carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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französischen Dienststellen nicht gerade beliebt zu machen in der Lage war.<br />
Hierzu kam vielleicht auch, daß trotz der Bemühungen Brockhausens der<br />
Ordenshunger gewisser einflußreicher Herren infolge der Zurückhaltung des<br />
Berliner Kabinetts nicht gestillt wurde. Schließlich ist, wenn auch nicht<br />
nachweisbar, doch sehr wahrscheinlich, daß gelegentlich der Anwesenheit des<br />
Königs <strong>von</strong> Sachsen und seines Ministers bei der bekannten gegenseitigen<br />
Einstellung, <strong>von</strong> diesen nicht gerade im liebenswürdigsten Tone über Brockhausen<br />
berichtet wurde.<br />
2. Andererseits aber hatte Brockhausen, wie nicht übersehen werden kann,<br />
gewisse Eigenschaften, welche ihm an diesem, einem überschäumenden<br />
Genußleben, einem hohlen Glanze und einer übertriebenen Prunksucht<br />
huldigenden Hofe ein volles „Sichwohlfühlen“ nicht ermöglichten. Sein Ernst,<br />
seine schlichte Einfachheit, seine durch eigene Vermögensumstände und die Lage<br />
seines Vaterlandes bedingte Sparsamkeit, sein unermüdlicher Pflichteifer, seine<br />
ehrliche Redlichkeit, sein offener Freimut, seine unbestechliche Vaterlandsliebe<br />
mochten ihn so manchem nicht genehm erscheinen lassen 296) .<br />
3. Was nun Preußen anbelangte, so ist uns bereits bekannt, daß Brockhausen<br />
unter den Geheimräten Berlins nicht allzuviel Freunde besaß. Zu oft hatte er<br />
durch Klagen über nicht genügende Bedienung <strong>von</strong> Seiten Berlins, durch Be-<br />
schwerden über die Geschäftsführung, insonderheit auch ungenügende<br />
Beachtung des Amtsgeheimnisses, zu oft durch unerbetene wenn auch<br />
wohlgemeinte und vielfach sachlich zutreffende Ratschläge, zu oft durch eine<br />
selbst vor dem leitenden Minister nicht Halt machende Kritik Mißbehagen<br />
ausgelöst. Durch die offene Darlegung der ihm über den wohlangeschriebenen<br />
Geheimrat Le Roux zu Ohren gekommenen Mitteilungen, durch Warnung vor<br />
Indiskretionen des Gesandten <strong>von</strong> Schladen, durch Winke und Hinweise in<br />
Ordensangelegenheiten, hatte er diese Stimmung gegen sich nicht vermindert.<br />
Nicht ganz vergessen mag bei dem König doch auch die gewiß <strong>von</strong><br />
Zwischenträgern vergrößerte angebliche Verschuldung Brockhausens bei<br />
Gelegenheit der Sendung des Prinzen Wilhelm geblieben sein.<br />
Hören wir, was die deutschen Geschichtsschreiber hierüber sagen. Ranke begnügt<br />
sich mit dem Bemerken: „Brockhausen war <strong>von</strong> Paris abberufen.“ 297) Stern sagt:<br />
„Die Stellung des preußischen Gesandten war inzwischen unhaltbar geworden.“<br />
298) Duncker sagt: „Man hoffte mit Zahlungen usw., mit der Ersetzung<br />
Brockhausens durch Krusemark in Paris, mit der Zusage, daß Graf Finkenstein aus<br />
Wien abberufen und General Scharnhorst das Kriegsministerium aufgeben werde,<br />
durch halbe Maßregeln und schwächliche Mittel … den Zorn Napoleons zu<br />
beschwichtigen 299) .<br />
Prüfen wir unsererseits die Tatsachen noch einmal nach, so ergibt sich folgendes<br />
Bild: Zweifellos hat Napoleon in einer Aufwallung des Zornes, auf Grund <strong>von</strong><br />
Zuträgereien, die Abberufung Brockhausens zunächst einmal gefordert. Ob er bei<br />
nicht sofortigem Eingehen auf diesen Wunsch, darauf nachhaltig bestanden hätte,<br />
muß allerdings zweifelhaft erscheinen. Zwar wurde Brockhausen am 8.11. ein <strong>von</strong><br />
Stern mitgeteilter Bescheid 300) , daß man den früheren Äußerungen nichts<br />
hinzuzusetzen habe und am 8.1.1810 soll Napoleon noch einmal gefragt haben,<br />
ob denn Brockhausen schon abberufen sei 301) .<br />
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