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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Hinausgehen doch auch der Haß wieder übermannte. Fersen sagte: „Gustav<br />

stirbt, sein Schicksal erfüllt mich mit Teilnahme, obwohl er mir und meinem<br />

Vaterlande viel übles getan hat. Lange wird sich Schweden dieses verderblichen<br />

Regiments noch erinnern.“<br />

Auch sonst geben die großen Familien der Gegenpartei ein nachahmenswertes<br />

Beispiel der Teilnahme. Freilich wohl schon deswegen, um keinen Verdacht gegen<br />

sich aufkommen zu lassen. Alle Parteien scheinen <strong>von</strong> einem so blutigen Ereignis<br />

überrascht und erschüttert, man bewundert den König. Gustav hat alles<br />

vorbedacht.<br />

Die Nacht vom 17. zum 18. war, so fährt Brockhausen in seinen späteren<br />

Berichten fort, teilweise sehr unruhig. Nach heftigem Fieber ist Gustav in dumpfes<br />

Hinbrüten versunken. Die Ärzte geben nur schwache Hoffnung, fürchten bereits<br />

das schlimmste für die nächste Zukunft. Stockholm ist in großer Sorge und<br />

höchster Spannung.<br />

Nach und nach lüftete sich der Schleier des tiefen Geheimnisses. Man hatte im<br />

Saale zwei Pistolen und ein Messer gefunden. Mit letzterem entdeckte man am<br />

17.3., vormittags 10 Uhr, durch Befragen des Verkäufers den Mörder, Es war<br />

Ankarström, gebürtig aus Gothland, ehemals Gardeoffizier, aber wegen<br />

schlechten Betragens entlassen Ankarström war geständig. über das Messer<br />

befragt, antwortete er: „Mit diesem hätte ich Gustav durchbohrt, wenn ich ihn<br />

mit dem Schusse gefehlt hätte.“ Nun kam man auch hinter die Absichten der<br />

Verschwörer, <strong>von</strong> denen man bereits Graf Horn und Graf Ribbing verhaftet hatte.<br />

Trotz großer Schmerzen in der linken Seite blieb Gustav immer derselbe gefestete<br />

und starke Mann. Er umarmte den Grafen Brahe, eines der Häupter der<br />

Gegenpartei, „solche Ereignisse müssen dazu dienen, mich den alten Freunden zu<br />

nähern“.<br />

Überaus traurig hat ihn der Verrat des Obersten Liliehorn gestimmt, der den<br />

Warnungsbrief jenes Ungenannten schrieb und bei seiner Kenntnis des trotzigen<br />

Charakters Gustavs ihn hierdurch geradezu in den Tod trieb. Einst brav wie sein<br />

Degen, tüchtig in seinem Beruf, geliebt und geachtet vom König bis zu einem<br />

Grade, der die Eifersucht der anderen erregte. Und nun mitschuldig! „Auch du,<br />

mein Liliehorn!“ rief er tief bekümmert. Hiernach verfiel er in eine düstere<br />

Träumerei. Man sah ihn weinen.<br />

Das Schicksal des Königs, seine feste männliche Haltung, seine Milde und Güte<br />

haben die Stimmung in weiten Kreisen zu seinen Gunsten verwandelt.<br />

Insbesondere war bei den Bewohnern der Reichshauptstadt die alte Liebe des<br />

Volkes zu Gustav wieder erwacht. Alles vereinigte sich, um die Lage ähnlich zu<br />

gestalten wie beim Tode Karls XII.<br />

In der Nacht vom 25. zum 26.3. trat eine erhebliche Verschlechterung ein. Am<br />

29.3., vormittags 11 Uhr, ist, wie Brockhausen berichtet, das seit zwei Tagen<br />

erwartete traurige Ereignis eingetreten. Gustav III. ist nach einem langen aber<br />

ruhigen Todeskampfe eingeschlafen mit einem Mut, der bewundernswert ist. Er<br />

hat nacheinander den Herzog <strong>von</strong> Südermannland und seine Minister kommen<br />

lassen und jedem die genauesten Anweisungen mitgegeben. Er hat alle mit<br />

größtem Eifer ermahnt, doch ja die Rechte seines Sohnes zu schützen. Alsdann<br />

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