carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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so erhebliche Vergrößerung und Machterweiterung ihres zwar geschätzten, aber<br />
doch auch gefürchteten Nachbarn mit ansehen. Andererseits läßt Brockhausen<br />
sich durch die anscheinend aufrichtigen Liebenswürdigkeiten Bonapartes nicht<br />
täuschen. Die Versammlung so meint er im Bericht vom 2.12.1797 scheine be-<br />
stimmt zu sein, blindlings zu zeichnen, was man bereits in den früheren Verträgen<br />
festgesetzt habe. Sein Standpunkt ist jetzt und später: Deutschland soll seine rein<br />
deutschen Angelegenheiten selbst und zwar schnellstens regeln. Hierbei kann<br />
dann auch Preußen die ihm gebührende Rolle spielen und sein König großen<br />
Ruhm erwerben, zugleich auch der revolutionäre Geist gebändigt werden 52) .<br />
Es sollte anders kommen. Wien rüstete zu neuem Kampf und suchte die<br />
deutschen Staaten mit hineinzuziehen. Ein kaiserliches Kommissionsdekret<br />
annullierte sämtliche in Rastatt bewilligten Zugeständnisse. Der Kongreß wurde<br />
als aufgelöst und weiteres Verhandeln als „unkonstitutionell“ betrachtet.<br />
Bemerkenswert für die Feststellung der Ursachen des Gesandtenmordes, für den<br />
Brockhausen nur Worte tiefsten Abscheus findet, ist folgende bereits unterm<br />
16.4.1799 anscheinend aus guter Quelle geschöpfte Nachricht: Erzherzog Karl<br />
werde, um die Auflösung des Kongresses zu vollenden, dafür sorgen, daß die<br />
französischen Vertreter, sei es gutwillig, sei es gewaltsam, sich entfernen (faire<br />
partir), da ihre Anwesenheit in unmittelbarer Nachbarschaft des österreichischen<br />
Heeres während der jetzigen Umstände große Unzuträglichkeiten haben könnte<br />
53) .<br />
Nach den trotz anfänglich glänzender Erfolge eingetretenen schweren<br />
Schicksalsschlägen zwang der unglückliche Friede <strong>von</strong> Lunéville, den Cobenzl<br />
unter Berufung auf die Vorgänge beim Frieden zu Rastatt und Baden 1714, zu-<br />
gleich im Namen des Reiches abschloß, alle Beteiligten aufs neue an den<br />
Verhandlungstisch. Diesmal war es der Ausschuß des Reichstages, der die<br />
Entschädigungs und Verweltlichungsfrage zu regeln hatte. In Wahrheit waren es<br />
freilich Frankreich und Rußland, die ständig durch ihre Gesandten in die<br />
Verhandlungen bestimmend eingriffen und deren Wünsche pflichtschuldigst und<br />
liebedienerisch zu erfüllen man sich bemühte. Brockhausen sah sehr bald, daß auf<br />
Entgegenkommen Sachsens gegenüber Preußens Wünschen nach Lage der Dinge<br />
nicht zu rechnen sein werde, daß vielmehr eine offenbare Schwenkung Dresdens<br />
nach der Hofburg hin mit Sicherheit eintreten müsse. Als Preuße <strong>von</strong> altem Schrot<br />
und Korn beklagte Brockhausen es tief, daß wie er sich ausdrückt es seit der<br />
Erhebung Preußens zum Königreich kein Beispiel gebe, wo Preußen als Glied einer<br />
Reichsdeputation unter so weitreichendem Einfluß des kaiserlichen Hofes<br />
gestanden habe 54) . Die Mitteilung der schließlich für Preußen erwachsenen<br />
Entschädigungen rief, wie vorauszusehen, große Unzufriedenheit in Dresden<br />
hervor. Mit absichtlicher Kälte empfing der Minister des Auswärtigen diese<br />
Nachricht.<br />
Brockhausen. schildert in lebhaften Farben die Unruhe, mit der man in Dresden<br />
die weitere Entwicklung der Dinge in Ansehung der Reichsverfassung verfolgte;<br />
denn in dieser sahen die kleineren und mittleren Staaten ihren letzten<br />
Rettungsanker, den sie nun aber als verloren betrachten mußten 55) .<br />
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