carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ich Sie aufrichtigst, wenn man die besprochene Voreingenommenheit Ihnen<br />
gegenüber aufgibt, und ich hoffe, daß dem so sei. Aber ich glaube, Ihnen nicht<br />
verhehlen zu dürfen, daß nach den vertraulichen Äußerungen des Grafen St. Mar-<br />
san der Kaiser, nachdem er einmal um Ihre Abberufung ersucht hat, nicht wieder<br />
auf die Sache zurückkommen wird, sondern sie erwartet und damit rechnet als<br />
auf einen Beweis der Ergebenheit des Königs. Ich bin Ihnen diese vertrauliche<br />
Eröffnung schuldig. Aber gleichzeitig muß ich bemerken, daß ich noch nicht die<br />
geringste Nachricht <strong>von</strong> Königsberg habe und wahrscheinlich erst nach Rückkehr<br />
des Königs nach Berlin, die bestimmt am 23.12. erwartet wird, die Sache sich<br />
entscheiden wird. Seien Sie versichert, daß mit lebhaftem Vergnügen alles, was an<br />
mir liegt, geschehen soll nach dem Wunsche Euer Exzellenz. Ich kenne Sie als <strong>von</strong><br />
zu großem Eifer für das Wohl des Staates erfüllt, als einen zu großen<br />
Vaterlandsfreund, als daß Sie nicht den Umständen weichen würden, wenn sie zu<br />
meinem großen Bedauern sich als unabänderlich erweisen sollten. Wir alle sind<br />
mehr oder weniger und ich sicherlich an erster Stelle der Sündenbock für alles,<br />
was bei uns mißfallen hat. Aber Sie werden nie zögern, Ihre persönlichen<br />
Wünsche, so berechtigt sie auch sein mögen, dem unterzuordnen und zu opfern,<br />
was das allgemeine Wohl erheischt.“<br />
Inzwischen berichtet Brockhausen wiederum in einem Privatschreiben vom<br />
10.12.1809 an den König folgendermaßen: „In Verfolg meiner Bemühungen,<br />
meine hiesige Stellung aufzuklären in Bezug auf die <strong>von</strong> Napoleon erwähnten Vor-<br />
urteile, habe ich diese Tage eine vertrauliche Aussprache mit Champagny gehabt.<br />
Er kann mir nur wiederholen, daß Napoleon nichts in Bezug auf meine Person<br />
gesagt habe, daß er jedenfalls nicht daran denke, mir den Rat zu geben, um meine<br />
Abberufung zu bitten. Champagny sei aber gerne bereit, mir zu übermitteln, was<br />
Napoleon in der Folge ihm über mich sagen könnte. Er werde bald in der Lage<br />
sein, etwas ganz Beruhigendes mitzuteilen. Da ich am hiesigen Amte aus keinem<br />
anderen Grunde festhalte, als aus dem Interesse des königlichen Dienstes, habe<br />
ich auch keinen anderen Grund, meine Lage hier aufzuklären als die Reinheit<br />
meiner Hingabe an den Staat und die Person des Königs. Der Empfang, den ich in<br />
den verschiedensten Hofzirkeln hatte, ist in keiner Weise unterschieden <strong>von</strong> dem,<br />
den der übrige Teil des diplomatischen Korps erhält.“<br />
5. Durchführung der Abberufung Bockhausens 291)<br />
Doch leider war diese Mitteilung zu spät an den König gelangt. Inzwischen hatte<br />
er bereits seine Entscheidung getroffen. Goltz schreibt darüber unterm 18. 12.:<br />
„Ich glaube die Freundschaftspflicht zu haben, alsbald mitzuteilen, daß meine<br />
Vermutung hinsichtlich Euerer Exzellenz Abberufung durch eine Kabinettsordre<br />
vom 13.12.1809 Wahrheit geworden ist. Seine Majestät hat geglaubt, sich nicht<br />
enthalten zu können, diesen Entschluß zu fassen, so großes Bedauern Sie auch<br />
empfindet. Aber ich habe die Genugtuung, Ihnen ankündigen zu können, daß,<br />
indem Seine Majestät diese Maßnahme als durch die Umstände unweigerlich<br />
geboten erachtet, dennoch, wie ich und alle Minister, die vollkommenste Ge-<br />
rechtigkeit Ihrem vaterländischen Eifer und Ihren Talenten zollt, die Sie in dieser<br />
schwierigen und wichtigen Stellung entfaltet haben. Ihre Abberufung wird in<br />
122