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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Trotz solcher Vertraulichkeiten läßt Brockhausen sich nicht „einwickeln“, er hegt<br />

nach wie vor Zweifel an der Aufrichtigkeit der französischen Politik. Er sucht<br />

seinerseits näheres über die Pläne Bonapartes und Talleyrands in Erfahrung zu<br />

bringen.<br />

Es gelingt ihm, Larochefoucaulds gelegentlich überschäumende<br />

Leidenschaftlichkeit zu besänftigen, der bei allen möglichen, auch oft<br />

verhältnismäßig geringen Anlässen, scharf gegen den Dresdener Hof vorgeht. So<br />

beklagt er sich bitter über die Haltung <strong>von</strong> Geheimagenten seitens der<br />

sächsischen Regierung in Paris. Er bringt zur Sprache, daß in dem in Sachsen<br />

erscheinenden Almanach immer noch die Bourbonen, nicht Napoleon als Inhaber<br />

der Regierungsgewalt aufgeführt seien. Er entrüstet sich über die Vorstellung<br />

eines Breteuil bei Hofe und das Verbleiben eines d’Antraigues 132) . Er verlangt<br />

Ablegung des Ludwigskreuzes 133) <strong>von</strong> allen bei Hofe vorgelassenen Personen, was<br />

zu sehr unangenehmen Streitigkeiten Anlaß gibt. Angeblich handelt er auf Befehl<br />

Bonapartes selbst, der auch anscheinend so unbedeutende Dinge mit der ihm<br />

eigenen Heftigkeit verfolgt. Larochefoucauld gesteht Brockhausen, daß er Auftrag<br />

hat, d’Antraigues zu überwachen. Trotz dieser Vertraulichkeiten hält Brockhausen<br />

die Augen offen und ist sich klar darüber, daß die Politik Frankreichs auf ein<br />

Hinhalten Preußens und auch Sachsens hinausläuft, bis man soweit ist, daß man<br />

gegen den Norden Deutschlands vorgehen könne 134) .<br />

Im September 1804 sieht Brockhausen deutlich, daß Napoleon den Krieg braucht<br />

und bringt wenig später die bezeichnende Äußerung Napoleons: „Wenn ich nur<br />

erst den Winter erreicht habe, gehe ich über die Leichen meiner offenen und<br />

versteckten Feinde.“ 135)<br />

Er sieht auch weiter. Er weiß, worauf Napoleons gewaltiger Plan abzielt.<br />

Das hindert nicht, daß Brockhausen Larochefoucauld in seiner Art auch weiterhin<br />

schätzt und seinen Fortgang im Januar 1805 bedauert. Bezeichnend für die Art<br />

dieses, seine herzogliche Abstammung denn doch nicht ganz verleugnenden<br />

Mannes ist es, daß er, wie Brockhausen meint, um sich für manche kleine Unbill<br />

zu rächen, das sonst üblicherweise im Vorzimmer des Kurfürsten dem fremden<br />

Gesandten verabfolgte Abschiedsgeschenk nur in seiner Privatwohnung<br />

entgegennehmen will.<br />

An Stelle des nur ganz kurz die Gesandtenstelle in Dresden verwaltenden<br />

Legationssekretärs de Moustiers 136) trat dann bald Durand, ein „angenehmer<br />

manierlicher Mann“, sehr reich, <strong>von</strong> Talleyrand nach Dresden mit dem<br />

ausdrücklichen Hinweis auf die zentrale Lage Dresdens versetzt, <strong>von</strong> wo aus man<br />

ganz Deutschland beobachten könne 137) .<br />

6. Polen 138)<br />

Bei den vielfachen engen Beziehungen, die gerade seitens der französischen<br />

Regierung und der französischen Gesandten in Dresden mit den Polen<br />

unterhalten wurden, mag hier eine Darstellung der hierauf bezüglichen Be-<br />

trachtungen Brockhausens folgen.<br />

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