carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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sichern zu können. Zur Zeit bleibe nichts weiter übrig, wie seinen Blick auf die<br />
freien Städte, auf Elbe und Weser zu richten. Das Kabinett habe soeben <strong>von</strong><br />
Bonaparte die außerordentlich beruhigende Nachricht erhalten, daß angesichts<br />
der erneuten Vermittlung die Neutralität der Hansestädte beachtet werden solle.<br />
Das Kabinett arbeite daran, zu versuchen („s’il est possible“ eigenhändiger Zusatz<br />
<strong>von</strong> Haugwitz) auch für die Zukunft die Neutralität dieser Städte zu erhalten und<br />
ebenso des Handels der Elbe und Weser. So bedauerlich auch die Umstande sein<br />
mögen, Norddeutschland vor dem Ärgsten, d.h. Zerstörung seines Handels, zu<br />
bewahren, das sei zur Zeit die Aufgabe.<br />
Brockhausen antwortet (Dresden 23.6. und 27.6.1803): Sachsen und die<br />
Nordstaaten, 22 Jahre lang an den Schutz durch Preußen gewöhnt, sähen sich<br />
plötzlich vom Feinde umringt. Die Bitte eines treuen Vaterlandsfreundes gehe<br />
dahin, daß die Zahl der Franzosen in Hannover auf höchstens 20 000 beschränkt<br />
werde und Frankreich sich verpflichte, seine Truppen <strong>von</strong> Elbe und Aller<br />
zurückzuziehen. Dann würde wenigstens eine gewisse Beruhigung eintreten bei<br />
denen, die Ruhe und den Bestand ihres Vaterlandes lieben. Die Sicherheit<br />
Hamburgs und der Elbmündungen werde sonst nur <strong>von</strong> kurzer Dauer sein.<br />
Wir täuschten uns nicht, fährt Brockhausen fort, als wir trotz aller schönen<br />
Redensarten die Besetzung Kuxhavens und die Schließung der Elbe als das Ziel<br />
Bonapartes ansahen. Neueste Nachrichten meiden den Einmarsch der Franzosen<br />
in das Amt Ritzebüttel, trotz „der heiligsten Versprechungen, die dem treuen<br />
Freund gegeben waren“. Man erwarte mit Recht eine Menge stufenweise immer<br />
energischer werdender Schritte, die endlich Norddeutschland zwingen, die<br />
nationale Ehre und Unabhängigkeit zu verteidigen. Der Handel Sachsens sei<br />
naturgemäß auch der Schlesiens. Die Sendung der Waren aus der Oberlausitz<br />
nach Hamburg habe bereits ausgesetzt, die kräftigsten Quellen des Wohlstandes<br />
seien auf lange verstopft. „Wie traurig und betrübend für den, der den Ruhm<br />
seines Vaterlandes liebt, dies Sichausbreiten einer Macht in Norddeutschland, die<br />
ihre Wurzeln bald vertiefen und sich auf unsere Kosten nähren wird.“<br />
Man verstehe, erwiderte das Kabinett (Berlin 1.7.1803), die Unruhe in Dresden.<br />
Sein besonderes Augenmerk müsse man richten auf die freien Städte und die<br />
Freiheit des neutralen Handels. Kaum sei das Ministerium <strong>von</strong> der Besetzung<br />
Kuxhavens unterrichtet worden, als es auch bereits lebhafte Vorstellungen habe<br />
ergehen lassen, sowohl an den französischen Gesandten in Berlin, wie durch<br />
Lucchesini. Es sei richtig, man könne die militärischen Maßnahmen Frankreichs<br />
nicht mit Ruhe ansehen. Mortier habe sich bei Lüneburg gelagert. Das in Yssel<br />
gesammelte Korps unter Desolles werde in Osnabrück einmarschieren. Ein drittes<br />
Korps sammele sich zwischen Köln und Düsseldorf am Niederrhein, mit noch<br />
geheimer Bestimmung. Bonaparte habe indes Zusicherungen an Hamburg durch<br />
Reinhardt gemacht.<br />
Demgegenüber Brockhausen: (Dresden 11.7.1803.) Die Zusicherungen seien als<br />
Einschläferungsversuche anzusehen. Die Maßnahmen der Franzosen sprächen<br />
dem Hohn. Man solle nur verhindert werden, beizeiten geeignete Gegenmaß-<br />
nahmen zu treffen. Die Sammlung der Reservearmeen könne nur als Mittel<br />
angesehen werden zur Verdeckung der großen Pläne gegen Dänemark und dann<br />
gegen Preußen und Sachsen. Der Augenschein lehre, daß Bonaparte alle<br />
kontinentalen Mächte zwingen wolle, sich gegen England zu erklären.<br />
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