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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Weiterbeförderung beauftragte Vertreter des Grafen Götzen hat sich, statt sie zu<br />

sammeln und mit Reisegeld zu versehen, in törichte Umsturzpläne eingelassen.<br />

Sehr interessant und für die damaligen Zeitläufte bedeutsam ist das <strong>von</strong><br />

Brockhausen überreichte Tagebuch eines ungenannten Reisenden, der <strong>von</strong><br />

Schweidnitz über BreslauGlogauPosen nach Gnesen fuhr und recht scharf zu<br />

beobachten gewußt hat 186) .<br />

Sehr hübsch sind auch die lebendigen Schilderungen eines echt preußischen<br />

kühnen Husarenstreichs unter dem Befehl Hirschfeldts. Dieser führte seine Leute,<br />

<strong>von</strong> Norden herunterstoßend, mitten durch die feindlichen Linien bis an die<br />

Grenzen der Lausitzen, nahm eine Menge französischer und sächsischer, Offiziere<br />

und Gemeiner gefangen und stürmte ein <strong>von</strong> Bayern und Württembergern ein-<br />

gerichtetes Munitionslager in Krossen. Bei Görlitz gestellt, entwich Hirschfeldt<br />

nach Verlust zweier Offiziere und eines Teiles seiner Leute auf Österreichisches<br />

Gebiet, um <strong>von</strong> dort aus sich nach Kolberg durchzuschlagen 187) .<br />

Nach den Friedensverhandlungen <strong>von</strong> Tilsit kann der Preuße Brockhausen nur mit<br />

bitterstem Schmerze an die geforderte Abtretung <strong>von</strong> preußischen Landesteilen<br />

denken, deren Bewohner so treu und voller Hingabe waren.<br />

Keinesfalls verkennt er die Schwierigkeiten der derzeitigen politischen Lage. „Die<br />

preußische Politik“, sagt er unterm 30.8.1807, „verlangt Beweglichkeit,<br />

Beharrlichkeit und weise Festigkeit“. Brockhausen ist sich vollkommen klar<br />

darüber, daß ein napoleonisches Frankreich unbedingter Gegner Preußens ist und<br />

bleiben wird. Er hat sichere Kunde, daß darüber hinaus Napoleon einen unaus-<br />

löschlichen Haß gerade auch gegen die Person Friedrich Wilhelms III. in sich trägt<br />

und glaubt, diese Tatsache, so peinlich sie ist, seinem königlichen Herrn nicht<br />

verschweigen zu dürfen.<br />

Er rechnet früher vielleicht wie andere, als mit einer sicheren Tatsache, daß die<br />

französischen Heere noch auf lange Zeit hinaus in den preußischen Ländern<br />

stehen bleiben werden.<br />

Brockhausens Beurteilung des Dresdener Hofes und seines Verhaltens war, wie es<br />

wohl nach dem Vorangegangenen nicht anders sein konnte, eine sehr scharfe.<br />

„Die kurfürstliche Familie“, so äußerte er sich bald nach seinem Fortgange, „freut<br />

sich über die Erfolge des Katholizismus und hofft, daß Proselytenmacherei das<br />

Werk der Bekehrung vollenden werde“.<br />

Der Artikel V. des Posener Friedens mit seiner weitgehenden Berücksichtigung der<br />

Katholiken tröste den Hof über alles, was ihm sonst widerfahren sei. Dies werde<br />

eines der Bande sein, die Sachsen am Rheinbunde festhalte. Freilich, die<br />

lutherische Bevölkerung denke entschieden anders. Die Abneigung gegen den<br />

Kurfürsten, wie ihn Brockhausen bis zur Beendigung der Feindseligkeiten beharr-<br />

lich nennt, steigerte sich auch weiterhin, so zwar, daß erneut <strong>von</strong> Übertragung<br />

der Regierung an Karl August <strong>von</strong> Weimar gesprochen wurde 188) . Die<br />

Zurückweisung des ersten Friedensangebots Napoleons durch Friedrich Wilhelm<br />

hatte in Dresden verstimmt. Man hatte gehofft, daß ein überstürzter und un-<br />

günstiger Frieden Sachsen alle gewünschten Erwerbungen sichern würde.<br />

Brockhausen äußert sich bald danach wiederholt aufs schroffste über den<br />

Dresdener Hof, „der immer nur geheuchelt, Preußen im Herzen stets verabscheut<br />

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