carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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In den Berliner Kreisen war Brockhausen wie uns <strong>von</strong> früher her noch erinnerlich,<br />
nicht sonderlich beliebt. Seine oft scharfe und rücksichtslose Art hatte die Herren<br />
Geheimräte zu oft verstimmt. Man glaubte am. Erfolg seiner diplomatischen<br />
Tätigkeit zweifeln zu sollen, noch ehe er überhaupt in Paris eingetroffen war und<br />
die Verhandlungen begonnen hatte. Im Verkehr preußischer Regierungsbeamter<br />
mit höheren Offizieren der französischen Garnison, die angeblich im Gegensatze<br />
zu Daru sich wohlwollend zu Preußen stellten, war man übereingekommen, daß<br />
es zum größten Vorteil gereichen könnte, wenn der König sich entschlösse, über<br />
den Gesandten hinweg oder doch neben ihm eine unmittelbare Verhandlung mit<br />
Napoleon anzuknüpfen. Hierzu schien aber, um Reibungen zu vermeiden, die Ent-<br />
sendung eines Prinzen des königlichen Hauses zweckmäßig zu sein. Der<br />
Vorsitzende der Friedenskommission, Sack, ging bereitwillig auf diese Gedanken<br />
ein. Man stellte die Sache dem Könige vor. Auch Stein sprach sich, sonst ein<br />
Freund Brockhausens und fast immer in völliger Übereinstimmung mit seinen<br />
Anschauungen, für diese Plan aus. Zum Führer dieser Sondergesandtschaft wurde<br />
der jüngere Bruder des Königs, Prinz Wilhelm, bestimmt, der mit einigen<br />
Vertretern des Außenministeriums und dem in Paris wohlbekannten und<br />
geachteten Alexander <strong>von</strong> Humboldt demnächst die Ausfahrt antreten sollte 212) .<br />
Es ist wohl zu bedauern, daß die Entsendung des Prinzen nicht unter eingehender<br />
Darlegung der dafür maßgebenden Gesichtspunkte mit dem neu ernannten<br />
Gesandten in persönlicher Besprechung erörtert, sondern alles dem schriftlichen<br />
Verkehr überlassen worden war. Gewiß, die Entfernung war groß und die Zeit<br />
kostbar, gleichwohl hätte zum mindesten ein besonderer Beauftragter<br />
Brockhausen über die Sachlage unterrichten können, wobei dann zugleich die<br />
Möglichkeit gegeben war, über alle einschlägigen Fragen Anweisungen des<br />
Kabinetts im einzelnen zu übermitteln. Diese Unterlassung sollte sich rächen. Es<br />
wäre vom menschlichen Standpunkte nicht verwunderlich gewesen, wenn<br />
Brockhausen, als er einige Zeit nach seiner Ankunft in Paris, durch Vermittlung<br />
<strong>von</strong> Knobelsdorff, die Mitteilung <strong>von</strong> der Reise des Prinzen Wilhelm erhielt, durch<br />
diese ihn überraschende Wendung einigermaßen verstimmt worden wäre. Es<br />
wird zu untersuchen sein, ob und inwieweit Brockhausen, durch eine an sich<br />
begreifliche Mißstimmung beeinflußt, es an der erforderlichen Bereitwilligkeit<br />
und Tatkraft zur Durchführung der ihm übertragenen Aufgaben irgendwie hat<br />
fehlen lassen 213) .<br />
5. Haltung Bockhausens gegenüber der Reise des Prinzen Wilhelm 214)<br />
Die Reise war am 12.10.1807 befohlen. Der Befehl befand sich frühestens nach<br />
seiner Rückkehr aus Fontainebleau Anfang November in den Händen des<br />
Gesandten.<br />
Um diese Zeit wurde ein Ereignis bekannt, das, wie es den Fortgang der<br />
Verhandlungen im allgemeinen zu behindern drohte, so besonders hinsichtlich<br />
der Reise des Prinzen Schwierigkeiten erwachsen ließ. Napoleon trat eine in<br />
Hofkreisen schon des öfteren besprochene Reise nach Italien an 215) . Brockhausen<br />
klagte: „Die Abreise Napoleons wird den Marsch unserer Sache verlangsamen und<br />
unsere Anstrengungen zum Aufschub verurteilen.“ Als recht unvollkommenes<br />
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