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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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ter sollte noch bis zu se<strong>in</strong>er Säkularisierung bestehen bleiben; 1803/07 wur<strong>de</strong> Gengenbach,<br />

Stadt <strong>und</strong> (Reichs-) Abtei, badisch.<br />

Aufbauend auf Gründungsgut im K<strong>in</strong>zigtal, entstand im Verlauf <strong>de</strong>s frühen <strong>und</strong> hohen Mittelalters<br />

die Gr<strong>und</strong>herrschaft <strong>de</strong>s Klosters Gengenbach, die sich entlang <strong>de</strong>r unteren <strong>und</strong> mittleren<br />

K<strong>in</strong>zig, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Ortenau, aber auch im Neckargebiet aus<strong>de</strong>hnte <strong>und</strong> auf Eigenwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Fronhofsverwaltung (D<strong>in</strong>ghofverfassung) basierte. Siedlungen e<strong>in</strong>er ersten Rodungsstufe<br />

(bis 1139) entlang <strong>de</strong>s K<strong>in</strong>zigtals nutzten seit <strong>de</strong>m hohen Mittelalter die Dreifel<strong>de</strong>rwirtschaft,<br />

Orte e<strong>in</strong>er zweiten Rodungsphase (bis 1287) lagen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Seitentälern <strong>de</strong>s K<strong>in</strong>zigtals<br />

<strong>und</strong> zeichneten sich durch e<strong>in</strong>e geschlossene Hofwirtschaft aus. Patronatsrechte an <strong>de</strong>r Mart<strong>in</strong>skirche<br />

<strong>in</strong> Gengenbach, an <strong>de</strong>n Pfarrkirchen <strong>in</strong> Biberach, Ste<strong>in</strong>ach, aber auch <strong>in</strong> Nie<strong>de</strong>reschach<br />

u.a. kamen zur Gr<strong>und</strong>herrschaft h<strong>in</strong>zu, ebenso die Wallfahrtskapelle St. Jakob auf<br />

<strong>de</strong>m Bergle bei Gengenbach, die 1294 geweiht wur<strong>de</strong>. Die Kirchen s<strong>in</strong>d teilweise <strong>de</strong>m Kloster<br />

<strong>in</strong>korporiert wor<strong>de</strong>n. Päpstliche (1139, 1235, 1252, 1287) <strong>und</strong> kaiserliche Besitzbestätigungen<br />

(1309, 1331, 1516) sollten <strong>de</strong>r Abtei Güter <strong>und</strong> Rechte sichern helfen.<br />

Die Stellung als Reichsabtei verdankte das spätmittelalterliche <strong>und</strong> frühneuzeitliche Gengenbacher<br />

Kloster <strong>de</strong>r Schirmvogtei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Herrscher, die e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r<br />

Ortenauer Reichslandvogtei, e<strong>in</strong>gerichtet unter König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291),<br />

gewesen war. Doch blieb die Reichslandvogtei zumeist (bis 1551/56) an angrenzen<strong>de</strong> Lan<strong>de</strong>sherren<br />

verpfän<strong>de</strong>t. Zuvor waren die Herzöge von Zähr<strong>in</strong>gen Gengenbacher Klostervögte<br />

gewesen, dann (1218) die staufischen Könige, schließlich (1245) die Straßburger Bischöfe.<br />

Das Kloster besaß im hohen <strong>und</strong> späten Mittelalter e<strong>in</strong> Skriptorium <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Buchb<strong>in</strong><strong>de</strong>rei,<br />

das berühmte Gengenbacher Evangeliar stammt aus <strong>de</strong>r 1. Hälfte <strong>de</strong>s 12. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Frühneuzeitlich ist die Gengenbacher Late<strong>in</strong>schule.<br />

Gutenzell (Zisterzienser<strong>in</strong>nen)<br />

Gutenzell (bei Biberach) gehörte mit Ba<strong>in</strong>dt, Heggbach o<strong>de</strong>r Rottenmünster zu <strong>de</strong>n Zisterzienser<strong>in</strong>nenklöstern,<br />

die, <strong>in</strong> <strong>de</strong>n 1220er- <strong>und</strong> 1230er-Jahren gegrün<strong>de</strong>t, unter <strong>de</strong>r geistlichen<br />

Aufsicht <strong>de</strong>r Abtei Salem stan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Reichsunmittelbarkeit bzw. Reichsstandschaft erlangten.<br />

E<strong>in</strong>e Schutzurk<strong>und</strong>e Papst Gregors IX. (1227-1241) aus <strong>de</strong>m Jahr 1238 weist auf e<strong>in</strong>en<br />

längeren Entstehungsprozess <strong>de</strong>r Frauengeme<strong>in</strong>schaft h<strong>in</strong>, die sich erst allmählich als Zisterzienser<strong>in</strong>nenkloster<br />

konstituiert haben muss. Wie bei <strong>de</strong>n Zisterziensern üblich, wur<strong>de</strong> das<br />

beschei<strong>de</strong>n ausgestattete Kloster von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Herrschern bevogtet, so dass von daher<br />

B<strong>in</strong>dungen an das Königtum vorhan<strong>de</strong>n waren. 1418 wur<strong>de</strong> die Kommunität mit <strong>de</strong>n<br />

Reichsfreiheiten privilegiert, 1437 erhielt es Gerichtshoheit. Besitz <strong>in</strong> acht Orten ist nachweisbar,<br />

wie e<strong>in</strong> Urbar von 1449 darlegt. 1521 geschah die Aufnahme <strong>de</strong>s Klosters <strong>in</strong> die<br />

Reichsmatrikel, als Reichsstand besaß die Äbtiss<strong>in</strong> Sitz <strong>und</strong> Stimme <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Reichsprälatenbank<br />

<strong>de</strong>s Schwäbischen Reichskreises. E<strong>in</strong>e barocke Neugestaltung von Klosterkirche <strong>und</strong> -<br />

anlage erfolgte ab <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. 1768 kaufte die Frauengeme<strong>in</strong>schaft vom<br />

Mutterkloster Salem die Hochgerichtsbarkeit. 1805 wur<strong>de</strong> Gutenzell säkularisiert <strong>und</strong> durch<br />

die Grafen von Törr<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Besitz genommen, während die Lan<strong>de</strong>shoheit an <strong>Württemberg</strong><br />

kam.<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 59

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