carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Mittel zur Aufrechterhaltung der Fühlung blieb nur ein Briefwechsel mit<br />
Champagny.<br />
Die Lage war nun für Brockhausen besonders schwierig, weil er wegen der weiten<br />
Entfernungen sich unmöglich innerhalb der gestellten Frist über diese Sache<br />
verständigen konnte.<br />
Jetzt rächte es sich, daß nicht zuvor mit dem Gesandten eingehende Rücksprache<br />
über diese Sache genommen war. In Ermangelung einer solchen konnte<br />
Brockhausen nicht voll ermessen, welche außerordentliche Bedeutung der König<br />
der Sendung seines Bruders beigelegt wissen wollte. Er durfte sich daher auch<br />
wohl für berechtigt halten, die Angelegenheit in ihren Einzelheiten mit dem<br />
Prinzen allein zu regeln, ohne die Weisungen der Memeler Regierung in jedem<br />
Fall zunächst vorher einzuholen.<br />
Nach längerer Überlegung faßte er den Entschluß, dem Prinzen zu empfehlen, die<br />
Rückkehr Napoleons abzuwarten.<br />
Dies ist ihm wohl so ausgelegt worden, als habe er unter dem angeblichen Einfluß<br />
einer gewissen persönlichen Verstimmung die Ankunft des Prinzen hinauszögern<br />
wollen. Soweit wir den schlichten, geraden, seinem König so treu ergebenen<br />
Mann bisher kennen gelernt haben, kann nicht angenommen werden, daß<br />
eigensüchtige Gesichtspunkte seine Entschließung irgendwie bestimmten. Es<br />
waren vielmehr rein sachliche Erwägungen ernstester Art, die ihn veranlaßten, die<br />
Angelegenheit noch hinauszuziehen. War es nicht zweckmäßig, zunächst die<br />
Rückkehr Napoleons abzuwarten? Wäre der Prinz nicht auch unter die Schar jener<br />
keine sehr glückliche Rolle spielenden deutschen Fürsten gerechnet worden, die<br />
hier in Paris auch während der Abwesenheit des Kaisers sich aufhielten und <strong>von</strong><br />
der Gnade seiner Hofschranzen Vorteile erhofften? Wäre vor Klarstellung des<br />
Verhältnisses Preußens zu England überhaupt der Empfang des Prinzen<br />
genehmigt worden? Wäre es ihm in dieser Hinsicht nicht vielleicht ähnlich<br />
ergangen wie dem General Knobelsdorff und Brockhausen selbst? War nicht<br />
wenigstens zu besorgen, daß bei nicht rechtzeitiger Durchführung der im Tilsiter<br />
Vertrag gegen England in Aussicht gestellten Maßnahmen die Art der Aufnahme<br />
des Prinzen Wilhelm ungünstig beeinflußt werden würde? War es nicht auch<br />
wünschenswert, wenn zunächst jedenfalls eine gewisse Verhandlungsgrundlage<br />
geschaffen und dem Prinzen nur verblieben wäre, die letzte Hand im Sinne eines<br />
für Preußen günstigen Ausgleichs an das Werk zu legen, ohne etwa auf Berlin als<br />
Verhandlungsort verwiesen zu werden?<br />
Alle diese Fragen beschäftigten den Gesandten außerordentlich. Er hat sie mit<br />
den maßgebenden Persönlichkeiten der französischen Hofgesellschaft und der<br />
höheren Beamtenschaft verschiedentlich durchgesprochen. An abmahnenden<br />
Stimmen fehlte es keineswegs. Auch Talleyrand riet, die Ankunft des Prinzen<br />
wenigstens solange zu verschieben, bis der Kaiser aus Italien zurückgekehrt sei<br />
216) . In ähnlichem Sinne äußerte sich auch Graf Tolstoi. Dieser mit dem vielleicht<br />
auch <strong>von</strong> Brockhausen geteilten Hintergedanken, daß der Prinz möglichenfalls zu<br />
große Nachgiebigkeit bekunden werde.<br />
Brockhausen hat nun in diesem Sinne schleunigst nach Homburg, dem derzeitigen<br />
Aufenthaltsort des Prinzen, berichtet und ihm anheimgegeben, seine Reise<br />
zunächst zu verschieben<br />
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217) . In seinen sonst sehr eingehenden Berichten nach