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Klöster und Stifte in Baden-Württemberg - Michael-buhlmann.de

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geblieben war, wur<strong>de</strong> zwischen 1774 <strong>und</strong> 1784 klassizistisch umgestaltet. H<strong>in</strong>zu kamen <strong>de</strong>r<br />

Bau <strong>de</strong>r Birnauer Wallfahrtskirche (am Bo<strong>de</strong>nsee, 1746-1750) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Innenausbau <strong>de</strong>s<br />

abteilichen Schlosses Kirchberg (bei Immenstadt).<br />

Der umfangreiche Gr<strong>und</strong>besitz <strong>de</strong>s Klosters war <strong>in</strong> <strong>de</strong>r frühen Neuzeit schon längst <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>er Rentengr<strong>und</strong>herrschaft organisiert, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r die Mönchsgeme<strong>in</strong>schaft die nie<strong>de</strong>re <strong>und</strong><br />

hohe Gerichtsbarkeit besaß. Der Klosterbesitz war nach Ämtern geglie<strong>de</strong>rt (z.B. das Oberamt<br />

<strong>in</strong> Salem für das „unterbergische Land“ mit 22 Orten <strong>und</strong> 3800 Untertanen, das Oberamt<br />

<strong>in</strong> Ostrach mit 14 Orten <strong>und</strong> 1300 E<strong>in</strong>wohnern usw.). Die Reichsabtei Salem wur<strong>de</strong> 1802<br />

aufgehoben, <strong>de</strong>r Mönchskonvent 1804. Das Kloster selbst <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Großteil se<strong>in</strong>es Besitzes<br />

kam an die Markgrafen von <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>, die die Klostergebäu<strong>de</strong> als Wohnsitz für die nicht regieren<strong>de</strong>n<br />

Familienmitglie<strong>de</strong>r nutzten („Familienfi<strong>de</strong>ikomiss“). 1920 wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> Salem e<strong>in</strong>e Reformschule<br />

gegrün<strong>de</strong>t, 2008/09 ist das Salemer Schloss Hauptverhandlungsmasse im Kompromiss<br />

zwischen <strong>de</strong>m Land <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Haus <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>.<br />

St. Blasien (Benedikt<strong>in</strong>er)<br />

Über die Frühgeschichte <strong>de</strong>s Klosters St. Blasien besteht Unklarheit. Die cella alba <strong>de</strong>s<br />

Hochrhe<strong>in</strong>klosters Rhe<strong>in</strong>au soll im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert am Anfang e<strong>in</strong>er Entwicklung h<strong>in</strong> zum<br />

Kloster St. Blasien <strong>de</strong>s 11. Jahrh<strong>und</strong>erts gestan<strong>de</strong>n haben. Demnach muss sich die Zelle im<br />

Südschwarzwald (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em längeren Prozess) von Rhe<strong>in</strong>au gelöst haben. Vielleicht spielte<br />

<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Überlieferung als „<strong>Stifte</strong>r“ bezeichnete (sanctus) Reg<strong>in</strong>bertus (10. Jahrh<strong>und</strong>ert?)<br />

e<strong>in</strong>e Rolle, je<strong>de</strong>nfalls ist mit Werner I. (1045?-1069) erstmals e<strong>in</strong> Abt von St. Blasien bezeugt.<br />

Am 8. Juni 1065 erhielt das Schwarzwaldkloster, das im Übrigen mit <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>lsfamilie<br />

um Herzog Rudolf von Rhe<strong>in</strong>fel<strong>de</strong>n (1057-1079) verb<strong>und</strong>en war, von König He<strong>in</strong>rich IV.<br />

(1056-1106) e<strong>in</strong> Immunitätsprivileg, zwischen 1070 <strong>und</strong> 1073 s<strong>in</strong>d Kontakte zum cluniazensischen<br />

Reformkloster Fruttuaria <strong>in</strong> Oberitalien anzunehmen. Folge dieser Kontakte waren<br />

<strong>de</strong>r Anschluss St. Blasiens an die fruttuarische Reformrichtung, die E<strong>in</strong>führung <strong>de</strong>s Instituts<br />

<strong>de</strong>r Laienbrü<strong>de</strong>r (Konversen) <strong>und</strong> wohl die Gestaltung St. Blasiens als Doppelkloster von<br />

Mönchen <strong>und</strong> Nonnen; die Nonnen sollten dann vor 1117 das Kloster Berau besie<strong>de</strong>ln. Der<br />

Historiograf Bernold von Konstanz (*ca.1050-†1100) stellt St. Blasien neben Hirsau <strong>und</strong> Allerheiligen<br />

(<strong>in</strong> Schaffhausen) als führen<strong>de</strong>s schwäbisches Reformkloster dar. Von St. Blasien<br />

sollten u.a. reformiert o<strong>de</strong>r (als Priorat, Propstei) gegrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: Muri (1082), Göttweig<br />

(1094, Göttweiger Reform), Ochsenhausen (1099), Ste<strong>in</strong> am Rhe<strong>in</strong> (v.1123), Prüm (1132)<br />

<strong>und</strong> Maursmünster (v.1166). An Kommunitäten im Schwarzwald bee<strong>in</strong>flusste St. Blasien die<br />

<strong>Klöster</strong> Alpirsbach (1099), Ettenheimmünster (1124) <strong>und</strong> Sulzburg (ca.1125) sowie se<strong>in</strong>e<br />

Propsteien Weitenau (ca.1100), Bürgeln (v.1130) <strong>und</strong> Sitzenkirch (ca.1130). E<strong>in</strong>e Liste von<br />

Gebetsverbrü<strong>de</strong>rungen, um 1150 erstellt, zeigt die Weitläufigkeit <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen<br />

St. Blasien <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Frauen- <strong>und</strong> Männerkonventen.<br />

Im Verlauf <strong>de</strong>s 12. Jahrh<strong>und</strong>erts erlahmte <strong>in</strong><strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Eifer <strong>de</strong>r Schwarzwäl<strong>de</strong>r Mönche, die<br />

Aktivitäten wur<strong>de</strong>n vom Ausbau e<strong>in</strong>er umfangreichen Gr<strong>und</strong>herrschaft dom<strong>in</strong>iert. Im 14. <strong>und</strong><br />

15. Jahrh<strong>und</strong>ert erreichte die Gr<strong>und</strong>herrschaft ihre größte Aus<strong>de</strong>hnung <strong>und</strong> erstreckte sich<br />

über weite Gebiete <strong>de</strong>s Südschwarzwal<strong>de</strong>s, unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>de</strong>r genannten Propsteien<br />

sowie <strong>de</strong>s Nonnenklosters Gutnau <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rkirchen <strong>in</strong> Nie<strong>de</strong>rrotweil, Schluchsee, Wettelbrunn,<br />

Achdorf, Hochemm<strong>in</strong>gen, Todtnau, Efr<strong>in</strong>gen, Schönau, Wangen, Ploch<strong>in</strong>gen, Nassenbeuren<br />

usw. Die Schutzvogtei <strong>de</strong>r Bischöfe von Basel konnte abgeschüttelt wer<strong>de</strong>n, wie<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Klöster</strong> <strong>und</strong> <strong>Stifte</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> 76

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