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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Die einzige Hoffnung in diesem trüben Durcheinander blieb immer noch Rußland<br />

und insbesondere sein wackerer preußenfreundlicher Gesandter, Graf Tolstoi.<br />

Dieser kann unmöglich glauben, daß Napoleon <strong>von</strong> seinem ihm gegebenen<br />

Ehrenwort, wonach die Räumung Preußens nach Erledigung der<br />

russischtürkischen Zwischenfälle stattfinden sollte, abgehen könnte. Zur Freude<br />

Tolstois hatte Alexander eine recht weitgehende Erklärung zugunsten Preußens<br />

und seiner Wünsche durch den Grafen Tschernitscheff nach Bayonne etwa Mitte<br />

April überbringen lassen. Er bat in diesem Handschreiben um Annahme des<br />

Vertragsentwurfs vom 9.3. und zugleich um Erleichterung der drückendsten Be-<br />

stimmungen dieses Entwurfs. Dessen Unterzeichnung, die gleichzeitige<br />

Entfernung der Truppen und die Wiederherstellung der Regierungsgewalt des<br />

Königs werde Alexander stets als ein besonders hervorragendes Zeichen ihrer<br />

beiderseitigen Freundschaft ansehen. Die Note des Zaren ließ, wie Tolstoi<br />

betonte, es nicht fehlen am Ausdruck wärmsten Mitgefühls für die Leiden<br />

Preußens. Der russische Gesandte befolgte mit seltenem Eifer die Weisungen<br />

seines kaiserlichen Herrn und bedauerte nur, daß sie nicht erheblich früher ge-<br />

kommen seien.<br />

Was die Räumung anbelangt, so befürchtet Brockhausen allerdings, daß Napoleon<br />

im Hinblick auf die unsichere Lage an der Ostsee, ein Korps an der Oder<br />

zurücklassen werde. Doch stehe zu hoffen, daß dieses nicht die Verwaltungs-<br />

befugnisse beeinträchtigen werde, die der Steinsche Entwurf dem König<br />

zurückgeben will. Einen Hoffnungsstrahl für baldige Räumung biete die Rückkehr<br />

einer großen Anzahl <strong>von</strong> Frauen höherer französischer Offiziere. Sehr bedauerlich<br />

und zugleich für die ganze Stellungnahme Napoleons bezeichnend war ein durch<br />

Tolstoi Brockhausen übermitteltes Wort des Kaisers: Preußen habe noch zuviel<br />

Truppen, man müsse ihm die Zahl vorschreiben, die es halten dürfe: etwa 40 000<br />

Mann. Er habe das beim Abschluß des Friedens mit Österreich vergessen. Daher<br />

habe man dort so schnell das Heer in alter Stärke erstehen lassen können.<br />

Brockhausen befürchtet hiernach, daß eine Heeresverminderung Preußen an-<br />

gesonnen werden würde.<br />

10. Zwischenfall Sack 245)<br />

Ein anderes, Hindernis, welches Napoleon einen neuen Vorwand zu seiner<br />

ablehnenden Haltung gab und zugleich ihn aufs äußerste erzürnte, war die<br />

Beschwerde gegen die Errichtung eines großen französischen Feldlagers in der<br />

Nähe Berlins. Die märkischen Stände hatten hiergegen Verwahrung eingelegt.<br />

Was aber besonders bedauerliche Folgen hatte, war die Tatsache, daß<br />

augenscheinlich infolge einer landesverräterischen Anzeige, der Vorsitzende der<br />

Friedenskommission, der Geheimrat Sack, als Aufwiegler und Revolutionär<br />

gegenüber Napoleon hingestellt wurde. Dies gab Veranlassung zu seiner<br />

sofortigen Abberufung, da in der Tat nicht abgeleugnet werden konnte, daß der<br />

wackere Mann die märkischen Stände in ihrem Widerspruch gegen das Feldlager<br />

bestärkt hatte 246) .<br />

Schon immer hatte Brockhausen darauf hingewiesen, wie Mitteilungen auch<br />

vertraulicher Art gar zu leicht an die Öffentlichkeit kämen, insbesondere aber<br />

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