Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de
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saurar, zuständig für die Bewachung, Beleuchtung <strong>und</strong> Instandhaltung <strong>de</strong>s Klosters sowie<br />
die Verwaltung von Sakristei <strong>und</strong> Kirchenschatz, <strong>de</strong>m Lehrer (scholasticus) für die Ausbildung<br />
<strong>de</strong>r angehen<strong>de</strong>n Mönche, <strong>de</strong>m Pförtner (portarius), zuständig u.a. für das Hospital,<br />
<strong>de</strong>m Krankenwärter (<strong>in</strong>firmarius), <strong>de</strong>m Kantor, Speichermeister <strong>und</strong> sp<strong>in</strong>darius (Verwalter <strong>de</strong>r<br />
Lebensmittelvorräte). H<strong>in</strong>zu kamen Vollmönche <strong>und</strong> Laienbrü<strong>de</strong>r (Konversen) als Kanzlei-<br />
<strong>und</strong> Verwaltungspersonal, <strong>in</strong> Frauenklöstern zu<strong>de</strong>m Mönche o<strong>de</strong>r Kanoniker als Geistliche<br />
für die Seelsorge <strong>de</strong>r Nonnen.<br />
Bei <strong>de</strong>m hierarchisch organisierten Bettelor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Franziskaner stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Generalm<strong>in</strong>ister<br />
<strong>und</strong> die Prov<strong>in</strong>zialm<strong>in</strong>ister an <strong>de</strong>r Spitze, <strong>de</strong>r Kusto<strong>de</strong> war verantwortlich für die Kustodien<br />
als Prov<strong>in</strong>zteile, die Leitung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Franziskanerkonvents hatte <strong>de</strong>r Guardian <strong>in</strong>ne.<br />
Bildung im Kloster<br />
Jegliche klösterliche Bildung im früheren Mittelalter basierte auf <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Antike überlieferten<br />
artes liberales, <strong>de</strong>n „(sieben) freien Künsten“, also <strong>de</strong>m Trivium („Dreiweg“), bestehend<br />
aus: Grammatik, Dialektik (Logik) <strong>und</strong> Rhetorik, <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Quadrivium („Vierweg“), bestehend<br />
aus <strong>de</strong>n mathematischen Wissenschaften Arithmetik, Geometrie, Astronomie <strong>und</strong><br />
Musik. Dem Novizen o<strong>de</strong>r Mönch oblag <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Klosterschule zunächst (<strong>und</strong> z.g.T. e<strong>in</strong>zig) <strong>de</strong>r<br />
Erwerb <strong>de</strong>r late<strong>in</strong>ischen Sprache, <strong>de</strong>r Bildungssprache <strong>und</strong> Sprache <strong>de</strong>r Liturgie im Mittelalter;<br />
alle Gesänge <strong>und</strong> Gebete waren auf Late<strong>in</strong>, ebenso die Bibel (Vulgata), die Schriften <strong>de</strong>r<br />
Kirchenväter, die meisten <strong>de</strong>r Aufzeichnungen <strong>de</strong>s Klosters von <strong>de</strong>r Geschichtsschreibung<br />
bis zu <strong>de</strong>n Heberegistern. Die Bildung <strong>de</strong>r Mönche basierte auf <strong>de</strong>n Büchern, <strong>de</strong>m „geistigen<br />
Schatz“ <strong>de</strong>s Klosters. Im Skriptorium wur<strong>de</strong>n late<strong>in</strong>ische Bücher abgeschrieben, die Bibliothek<br />
bestand aus wenigen bis e<strong>in</strong>igen <strong>in</strong> Late<strong>in</strong> verfassten Codices, die man mitunter auch<br />
an<strong>de</strong>rswo erworben hatte, Tischlesungen <strong>und</strong> die Verpflichtung <strong>de</strong>r Mönche, etwa während<br />
<strong>de</strong>r Fastenzeit zu lesen, gehörten zum monastischen Alltag.<br />
Walahfrid Strabo. E<strong>in</strong>en Repräsentanten Reichenauer Kultur möchten wir hier vorstellen:<br />
Walahfrid Strabo, <strong>de</strong>n Reichenauer Mönch <strong>und</strong> Abt (838-849). Geboren 808/09 <strong>in</strong> Schwaben,<br />
war Walahfrid m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens ab 822 Mönch auf <strong>de</strong>r Reichenau <strong>und</strong> genoss hier e<strong>in</strong>e hervorragen<strong>de</strong><br />
Erziehung, die er seit 827 mit Studien bei Hrabanus Maurus <strong>in</strong> Fulda vervollständigte.<br />
829 wur<strong>de</strong> er Erzieher Karls <strong>de</strong>s Kahlen, <strong>de</strong>s Sohnes Kaiser Ludwigs <strong>de</strong>s Frommen,<br />
838 durch Letzteren als Abt <strong>de</strong>r Reichenau e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Walahfrid ist bekannt durch se<strong>in</strong> weitgespanntes literarisches Œuvre. Se<strong>in</strong>e Dichtungen, u.a.<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Hexametern verfasste Nachdichtung <strong>de</strong>r Vision <strong>de</strong>s Reichenauer Mönchs Wetti (Visio<br />
Wett<strong>in</strong>i, 826/27), s<strong>in</strong>d kunstvoll, manchmal episch <strong>und</strong> mitunter schwierig. Neben Hymnen,<br />
Epigrammen, Briefgedichten u.a. ist weiter <strong>de</strong>r Hortulus <strong>de</strong>s Walahfrid Strabo zu nennen,<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Dichter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zeit als Abt über <strong>de</strong>n Reichenauer Klostergarten schrieb. Der Gelehrte<br />
<strong>und</strong> Lehrer verfasste noch Kommentare zum Pentateuch <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n Psalmen, Predigten,<br />
e<strong>in</strong> Werk zum christlichen Gottesdienst sowie e<strong>in</strong>e Briefmustersammlung. Walahfrid überarbeitete<br />
nach älteren Quellen die Gallusvita, auch e<strong>in</strong>e Vita <strong>de</strong>s St. Galler Abtes Otmar<br />
(719-759) stammt von ihm <strong>und</strong> zeigt die damals engen Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n <strong>Klöster</strong>n<br />
St. Gallen <strong>und</strong> Reichenau auf.<br />
Schreiben, Schrift, Skriptorium. Die Benediktregel setzte bei <strong>de</strong>n Mönchen die Fähigkeit<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 27