Melker Reform <strong>und</strong> die Bursfel<strong>de</strong>r Union waren dann benedikt<strong>in</strong>ische Observanz-<br />

<strong>und</strong> Erneuerungsbewegungen <strong>de</strong>s 15. Jahrh<strong>und</strong>erts. Reform be<strong>de</strong>utete (auch) damals die<br />

E<strong>in</strong>führung neuer Gewohnheiten <strong>in</strong> <strong>de</strong>n zu reformieren<strong>de</strong>n <strong>Klöster</strong>n.<br />

Die 1093 gegrün<strong>de</strong>te Benedikt<strong>in</strong>erabtei Bursfel<strong>de</strong> a.d. Weser erreichte gegen Mitte <strong>de</strong>s 13.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert e<strong>in</strong>e gewisse Blütezeit, verfiel aber im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>in</strong> wirtschaftlicher <strong>und</strong><br />

monastischer H<strong>in</strong>sicht. Unter Abt Johannes De<strong>de</strong>roth (1430-1439) begann <strong>de</strong>r Aufstieg <strong>de</strong>s<br />

Klosters, se<strong>in</strong> Nachfolger Johannes Hagen (1439-1469) wur<strong>de</strong> zum eigentlichen Begrün<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Bursfel<strong>de</strong>r Kongregation (Union), die die von Bursfel<strong>de</strong> reformierten <strong>Klöster</strong> zusammenfasste<br />

(Urk<strong>und</strong>en von 1446, 1451, 1459). Zu <strong>de</strong>m straff organisierten Klosterverband stieß<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Mönchsgeme<strong>in</strong>schaften, auch <strong>Klöster</strong> im <strong>de</strong>utschen Südwesten wie Hirsau<br />

(1458) schlossen sich <strong>de</strong>r Kongregation an. Die Abtei Bursfel<strong>de</strong> g<strong>in</strong>g <strong>de</strong>r Union 1634 verloren,<br />

die Kongregation selbst bestand noch bis zum Jahr 1803.<br />

Das nie<strong>de</strong>rösterreichische Donaukloster Melk war ursprünglich e<strong>in</strong> von <strong>de</strong>n babenbergischen<br />

Markgrafen gegrün<strong>de</strong>tes Kanonikerstift (10./11. Jahrh<strong>und</strong>ert), bevor es 1089 <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Benedikt<strong>in</strong>erkloster<br />

umgewan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>. Das Kloster stand seit 1110 unter päpstlichem Schutz, unter<br />

Abt Engilschalk (1116-1121) hielt die von Hirsau <strong>und</strong> St. Georgen bee<strong>in</strong>flusste Admonter<br />

Reform hier E<strong>in</strong>zug. E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en war das Kloster seit <strong>de</strong>m 13. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>in</strong> die Lan<strong>de</strong>sherrschaft<br />

<strong>de</strong>r habsburgischen Österreicher, doch führte <strong>de</strong>r Brand <strong>de</strong>r Klosteranlage im Jahr<br />

1297 zum wirtschaftlichen Verfall <strong>de</strong>r Kommunität. Unter <strong>de</strong>m habsburgischen Herzog Rudolf<br />

IV. (1358-1365) besserte sich die Lage <strong>de</strong>s Klosters, das die vom Konstanzer Konzil (1414-<br />

1418) ausgehen<strong>de</strong>n Reformimpulse aufnahm. Melk zeichnete sich nunmehr durch e<strong>in</strong>e<br />

strenge Klosterdiszipl<strong>in</strong> aus, das Kloster wur<strong>de</strong> zum Ausgangspunkt <strong>de</strong>r sog. Melker Reform,<br />

die nach Österreich <strong>und</strong> Süd<strong>de</strong>utschland ausstrahlte <strong>und</strong> z.B. das Schwarzwaldkloster Hirsau<br />

zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st zeitweise erfasste. Die wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen Melks blieben <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Folgezeit<br />

weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>stabil, das Kloster (Stift) besteht heute noch.<br />

<strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> Tochterklöster. Gera<strong>de</strong> im Hochmittelalter wur<strong>de</strong>n Abhängigkeiten zwischen<br />

Mutter- <strong>und</strong> Tochterklöstern geschaffen, z.B. bei <strong>de</strong>n Benedikt<strong>in</strong>ern <strong>in</strong> Form von Propsteien<br />

<strong>und</strong> Prioraten. Die Benediktregel bezeichnet mit „Propst“ <strong>de</strong>n Zweiten nach <strong>de</strong>m Klosterabt,<br />

<strong>de</strong>n Stellvertreter <strong>de</strong>s Klosterleiters. In dieser H<strong>in</strong>sicht s<strong>in</strong>d die Titel „Prior“ <strong>und</strong> „Propst“ austauschbar.<br />

Der Propst ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft für die Verwaltung <strong>de</strong>s Klosterbesitzes<br />

zuständig. Die Propstei ist e<strong>in</strong>e Kommunität von Mönchen, die von e<strong>in</strong>em Propst geleitet<br />

wird. Der Prior war <strong>de</strong>r Stellvertreter <strong>de</strong>s Abtes, zuständig für die <strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äußeren Angelegenheiten<br />

<strong>de</strong>s Klosters, u.a. für die geistliche Aufsicht über die Mönche, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vorsteher<br />

e<strong>in</strong>es Klosters, das nicht Abtei war, also nicht von e<strong>in</strong>em Abt geleitet wur<strong>de</strong>. E<strong>in</strong> Kloster, <strong>de</strong>m<br />

e<strong>in</strong> Prior vorsteht, heißt Priorat. Amt <strong>und</strong> Stellung <strong>de</strong>s Priors fan<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>de</strong>r vom burg<strong>und</strong>ischen<br />

Kloster Cluny ausgehen<strong>de</strong>n Reformbewegung e<strong>in</strong>e Aufwertung.<br />

Bei <strong>de</strong>n Zisterziensern führte <strong>de</strong>r hierarchische Aufbau <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns von Anfang an dazu,<br />

dass die <strong>Klöster</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Klosterverband von Mutter- <strong>und</strong> Tochterklöstern e<strong>in</strong>bezogen waren;<br />

an <strong>de</strong>r Spitze stan<strong>de</strong>n dabei die Primarabteien, u.a. das burg<strong>und</strong>ische Morimond. Die<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 42

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