carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Wilhelm <strong>von</strong> der deutschen Geschichtsschreibung Vorwürfe gemacht worden<br />
sind. Zwar Duncker und Stern gehen über diesen Punkt ganz hinweg. Ranke drückt<br />
sich in seiner bekannten Eigenart kühl und vorsichtig aus: „Nicht so ganz war<br />
Brockhausen mit dieser Mission (des Prinzen Wilhelm) zufrieden, welche die seine<br />
unterbrach, oder doch ihre Bedeutung schwächte. Man schreibt es den<br />
Zögerungen desselben zu, daß Napoleon seine Reise nach Italien antrat, ohne,<br />
<strong>von</strong> der Absicht des Königs Nachricht erhalten zu haben.“ 222)<br />
Im Gegensatz dazu fährt Hassel in seiner „Preußischen Politik“ ganz grobes<br />
Geschütz auf. Zunächst nennt er Brockhausen <strong>von</strong> Natur „eben so eitel wie<br />
ehrgeizig“. Sodann wirft er ihm vor, er hätte „am liebsten die Reise des Prinzen<br />
gänzlich hintertrieben“ und daher „geflissentlich alle Gründe hervorgesucht, die<br />
für eine Vertagung sprechen“. Schließlich nennt er das Verhalten Brockhausens<br />
eine „höchst bedenkliche, ja unverzeihliche Eigenmächtigkeit und Ungehorsam“<br />
223) .<br />
Was zunächst den Vorwurf der Eitelkeit und des Ehrgeizes anbelangt, so hat sich<br />
Hassel augenscheinlich einen <strong>von</strong> der Hand irgendeines Geheimrats neben<br />
Brockhausens Bericht vom 11.8.1808 mit heute schon halb verwischtem Blei<br />
flüchtig hingeworfenen Randvermerk zu eigen gemacht: „quel égoisme et<br />
suffisance!“ 224) . Brockhausen hatte in diesem Bericht da<strong>von</strong> gesprochen, daß er,<br />
wenn der Prinz ihn unterstütze oder ihn gewähren lasse, doch noch einiges zu<br />
retten hoffe. Wer die Gesandtenberichte Brockhausens eingehend gelesen hat<br />
und seine ganze persönliche Lebensführung ins Auge faßt, muß die Annahme, als<br />
sei Eitelkeit ein hervorstechender Zug bei diesem im Gegenteil schlicht<br />
bescheidenen Manne gewesen, als unbegründet zurückweisen. Das gleiche gilt<br />
<strong>von</strong> der Behauptung eines zu weitgehenden Ehrgeizes. Es soll in keiner Weise<br />
bestritten werden, daß ein gewisser Ehrgeiz unbedingte Voraussetzung für das<br />
Vorwärtsstreben eines tüchtigen Staatsmannes ist 225) . Hier handelt es sich aber<br />
um das Übermaß eines Ehrgeizes, der Brockhausen zu falschen Schritten<br />
veranlaßt haben soll. Bedenkt man, wie oft immer wieder Brockhausen mit<br />
größtem Freimut und seltener Offenheit seine, der Einstellung der vorgesetzten<br />
Dienstbehörde zuweilen entgegengesetzte Auffassung vorgebracht hat, wie er es<br />
niemals an scharfer Kritik hat fehlen lassen, so wird man anerkennen müssen, daß<br />
so kein Mann handelt, der sich den Ehrgeiz zur alleinigen Richtschnur gesetzt hat.<br />
Wenn nun Hassel des weiteren dem Gesandten unterstellt, als hätte er am<br />
liebsten die Reise des Prinzen hintertrieben, so ist er recht weit da<strong>von</strong> entfernt,<br />
den wahren Charakter dieses durch und durch königstreuen und am Hause<br />
Hohenzollern mit aufrichtiger Verehrung hängenden Staatsdieners zu erkennen.<br />
Richtig ist, daß Brockhausen erst bei Rückkehr Napoleons die Ankunft des Prinzen<br />
wünschte. Es waren dies wohlerwogene Gründe, gestützt auf die Ratschläge einer<br />
großen Anzahl hochstehender Personen des französischen Hofes und der<br />
Diplomatie. Wenn dann Hassel ausführt, daß weder Knobelsdorff noch Brock-<br />
hausen sich mit einem Wort über die Reise des Prinzen vernehmen ließen, so ist<br />
dem folgendes entgegenzuhalten. Zunächst durfte Brockhausen damit rechnen,<br />
daß Knobelsdorff, der auf seinem Rückweg den Prinzen in Homburg aufsuchen<br />
wollte, ihn, wie es auch geschah, über die Lage unterrichten würde. Was so dann<br />
die Meldung nach Memel anbelangt, so konnte, wie oben bereits ausgeführt, das<br />
Kabinett „um Mitte November“ (so Hassel) unmöglich bereits bei den weiten Ent-<br />
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