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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Auch die Vereitelung der <strong>von</strong> ihm auf alle Weise geförderten Flucht des<br />

Königspaares, einen so großen und tiefen Eindruck auf Gustav sie auch macht,<br />

vermag ihn in seinen Grundsätzen nicht zu erschüttern. Im Gegenteil, mehr denn<br />

je erfüllt ihn mit der ganzen Leidenschaftlichkeit seines unruhigen Geistes der<br />

Gedanke der Gegenrevolution in Frankreich. Diese Gegenrevolution nach seinen<br />

Wünschen zu leiten, hierbei die erste Führerrolle zu spielen, dahin geht sein<br />

Verlangen. Seine lebhafte Einbildungskraft lässt ihn alle Gefahren gering<br />

einschätzen.<br />

Ludwig XVI. sei als Gefangener anzusehen inmitten einer aufrührerischen<br />

Bevölkerung und unsicherer Nationalgarden. Sein Pariser Gesandter muss Ludwig<br />

XVI. das Bedauern aussprechen, daß die bekannten traurigen Ereignisse über ihn<br />

gekommen sind, ihn gleichzeitig aber vor einer bedingungslosen Annahme der<br />

Verfassung dringend warnen. Gustav wünscht ein einheitliches Zusammengehen<br />

aller Staaten gegen Frankreich, eine Liga, in erster Linie Madrid, Neapel, Turin, die<br />

die Kosten zahlen sollen. Er selbst hat den Ehrgeiz, Höchstkommandierender der<br />

ganzen Armee sein zu wollen, wobei, Bouillé unter ihm leiten würde. Er steht auf<br />

dem Standpunkt, daß die Sache der Bourbonen, und damit zugleich die Sache<br />

aller Souveraine verloren sei, wenn es nicht gelinge, noch 1791 einen<br />

entscheidenden Schlag zu führen 18) . In einer vertraulichen Besprechung<br />

verheimlicht Gustav Brockhausen nicht, daß für ihn die Herstellung des<br />

unbeschränkten Königtums unerlässlich sei als Voraussetzung und einziges Mittel,<br />

um Europa vor dem Gift der Demokratie zu bewahren. Brockhausen erhebt den<br />

Einwand, wie schwierig doch die Wiederherstellung der Parlamente, der<br />

Privilegierten, des Adels sowie der geistlichen Güter sei. Gustav antwortet, daß<br />

ohne ein solches „Retablissement“ die königliche Macht keinen Bestand haben<br />

werde. Brockhausen ist es nicht einen Augenblick zweifelhaft, daß, mag auch die<br />

Lage der herrschenden Partei in Paris eine schwierige sein, Gustav sich die<br />

Gegenrevolution doch gar zu leicht vorstellt, ganz abgesehen <strong>von</strong> den Folgen im<br />

eigenen Lande. Am 9.8.1791 berichtet Brockhausen über eine eingehende längere<br />

Unterhaltung mit dem am 3.8. aus Aachen zurückgekehrten Gustav bei der letzten<br />

Hofcour. Gustav erzählte hierbei unaufhörlich <strong>von</strong> den französischen Dingen. Es<br />

sei für alle Souveräne eine zwingende Notwendigkeit, gemeinsam einen Wall<br />

aufzuwerfen gegen die drohende Demokratie und unter diesem Gesichtspunkte<br />

zunächst einmal dem Hause Bourbon zu Hilfe zu eilen. Gustav hat im Geheimen<br />

dem französischen Gesandten in Stockholm bedeuten lassen, er möge sich zur<br />

Vermeidung <strong>von</strong> Unliebsamkeiten nicht amtlich bei Hofe zeigen. Diese Weisung<br />

hat jener befolgt. Gustav verlangt <strong>von</strong> allen seinen Offizieren, daß sie Feinde der<br />

Nationalversammlung. und Verteidiger des französischen Hofes seien. Auf die<br />

Gegenrevolution könne man nicht verzichten in Anbetracht des Adels und der<br />

übrigen Freunde der guten Sache, die ihr Glück hierbei mit aufs Spiel gesetzt<br />

hätten. Mehr denn je trachtet Gustav danach, auf Grund des mit Rußland<br />

geschlossenen Bundes, einen gemeinsamen Kriegsplan herbeizuführen 19) .<br />

Bei der letzten Hofcour sagte er in seiner freimütigen Art zum spanischen<br />

Gesandten in aller Öffentlichkeit: „Katharina und ich sind bessere Bourbonen als<br />

die meisten <strong>von</strong> ihnen selbst. Ich werde die spanischen Bourbonen eines Tages<br />

anklagen müssen, daß sie gegen das eigene Interesse gehandelt haben.“<br />

18

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