carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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war bestrebt, den schlechten Eindruck der Koppeschen Affäre zu verwischen und<br />
Steins hervorragendes Finanzgenie in das rechte Licht zu setzen. Man werde ohne<br />
Stein schwerlich auskommen und die sich bietenden Finanzquellen ohne ihn nicht<br />
völlig ausnutzen können. Napoleon lenkte hier ab, er meinte, der Haß der<br />
Offiziere gegen ihn sei unermeßlich und müsse mit Strenge geahndet werden.<br />
IV. Zwischen Krieg und Frieden 1808/09<br />
1. Kongreß in Erfurt 259)<br />
Am 20.9.08, einem Dienstag, fuhr Napoleon über Straßburg zur Kaiserbegegnung<br />
nach Erfurt. Die Dauer seiner Reise wurde auf etwa einen Monat festgesetzt. Mit<br />
Spannung verfolgt Brockhausen den weiteren Verlauf dieser „Entrevue illustre et<br />
éclatante“. Die Rheinbundfürsten waren sämtlich eingeladen, die Könige<br />
eigenhändig <strong>von</strong> Napoleon. Von entscheidender Bedeutung war, daß auch<br />
Alexander dem Rufe Napoleons folgte.<br />
Brockhausen sieht ganz klar, Napoleon braucht diese Aussprache mit dem Zaren<br />
dringend, da ihm dieser den Rücken freihalten und Wiens Ruhe gewährleisten<br />
soll. Man spricht <strong>von</strong> einem feierlichen Bündnis gegen Überlassung einiger<br />
Provinzen der Türkei an Rußland. Für Brockhausen ist diese Zusammenkunft vom<br />
Standpunkt Preußens deshalb wichtig, weil er durch Alexanders Einfluß die Be-<br />
strebungen zur Verbesserung des Loses Preußens gefördert zu sehen hofft. Zu<br />
diesem Zwecke hat er vor der Abreise Tolstois diesem eine genaue Aufstellung<br />
aller notwendigen Forderungen mitgegeben und auch den Prinzen Wilhelm ent-<br />
sprechend benachrichtigt, da er; wie bemerkt, <strong>von</strong> dessen Einwirkung auf<br />
Alexander sich Gutes verspricht.<br />
2. Bündnis RußlandFrankreich 260)<br />
An Stelle Tolstois wurde der russische Gesandte in Wien, Fürst Kurakin, nach Paris<br />
versetzt, was Brockhausen bei seiner Vertrautheit mit Tolstoi unter verschiedenen<br />
Gesichtspunkten bedauerte.<br />
Zunächst erschien Romanzoff, der dem preußischen Gesandten alsbald erklärte,<br />
er wolle mit ihm auf gutem Fuße leben entsprechend der Freundschaft beider<br />
Länder. Romanzoff tat besorgt wegen der Kriegsvorbereitungen in Wien, die sein<br />
System der Beruhigung Europas und der Verständigung mit Frankreich zerstören<br />
könnten. Es verlautete, die Trennung der beiden Kaiser in Erfurt sei nicht mit der<br />
gleichen Herzlichkeit erfolgt, wie das erste Zusammentreffen.<br />
Zwischen Romanzoff und Kurakin, der am 26.11. eingetroffen war, herrschte eine<br />
Kälte, die Brockhausen oft in Verlegenheit setzte. Solange Romanzoff in Paris war,<br />
schienen die Befugnisse Kurakins aufgehoben. Brockhausen glaubte den wahren<br />
Grund des Aufenthalts Romanzoffs, der <strong>von</strong> Napoleon wiederum ganz besonders<br />
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