carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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nichts weiter zu erlangen gewesen, als eine gewisse Erleichterung in den Formen,<br />
so daß ein unerquickliches Aufsehen vermieden werden konnte. Gleichwohl sei<br />
dieses Ereignis höchst unangenehm, man könne daraus schließen, daß man sich<br />
viel mit Preußen beschäftige. Man müsse also beim Schriftwechsel doppelt<br />
vorsichtig sein. Nach neueren Meldungen sollen es unvorsichtige, in einem<br />
zweideutigen Hause in Paris gesprochene Worte gewesen sein, welche Veran-<br />
lassung zur Ausweisung Le Rouxs gegeben hätten.<br />
Brockhausen hielt sich für verpflichtet, in einem Privatbrief an Goltz noch einmal<br />
auf diese Sache zurückzukommen. Er enthielt sich dann eines Urteils, ob Le Roux<br />
wirklich schuldig sei. Jedenfalls hätte sein langer Aufenthalt in Paris mit Lucchesini<br />
zusammen ihn unbedingt <strong>von</strong> der Begleitung des Prinzen ausschließen müssen. Er<br />
überließ Goltz die Entscheidung, ob Le Roux noch länger im auswärtigen Dienste<br />
bleiben dürfe. Jedenfalls dürfe er nichts gegen Frankreich schreiben.<br />
Goltz antwortete unterm 21.6.1808. Die Entschließungen über Le Roux, einen<br />
alten Staatsdiener, über den sich sonst zu beklagen niemand Anlaß habe, dessen<br />
Charakter und Aufführung in der Vergangenheit Anschuldigungen dieser Art<br />
auszuschließen schienen, würden dem König vorzubehalten sein. Allerdings sei es<br />
unwahrscheinlich, daß er jemals wieder in sein früheres Amt zurücktrete 250) .<br />
Man kann es Brockhausen wohl nachfühlen, wie unangenehm er berührt da<strong>von</strong><br />
war, daß dieses Ereignis seine. Absichten, ein wirklich gutes Verhältnis zu den<br />
französischen Gewalten herzustellen, beeinträchtigte. Die Folge da<strong>von</strong> war, daß<br />
ein Schreiben Champagnys, angefüllt mit Vorwürfen und Drohungen, ihm zeigte,<br />
wie fern er noch dem Ziel einer Verständigung sei. Eine vom Prinzen Wilhelm<br />
gebilligte Entgegnung wies in würdiger und geschickter Form diese Vorwürfe<br />
zurück. Die Gerüchte aber über neue Bedrückungen Preußens, insbesondere <strong>von</strong><br />
Abtretungen zugunsten Warschaus oder Westphalens, oder aber bezüglich der<br />
Besetzung der Küsten und des Verlangens einer Rückkehr Friedrich Wilhelms nach<br />
Memel, wollten nicht verstummen und zeigten einigermaßen die Stimmung am<br />
kaiserlichen Hofe an. Dazu kam, daß Brockhausen, der nicht wie andere, z.B. der<br />
sächsische Gesandte, eine Aufforderung nach Bayonne bekommen hatte, gänzlich<br />
außerstande war, mit einer höheren Dienststelle persönlich Fühlung zu nehmen.<br />
Dies machte sich besonders bemerkbar, als der Fürst <strong>von</strong> Benevent auf seinem<br />
Landsitz Valencey den jungen Thronerben <strong>von</strong> Spanien gleichsam bewachen<br />
mußte. Freilich war auch bei Talleyrand trotz eines gewissen persönlichen Wohl-<br />
wollens für Preußen doch nicht allzuviel zu erlangen. Brockhausen hatte auch hier<br />
das Gefühl, mit gleichgültigen Redensarten, „banalen Phrasen“ abgespeist zu<br />
werden. Aus glaubwürdiger Quelle erfuhr Brockhausen in jenen Tagen, daß<br />
Napoleon, gerade auch mit Rücksicht auf die letzten Zwischenfälle, wieder einmal<br />
<strong>von</strong> einem tiefen Haß gegen Preußen erfüllt sei. Im Augenblick einer schlechten<br />
Laune sollte ihm das böse Wort entfahren sein: „Man muß ein Ende machen mit<br />
Preußen, man kann diesen Staat nicht länger so belassen.“ Die Erklärung dafür<br />
bot ein Brief Champagnys vom 21.5., welcher schrieb, daß der Kaiser nur mit<br />
größtem Befremden gehört habe, wie eine das höchste Vertrauen des Königs<br />
genießende Persönlichkeit sich einen Schritt erlaubt habe, der geeignet sei, das<br />
gute Einvernehmen der beiden Staaten zu stören. Es handelte sich bei diesen<br />
absichtlich dunkel gehaltenen Äußerungen, wie sich nachher herausstellte, um<br />
den zeitlich zurückliegenden bereits oben erwähnten Fall des Präsidenten der<br />
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