carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Das Kabinett „sieht ein“, hat „Verständnis“, „billigt“. Aber man müsse den Erfolg<br />
der neuen Schritte abwarten betreffend „Arrangement“ zwischen den zwei<br />
„belligerentes“, das die Handelsfreiheit wiedergebe. (Berlin 18.7.1803.)<br />
Brockhausen erwidert: (Dresden 25.7.1803.) Bei dem großen Interesse Sachsens<br />
an der einzigen zum Meere führenden Handelsstraße nach Hamburg sei die Nach-<br />
richt der Doppelblockade Hamburgs in Sachsen mit einer diesem übel<br />
entsprechenden Bitterkeit empfunden worden. Der ganze Handel werde bald<br />
stillstehen. Der Bestand aller Staaten Norddeutschlands sei fragwürdiger<br />
geworden denn je. Weitblickende argwöhnten, daß Bonaparte selbst sich an die<br />
Spitze einer großen Armee zu gewaltigen Operationen setzen werde, um die<br />
Staaten des Nordens Europas zu zwingen, sich für oder gegen Frankreich zu<br />
erklären.<br />
Das Kabinett (Berlin 29.7.1803) versteht vollkommen die Schmerzen Sachsens.<br />
„Seien Sie versichert, daß alle dies Betrachtungen, deren Berechtigung man<br />
unmöglich übersehen kann, dem Kabinett nicht entgangen sind.“ Zunächst indes<br />
müsse vor allen Dingen das Ergebnis der Auseinandersetzungen zwischen<br />
Lombard und Bonaparte in Brüssel betreffend Aufhebung der Blockade der Elbe<br />
abgewartet werden. In einem Briefe Talleyrands an Lucchesini vom 16.7. finde<br />
sich die bestimmte Zusicherung, daß die Armee in Hannover nicht andere<br />
Verstärkungen erhalten werde, als um Lücken aufzufüllen.<br />
Dänemark habe keine Mitteilungen gemacht über Zumutungen Bonapartes. Die<br />
plötzlich ergriffenen Maßnahmen in Holstein ließen indes erkennen, daß<br />
Dänemark <strong>von</strong> den alarmierenden Nachrichten Kenntnis habe.<br />
Unter dem 5.8.1803 benachrichtigt das Kabinett Brockhausen sehr erfreut „zur<br />
persönlichen Information“, daß obwohl offizielle Antwort noch ausstehe die<br />
ersten Ergebnisse der Mission Lombards bereits gewisse Zusicherungen für die<br />
Ruhe Norddeutschlands enthielten.<br />
Diese Zusicherungen wären tröstlich, meint Brockhausen (Dresden, 13. und<br />
18.8.1803), wenn man nicht soeben erst Gelegenheit gehabt hätte, sie auf ihren<br />
wahren Wert einzuschätzen. Entgegen den positivsten Versicherungen gegenüber<br />
Lucchesini habe Bonaparte das Gebiet Hamburgs erneut durch die Militärposten<br />
in Ritzebüttel verletzt. Seine Zusicherungen seien bereits für ganz Europa Gegen-<br />
stand der Unglaubwürdigkeit. Brockhausen wage schon gar nicht, sie in Dresden.<br />
zu erwähnen, um nicht gegenteilige bittere Reden herbeizuführen.<br />
Glücklicherweise befinde sich Preußen in der Lage, Achtung vor seinen<br />
Besitzungen einzuflößen. Ein Observationskorps würde zur eigenen Sicherheit und<br />
zur Beruhigung der Nachbarn wünschenswert sein. Wenn Frankreich keine<br />
größeren Absichten habe, warum unterhalte es in Hannover 35 000 Mann?<br />
Warum wolle es an der Elbe Fuß fassen? Warum nähere es sich der Ostsee?<br />
Warum schicke es Ingenieure selbst nach Holstein, das Gelände<br />
auszukundschaften? Die Wünsche des Patrioten werden nicht eher befriedigt und<br />
seine Erregung nicht eher beruhigt sein, bis eine formelle und authentische<br />
Abmachung zwischen Preußen und Frankreich bestimmt, daß:<br />
nicht mehr als 10 000 Mann in Hannover gehalten werden dürfen, um die<br />
Besetzung zu markieren,<br />
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