carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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fernungen, auf einen frühestens Anfang November in Paris eingetroffenen Befehl,<br />
Meldung erwarten.<br />
Der Vorwurf endlich „einer unverzeihlichen Eigenmächtigkeit und des<br />
Ungehorsams“ kann gleichfalls nicht aufrecht erhalten werden. Hassel selbst gibt<br />
zu, daß Brockhausen bereits vor Ankunft der Abgesandten des Prinzen, also aus<br />
freien Stücken und aus freiem Entschluß, vor Bekanntwerden auch irgendwelcher<br />
weiteren Befehle aus „Memel, <strong>von</strong> seiner „Starrköpfigkeit“, wie er sich ausdrückt,<br />
zurückgekommen war. In der Tat hat Brockhausen die Handschreiben des Königs<br />
und der Königin mit dem nächsten Kurier nachgesandt und die Pässe rechtzeitig<br />
erbeten, so daß der Prinz gleich nach Rückkehr Napoleons in Paris erscheinen<br />
konnte.<br />
Dagegen kann man nicht umhin, Hassel einen Vorwurf daraus zu machen, daß er<br />
die immerhin nicht unbedeutende und unwichtige, übrigens <strong>von</strong> Memel<br />
ausdrücklich befohlene Tätigkeit Brockhausens bei den Verhandlungen mit den<br />
französischen Ministerien bezüglich der Erleichterung der Tilsiter Bedingungen so<br />
gut wie gar nicht, oder doch fast nur im Sinne einer Behinderung des Prinzen Wil-<br />
helm erwähnt, und beim Abdruck der Berichte Brockhausens man kann sich des<br />
Eindrucks nicht erwehren absichtlich die betreffenden Teile gänzlich<br />
unberücksichtigt läßt.<br />
Es liegt auf der Hand, daß dadurch naturgemäß das Bild sich in erheblichem Maße<br />
zu ungunsten Brockhausens verschiebt. Irgendein Wort darüber, daß durch die<br />
ihm vollständig unerwartet kommende, ohne jede Fühlungnahme mit ihm<br />
angeordnete Sendung des Prinzen seine Tätigkeit <strong>von</strong> vornherein stark<br />
beeinträchtigt wurde und er selbst dadurch in eine schiefe Lage geriet, findet sich<br />
bei Hassel nirgends. Ranke dagegen, der große Meister der Geschichte, weist<br />
doch trotz aller Kürze seines klassischen Stiles darauf hin, wenn er sagt, daß<br />
„diese Sendung des Prinzen die Bedeutung der seinen (d.i. des Gesandten)<br />
schwächte“.<br />
II. Nach dem Eintreffen des Prinzen Wilhelm<br />
1. Persönliche Bemühungen des Prinzen 226)<br />
Leider sollten die Hoffnungen, welche Friedrich Wilhelm und seine Ratgeber auf<br />
die Sendung des Prinzen Wilhelm gesetzt hatten, nicht in Erfüllung gehen. Zwar<br />
empfing Napoleon den Prinzen bald nach seiner Ankunft in liebeswürdiger,<br />
freilich gemessener und auf seine Wünsche zunächst keineswegs näher<br />
eingehender Weise 227) . Gleichwohl sprach sich der Prinz in seinem ersten Brief an<br />
seinen Bruder vom 9.1. einigermaßen befriedigt und hoffnungsfreudig aus.<br />
Brockhausen hatte verschiedentlich Besprechungen zwischen dem Prinzen und<br />
Champagny zustande gebracht, bei welchen sich dieser aber gleichfalls recht<br />
zurückhaltend zeigte. Er weigerte sich, augenscheinlich entsprechend <strong>von</strong><br />
Napoleon angewiesen, auf irgendwelche Einzelheiten näher einzugehen.<br />
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