carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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C. GESANDTENZEIT IN PARIS<br />
I. Bis zum Eintreffen des Prinzen Wilhelm<br />
1. Bestellung und Anfänge 196)<br />
Die mannhafte und tatkräftige Haltung Brockhausens in der schweren Zeit nach<br />
dem Zusammenbruche Preußens hatte den Gedanken nahegelegt, ihn nunmehr<br />
in bedeutenderen Angelegenheiten des königlichen Dienstes wie bisher zu<br />
verwenden. König Friedrich Wilhelm III., der viel <strong>von</strong> den Kenntnissen und<br />
Talenten Brockhausens hielt 197) , hatte sogar daran gedacht, ihm die Leitung des<br />
Außenministeriums anzuvertrauen. Dies hatte jedoch Hardenberg, dessen<br />
unfreundliche Einstellung gegenüber dem Dresdner Gesandten uns schon<br />
bekannt ist und der <strong>von</strong> der angeblichen „Starrköpfigkeit“ Brockhausens<br />
Reibungen innerhalb des Kabinetts befürchten zu sollen glaubte, zu verhindern<br />
gewußt.<br />
Gegen eine gleichfalls erörterte Übertragung des Wiener Gesandtenpostens an<br />
Brockhausen hatte sich die Hofburg ausgesprochen, weil dort <strong>von</strong> der Dresdener<br />
Zeit her die Gegnerschaft des protestantischen Altpreußen Hertzbergscher Schule<br />
gegen das katholischhabsburgische Österreich nur zu gut bekannt war 198) . Unter<br />
dem 22.7.1807 wurde nunmehr, wie wir gesehen haben, <strong>von</strong> Memel aus bei dem<br />
noch in Teplitz weilenden Brockhausen angefragt, ob er bereit sei, den wieder neu<br />
errichteten Gesandtenposten in Paris zu übernehmen, was er mit dem Ausdruck<br />
des Dankes bejahte. Durch Kabinettsorder vom 22.8.1807 wurde seine Ernennung<br />
zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Pariser<br />
Hofe ausgesprochen. Die Ausstellung des Beglaubigungsschreibens erfolgte unter<br />
dem 18.9. Weiter wurde dem inzwischen zum Staatsminister beförderten Ge-<br />
sandten eine besondere „Instruktion für die Verhandlungen bezüglich der<br />
Herabsetzung der im Tilsiter Frieden Preußen auferlegten Bedingungen“<br />
mitgegeben.<br />
Brockhausen war sich ganz klar über die ungeheuren Schwierigkeiten seiner<br />
Aufgabe. Er wünschte sich ebensoviel Glück für seine Unternehmung, wie er mit<br />
ernstem Eifer an die Dinge herangehen wolle. „Je ne me cache pas les difficultés<br />
et les chagrins qui m’attendent, mais je suis prêt à tout soutenir avec<br />
résignation.“ 199)<br />
Er war nüchtern genug, eine Besserung der Lage in erster Linie <strong>von</strong> den<br />
Vorstellungen und guten Diensten Rußlands zu erwarten, für welches Napoleon<br />
noch Beachtung zu zeigen scheine. In einem persönlichen Schreiben an den<br />
Außenminister Grafen Goltz aus dieser Zeit 200) bezeichnet er als die einzige<br />
Hoffnung Alexanders Teilnahme an Preußen Geschick. Er hält es für eine der<br />
ersten Pflichten des Pariser Gesandten, die Abneigung Napoleons gegen Preußen<br />
zu überwinden. Die Freundschaft zwischen Alexander und Napoleon sei zur Zeit<br />
die Garantie für den Bestand Preußens.<br />
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