carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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10. Vorstellungen Brockhausens zu Gunsten Preußens 274)<br />
Angesichts des drohenden Krieges mit Österreich befürchtete Brockhausen die<br />
Heranziehung des <strong>von</strong> Preußen in Aussicht gestellten Kontingents gemäß des<br />
Pariser Vertrages. Er beugte vor durch den Hinweis, daß Preußen bei seiner<br />
eigenartigen Lage weder Schlesien noch die Küsten entblößen könne. Unmittelbar<br />
vor Ausbruch des Krieges hatte er eine eingehende Besprechung mit Berthier<br />
gehabt, der damals als ein besonderer Günstling Napoleons zu gelten hatte. Er<br />
wiederholte die frühere Bitte um Befreiung Küstrins. Berthier meinte: „Das wird<br />
sich ganz <strong>von</strong> selbst machen, wenn der Krieg ausbricht. Man muß Vertrauen<br />
haben; wenn man das nicht aufkommen lassen will, wird Preußen auf alle Vorteile<br />
verzichten müssen, die es sonst erlangen wird.“ Auf Brockhausens weitere Frage<br />
meinte der Fürst <strong>von</strong> Neufchatel bezüglich der Ostseeküste: „Wir werden<br />
hinsichtlich aller Schritte mit Preußen Fühlung nehmen; der Kaiser hat gute<br />
Absichten mit Preußen.“ „Werden diese guten Absichten“, versetzte<br />
Brockhausen, „soweit gehen, Preußen aus dem Zustand der Schwäche<br />
emporzuheben?“ „Der Kaiser“, erwiderte Neufchatel, „wird sehen, was er tun<br />
kann, wenn das Verhalten Preußens ihm mehr Vertrauen einflößt.“ Von<br />
Brockhausen auf die für Preußen gefährliche Nachbarschaft <strong>von</strong> Polen und<br />
Westphalen hingewiesen, tröstete Neufchatel: „Napoleon hat immer noch genug,<br />
um Preußen zu vergrößern.“<br />
Brockhausen schloß die Unterredung, indem er den Prinzen auf die<br />
Notwendigkeit verwies, die weitausgedehnten Küsten durch preußische Truppen<br />
zu schützen. Neufchatel beschränkte sich hierauf zu sagen: „Alles, wird sich<br />
erreichen lassen, sobald der Krieg ausgebrochen ist; es, kommt alles darauf an,<br />
Preußen vor aktivem Eingreifen zu bewahren.“ „Der Fürst <strong>von</strong> Neufchatel ist z.Zt.<br />
der einzige, dem der Kaiser volles Vertrauen schenkt; darum konnte ich mich nur<br />
an ihn wenden. Die Möglichkeit einer Besetzung Berlins hält er für ganz<br />
ausgeschlossen. Für den Augenblick sind also die preußischen Staaten in<br />
Sicherheit. Es gilt jedoch in militärischer und politischer Hinsicht ein festes System<br />
aufzustellen. Von der Weisheit, der Energie, aber auch der Geschicklichkeit der<br />
preußischen Regierung hängt es ab, Preußen vor großem Unglück zu bewahren.“<br />
Brockhausen warnte in jener Zeit erneut vor Eintritt in den Rheinbund. Die Lage<br />
Preußens wäre dann noch viel beklagenswerter. Bisher hatte Champagny noch<br />
Stillschweigen beobachtet über den Beistand, den man auf Grund des Pariser<br />
Vertrages fordern konnte.<br />
Ein inzwischen eingegangenes Handschreiben Friedrich Wilhelms an den schon ins<br />
Feld gerückten Napoleon wurde diesem nachgesandt. Es enthielt verschiedene<br />
Wünsche, über welche Brockhausen auch seinerseits mit Champagny ver-<br />
handelte.<br />
Gleich beim ersten Punkt, betreffend die im Herzogtum Warschau<br />
beschlagnahmten Kapitalien entfuhr es Champagny mit einer bei ihm<br />
ungewohnten Schärfe: „Was, Ihr wollt Bedingungen stellen bei Ausführung des<br />
Vertrages? Ihr brecht also Eure Zusagen? Ihr wollt aus den Umständen Vorteile<br />
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