carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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kana, sich überwerfen mußte. Er selbst verheiratete seine Tochter mit dem<br />
Grafen Nimptsch, einem österreichischen Magnaten.<br />
3. Leben am Hofe 99)<br />
Das Leben am Hofe spielte sich im großen ganzen recht steif und langweilig, nach<br />
einem ganz bestimmten, streng innegehaltenen Zeremoniell ab. Den Sommer<br />
verbrachte der Hof zumeist in Pillnitz, den Winter in Dresden. Im Sommer wurden<br />
die Gesandten nur ab und an vom Kurfürsten zur Tafel gezogen. Im Winter war<br />
die Geselligkeit etwas lebhafter. Vor allen Dingen wurde, wenn auch in be-<br />
scheidenen Formen, der Karneval gefeiert. Zumeist waren es zwar nur Redouten.<br />
Eine Bilderausstellung wurde viel bewundert 100) . Größere Feste fanden nur selten<br />
statt. Im allgemeinen herrschte ein recht sparsamer, nüchterner Geist 101) .<br />
Anerkennen muß Brockhausen, daß der Hof vielfach die Zufluchtsstätte der in den<br />
Revolutionskriegen Vertriebenen wurde. Es erschienen zeitweise die Erzbischöfe<br />
<strong>von</strong> Trier, Mainz und Köln, der Landgraf <strong>von</strong> Hessen, der Kurfürst <strong>von</strong> Bayern,<br />
besonders auch viele Emigranten. Im Herbst 1796 kam der Kurfürst Karl Theodor<br />
mit seiner munteren, oft übertrieben lustigen, leicht verliebten jungen Gattin<br />
nach Dresden 102) . Diese reizte den strengen Sinn des Kurfürsten ebenso wie die<br />
Erzherzogin Christine, die Gattin des Herzogs Albert <strong>von</strong> SachsenTeschen. Daß<br />
diese lebenslustige und harmlos heitere Wienerin sich ohne Scheu und recht<br />
freimütig auch der niederen Bevölkerung zeigte, so z.B. gar in einer ländlichen<br />
Wirtschaft mit Dorfleuten und deren Kindern sich vergnügte, war dem engher-<br />
zigen und steifen Kurfürsten höchst unerfreulich.<br />
Groß wie überall an den Höfen sind Klatsch und Intrige. Mit Behagen trägt man<br />
die kleinen Histörchen, wie etwa vom Grafen Montenovi, dem Liebhaber der<br />
Kurfürstin Karl Theodor, oder <strong>von</strong> der Duellaffäre des Chevalier de Saxe, oder <strong>von</strong><br />
den verschiedenen Fällen, in denen sich fürstliche Damen in anderen Umständen<br />
befinden oder befinden sollen, mit boshaften Sticheleien untermischt, weiter.<br />
Dinge, wie die Frage des Vorantritts unter den Gesandten, der Bewilligung der<br />
Anrede Exzellenz, der Möglichkeit, bei Hofe in der Uniform des ehemaligen<br />
polnischen Staates zu erscheinen, des Verbots, das Ludwigskreuz zu tragen und<br />
ähnliches bewegen die Gemüter aufs höchste und geben Anlaß zu den<br />
verschiedensten Anmerkungen.<br />
4. Interessante Persönlichkeiten<br />
a) Preußische Prinzen 103)<br />
So manche interessante Persönlichkeit lernt Brockhausen am Hofe kennen.<br />
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