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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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II. Brockhausens Betrachtungen über die sächsischen Verhältnisse<br />

Wir wenden uns nunmehr den Betrachtungen zu, welche Brockhausen über die<br />

sächsischen Verhältnisse und zwar zunächst über den Hof, sein Leben und Treiben<br />

und seine Parteiungen anstellt. Alles dies findet ganz besonders häufig<br />

Niederschlag in seinen Gesandtenberichten. Vielfach sind es freundliche, sauber<br />

und fein gezeichnete, auch in den kleinsten Zügen wirkungsvoll herausgearbeitete<br />

Kulturbilder.<br />

1. Die Kurfürstliche Familie<br />

a) Kurfürst Friedrich August 83)<br />

In der Person Friedrich Augusts <strong>von</strong> Sachsen tritt uns eine recht eigenartige<br />

Fürstengestalt entgegen. Unbedingt klar und unerschütterlich ist seine religiöse<br />

Einstellung. Überzeugter Katholik, sucht er sein Bekenntnis überall da, wo er dies<br />

unbeschadet seines Gewissens tun kann, zu fördern. Aber er hängt auch an<br />

seinem Volk und seinem Vaterland 84) . Er zeigt sich als Hüter der Reichsverfassung<br />

und Gegner der Abtretung des linken Rheinufers. Seine Anhänglichkeit an die<br />

Reichsverfassung wird manchmal geradezu als übertrieben bezeichnet 85) .<br />

Persönlich durchaus ein Ehrenmann, ernst und sittenrein, ein guter, aber strenger<br />

Familienvater 86) , sparsam, fast geizig zu nennen, pünktlich und genau, langsam<br />

<strong>von</strong> Entschluß, ein treuer Freund seinen Freunden, Legitimist durch und durch,<br />

<strong>von</strong> einer Beharrlichkeit, die geradezu in Starrheit ausmündet, dem Einfluß seiner<br />

Beichtväter und der Prinzen seines Hauses gleichwohl vielfach unterworfen, daher<br />

manchmal schwankend, leicht beunruhigt und <strong>von</strong> Besorgnissen geplagt, oft<br />

unzufrieden, finster und grämlich, erscheint er uns doch im großen ganzen letzten<br />

Endes nur als „ein kleiner Mann“. Er liebt sein Volk auf seine Art. Er will seine<br />

Untertanen nicht „verschachern“, aber man kann sich des Eindrucks nicht<br />

erwehren, daß er sie am liebsten alle katholisch sähe. Er sucht nach Möglichkeit<br />

auch in zahlenmäßiger Hinsicht Gleichstellung der katholischen Partei mit der<br />

protestantischen. Er kann sich darum in die Verweltlichung der geistlichen<br />

Fürstentümer nicht finden, ganz abgesehen da<strong>von</strong>, daß es sich u.a. um den<br />

Verlust einer Pfründe seines Bruders, des Erzbischofs <strong>von</strong> Trier, handelt. Mit den<br />

Grundsätzen der Entschädigung, wie sie der Reichsdeputationshauptschluß<br />

vorsah, vermag er sich nicht zu befreunden. Nur widerwillig findet er sich in die<br />

Vergrößerung des trotz allem doch nicht ohne Mißtrauen betrachteten Nachbars<br />

Preußen.<br />

Der Gegensatz Berlin/Wien, zwischen denen Dresden inmitten sich befindet, ist<br />

der Angelpunkt, um den sich mehr oder weniger sein ganzes Sinnen und Handeln<br />

dreht. Im Herzen, auch unter dem Einfluß seiner Beichtväter und seiner<br />

Günstlinge, wohl mehr katholischhabsburgisch, glaubt er dennoch um seines<br />

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