carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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pünktlichen Friedrich August mit dem Ärger einer dreitägigen Verspätung des<br />
künftigen Bräutigams. Sie nimmt dann aber doch einen günstigen Fortgang, um<br />
schließlich infolge äußerst niedriger Bemessung der Mitgift durch den gar zu<br />
geizigen Brautvater ergebnislos zu verlaufen. Nun muß neuerdings der Erzherzog<br />
Palatin herhalten. Später erscheint die Heirat mit Ferdinand doch wieder<br />
genehmer, da der Kaiser erkrankt und die Hoffnung, seine Würde zu beerben, in<br />
Frage käme. Allein der Kaiser wird gesund und die Verlobung kommt nicht<br />
zustande. Den einzigen wirklich tieferen Eindruck machte auf das jugendliche<br />
Mädchenherz der Sohn Karl Augusts <strong>von</strong> Weimar, der aber bereits an eine<br />
russische Großfürstin versagt war. Aber selbst wenn dies nicht der Fall gewesen<br />
wäre, Friedrich August hielt doch das Bekenntnis des Gatten seiner Tochter zur<br />
katholischen Kirche für ein Grunderfordernis der zukünftigen Ehe. Nicht ohne ein<br />
gewisses schmerzliches Gefühl mag die junge Prinzessin Auguste die Nachricht<br />
<strong>von</strong> der Heirat des Prinzen <strong>von</strong> Weimar erhalten haben.<br />
Später erscheint auch noch der Kurprinz <strong>von</strong> Bayern, für dessen Bewerbung,<br />
nachdem er durch Erhebung seines Vaters zum König Kronprinz geworden ist, sich<br />
auch Napoleon verwendet. Ferner wird, wenn auch ohne wirkliche Aussicht, der<br />
Herzog <strong>von</strong> Genua genannt. Schließlich erfährt der Dresdener Hof zu seinem<br />
Schrecken, daß Napoleon allen Ernstes beim Onkel, Erzbischof Klemens <strong>von</strong> Trier,<br />
um Auguste für Jerome geworben habe 94) . Das Entsetzen, welches diese<br />
Nachricht auslöst, kann man sich bei der damaligen Einstellung Friedrich Augusts<br />
und seiner Gemahlin denken. Daher muß, um das Lustspiel zu vollenden, der seit<br />
einiger Zeit verwitwete Onkel Max herhalten. Ganz ernsthaft wird seine<br />
Verlobung in Betracht genommen, trotzdem Napoleon Erfurt, Anhalt und den<br />
Königstitel in Aussicht stellt. Übrigens kommt es nun doch nicht dazu, Die Er-<br />
eignisse <strong>von</strong> 1806 gehen darüber hinweg, und so ist denn die gute Auguste, trotz<br />
einiger sich noch bietender Gelegenheiten, durch die Kleinzügigkeit, Knauserei<br />
und Bigotterie ihres Vaters glücklich sitzen geblieben.<br />
d) Die Prinzen 95)<br />
Eine Sondergruppe am Hofe bildet der Kreis der beiden Prinzen Anton und Max<br />
und ihrer Gattinnen.<br />
Insbesondere Prinz Anton war ein ausgesprochener Parteigänger Wiens.<br />
Einerseits, weil seine Gemahlin eine Tochter des Erzhauses war, sodann aber, weil<br />
er, aufs stärkste religiös, unter katholischen Einflüssen stand. Seine Bigotterie<br />
überschritt alle Grenzen. Er war durchaus in der Hand seiner Beichtväter.<br />
Brockhausen sagt <strong>von</strong> ihm: „Bigotterie und Apathie machen ihn für alle<br />
staatlichen Geschäfte untauglich“ 96) .<br />
Im Frühjahr 1796 wird die Prinzessin Anton <strong>von</strong> einem Knaben entbunden, der<br />
noch an demselben Tage stirbt. Anton ist ganz gefaßt: Das Kind hat die Taufe<br />
erhalten, ist in die heilige Mutter Kirche aufgenommen, damit gibt er sich<br />
zufrieden. Ähnlich, als gleich darauf eine Tochter stirbt und nicht anders, wenn im<br />
Jahre 1799 ihm eine weitere Tochter genommen wird.<br />
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