carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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teilen. Keine bedeutsame Sache ist während dieser Zeit entschieden ohne ihr<br />
Zusammenwirken. Man darf daher nicht dulden, daß nach Regelung der Dinge<br />
zwischen Paris und Wien aus den Händen dieser Staaten die den einzelnen<br />
zugedachte Entschädigung empfangen wird“. 62) „Man sieht“ fährt er später fort –<br />
„mit Kummer die Erniedrigung Deutschlands infolge des befehlshaberischen<br />
Auftretens der Mediatmächte Frankreich und Rußland, man hätte die Sache auch<br />
beschleunigen können, ohne sich einer Sprache zu bedienen, die vielleicht<br />
gegenüber der besiegten Schweiz, und dem niedergeworfenen Italien denkbar ist,<br />
die sich aber hier gegen eine Vereinigung <strong>von</strong> Mächten richtet, worunter sich eine<br />
solche befindet, die nur das Recht des Siegers kennt“. 63)<br />
Der ganze Stolz des Altpreußen, der sein geliebtes Vaterland über alles stellt,<br />
spricht aus solchen Worten. Aber es ist eine Sprache, die man namentlich bei der<br />
damaligen Einstellung Berlins dort nicht verstand. Jedenfalls hatte sich um diese<br />
Zeit die sonst recht guten Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern<br />
Sachsen und Preußen in wenig erfreulicher Weise gelockert.<br />
In noch höherem Grade wurde die einst feste Grundlage gegenseitiger<br />
Freundschaft zwischen Preußen und Sachsen erschüttert durch die Unruhe und<br />
Unzufriedenheit, welche die abwartende, schwächliche, ja zweideutige Politik des<br />
Berliner Kabinetts gegenüber den sich stets mehrenden Übergriffen des<br />
französischen Usurpators hervorgerufen hatte.<br />
Bereits die im Jahre 1801 auf Betreiben Frankreichs erfolgte Besetzung Hannovers<br />
durch die Preußen, Hamburgs durch die Dänen, hatte auch in Dresden lebhaftes<br />
Mißfallen erregt. 64) Es waren gewiß in erster Linie wichtige Handelsbelange, die<br />
für den sächsischen Kaufmann und damit für das ganze Land auf dem Spiele<br />
standen, deren Beeinträchtigung lebhafte Beunruhigung hervorrief. Es war aber<br />
auch die höhere, edlere Auffassung <strong>von</strong> der sittlichen Verpflichtung<br />
Norddeutschlands, insonderheit Preußens, zu einer ernsten, würdige, stetigen<br />
Haltung gegenüber Frankreich, welche diese Mißstimmung verursachte.<br />
Noch wurde die militärische Machtstellung Preußens allgemein als kraftvoll<br />
betrachtet. „Es ist“, sagt Brockhausen, „sehr glücklich, daß es in Europa eine<br />
Macht gibt, die Bonaparte fürchtet und beachtet“ 65) . Von diesem Gesichtspunkte<br />
aus ist Brockhausen sehr erfreut, sowohl aus Gesprächen mit dem französischen<br />
Gesandten Larochefoucauld. wie auch sonst zu entnehmen, daß die damaligen<br />
preußischen Truppenverschiebungen „einige Unruhe“ verursacht haben, „eine<br />
Unruhe bei einer Regierung, die sonst alles Schwache mit Füßen tritt und nur<br />
diejenigen achtet, die ihr Übles tun können“.<br />
Die Sicherheit des Nordens Deutschlands hängt für ihn allein <strong>von</strong> Preußen ab.<br />
Nicht lange jedoch und man verliert allgemein mehr und mehr das Vertrauen zu<br />
Preußens Stärke. Die klägliche Haltung Preußens anläßlich der im Jahre 1803 <strong>von</strong><br />
den Franzosen wider alles Recht vorgenommenen Besetzung Hannovers und der<br />
dadurch eingetretenen Bedrohung ganz Norddeutschlands hatte in Dresden<br />
größte Bestürzung und Verwirrung zur Folge gehabt. 66) Trefflich sind<br />
Brockhausens <strong>von</strong> echt staatsmännischem Geiste getragenen Betrachtungen,<br />
insbesondere auch über Bonapartes Gewaltpläne, die er weitschauend bereits<br />
voraussieht. Brockhausen zeigt sich hier stets als echter Preuße und sagt seiner<br />
Regierung, mit deren Haltung er aufs äußerste unzufrieden ist, in der Maske der<br />
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