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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Kann Preußen mit Rußlands Hilfe ohne weiteres mit einem glücklichen Schlage<br />

den Krieg beenden?<br />

Und werden andere Länder, insonderheit Österreich, bereit sein, sich am Kriege<br />

zu beteiligen, um so den Sieg zu erringen?<br />

Müssen beide Fragen verneint werden, so sei zu erwägen, ob es nicht genug des<br />

Blutvergießens sei und ob nicht zweckmäßig in Verhandlungen einzutreten wäre,<br />

für welche die Verhältnisse im Frühjahr vielleicht noch günstiger lägen wie später.<br />

Für den Fall, daß die Verhandlungen im hierfür seiner Lage nach besonders<br />

geeigneten Teplitz geführt werden sollten, bot sich Brockhausen als<br />

Verhandlungsleiter an.<br />

Noch einmal kommt Brockhausen in eingehender Darstellung der Lage hierauf<br />

zurück (3.6.1807). Schon zweifelt er, ob selbst ein entscheidender Sieg an der<br />

Weichsel das französische Heer zertrümmern werde, so daß Napoleon sich zu<br />

einem günstigen Frieden bereit finden lassen würde. Nachdem auf die Hilfe<br />

Englands und Schwedens nicht mehr zu rechnen sei, müsse man sich ernstlich die<br />

Zukunft überlegen 182) . „Man wird sich zweifellos tapfer schlagen, aber man wird<br />

den Ruin des Landes vollenden. Man wird, nicht mehr durch das Versuchen des<br />

Kriegsglücks den Staat retten können. Noch ist es Zeit, an der Spitze bedeutender<br />

Kräfte zu verhandeln. Wenn wir noch mehr Mittel verlieren, noch weitere<br />

Rückschläge erleiden, wird man damit enden, die schlechtesten Bedingungen sich<br />

auferlegen lassen zu müssen.“ 183)<br />

Als Verhandlungsleiter schlägt er in erster Linie den General Kalkreuth vor, wenn<br />

die Verhandlungen <strong>von</strong> der Armee ausgehen sollen, sonst, wenn entfernt <strong>von</strong> der<br />

Armee, auch sich selbst, „plus mon zèle que mes talents“, zumal er den Franzosen<br />

„weder im guten noch im bösen Sinne bekannt“ sei.<br />

Dieser wohlgemeinte Ratschlag ging ad acta. Die Geschichte war bereits darüber<br />

hinweggeschritten, als der Bericht in Memel eintraf.<br />

5. Nach dem Tilsiter Frieden 184)<br />

Der Friede zu Tilsit war geschlossen.<br />

Schon früher hatte Brockhausen den trostlosen Niedergang der Wirtschaft,<br />

insbesondere der Industrie Berlins, und hier wiederum der Seidenfabriken,<br />

beklagt. Mit Empörung berichtet er die ihm mitgeteilten Verwüstungen in<br />

Schlesien und Südpreußen, welche in erster Linie Bayern und Württemberger sich<br />

hatten zu schulden kommen lassen. Er sagt.: „Das ist eine wahre Horde <strong>von</strong><br />

Barbaren, würdig des 15. Jahrhunderts. Man sollte nicht glauben (dies mit Bezug<br />

auf die Bayern), daß sie zu dem gleichen Stamme gehören, dessen Dasein durch<br />

Preußen einst gesichert worden ist, indem sie jetzt die schönsten Provinzen seines<br />

damaligen Beschützers verwüsten.“ Er rühmt den Geist der Schlesier, welche ihre<br />

Anhänglichkeit und Liebe zu König und Vaterland aufs treulichste bewiesen haben<br />

185) . Viele brave Soldaten haben den Wunsch, wieder zur Armee zu stoßen. Leider<br />

fehlt es an Geld, besonders seit der Belagerung <strong>von</strong> Glatz. Der mit ihrer<br />

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