carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Die Art zu verhandeln, die Menschen und ihre Neigungen zu nehmen und zu<br />
bearbeiten, die, sie anzuhören und auf ihre Beweisangaben zu erwidern, ist eine<br />
schwere Kunst, die man nur mit der Zeit, durch Übung und verschiedenartige<br />
Erfahrung lernt. Ich wage mir daher zu schmeicheln, daß Seine Königliche Hoheit<br />
auch ferner den Willen hat, jenes unbegrenzte Vertrauen, das er mir <strong>von</strong> Anfang<br />
an bezeugt hat und das jedenfalls nötig ist für den Erfolg der Verhandlungen auf<br />
dieser schlüpfrigen Bühne wie für meine Person, mir auch weiterhin bekunden<br />
wird.“<br />
Man darf bei dem Charakter Brockhausens annehmen, daß auch der in seinem<br />
Bericht vom 13.5.1808 gemachte Vorschlag, für den Fall der<br />
Kaiserzusammenkunft im Sommer, den Prinzen dorthin kommen zu lassen, um<br />
Napoleon unter Beistand Alexanders günstig zu beeinflussen, keineswegs <strong>von</strong><br />
eigensüchtigen Beweggründen eingegeben war, sondern nur dazu dienen sollte,<br />
die Angelegenheiten des Vaterlandes zu fördern.<br />
12. Zwischenfall Le Roux 249)<br />
Nun trat indes ein Zwischenfall ein, der in erster Linie dem Prinzen, dann aber<br />
auch dem Gesandten große Unannehmlichkeiten bereiten und zugleich wiederum<br />
einen Vorwand zu unfreundlicher Stellungnahme Napoleons bieten sollte. Eines<br />
Tages wurde Brockhausen durch den Polizeiminister Fouché unterrichtet, daß der<br />
diplomatische Begleiter des Prinzen, der Geheimrat Le Roux, alsbald auf<br />
besonderen Befehl Napoleons Paris zu verlassen habe. Nach den Gründen<br />
befragt, äußerte sich Fouché nicht in bestimmter Weise, gab aber der Ansicht<br />
Ausdruck, daß man <strong>von</strong> Seiten des preußischen Hofes Le Roux in keiner Weise<br />
bedauern dürfe. „Er verriet Sie während seiner ersten Anwesenheit unter der<br />
Gesandtschaft Lucchesinis. Er händigte mir Noten aus, er lieferte sie anderen. Er<br />
ist es, der mir bereits am nächstfolgenden Tage den entscheidenden Brief<br />
übergab, durch welchen Lucchesini den Krieg bei Ihnen entzündete. Ich ließ ihn<br />
bezahlen, er ließ sich <strong>von</strong> anderen bezahlen, auch <strong>von</strong> England und Rußland; er<br />
war ein Verschwender. Diesen beiden Schurken verdanken Sie Ihr Unglück. Jene<br />
haben angefangen, Sie zu betrügen und so sind Sie blindlings in den unseligen<br />
Krieg hineingestolpert.“ Zum Schluß betonte Fouché, daß die Ausweisung Le<br />
Rouxs sich nicht gegen die preußische Regierung oder gar den König oder den<br />
Prinzen richte, sondern nur seinetwegen allein geschehe. „Nichts“ sagt<br />
Brockhausen „machte mich so betroffen, wie der zuversichtliche und bestimmte<br />
Ton, mit dem Fouché diese Anschuldigungen vortrug und auf mein Ersuchen<br />
wiederholte. Freilich kam auch nichts dem leidenschaftlichen Hasse gleich, der ihn<br />
gegen Lucchesini und Le Roux beseelte. Er blieb dabei, sie die Urheber des Krieges<br />
zu nennen und erklärte, daß Le Roux niemals wieder nach Paris zurückkehren<br />
dürfe“.<br />
Brockhausen faßt seine eigene Meinung dahin zusammen, daß es schwer zu sagen<br />
sei, ob Le Roux in der Tat diese harten Maßnahmen verdient habe. Nicht<br />
ausgeschlossen sei es, daß er ehemals in einige Intrigen Lucchesinis verwickelt<br />
gewesen und hierbei in eine Falle der Pariser Polizei gegangen sei. Vielleicht seien<br />
auch persönliche Briefe <strong>von</strong> ihm aufgefangen worden. Wie dem auch sei, es wäre<br />
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