carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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gemacht hat. Ich werde nach Wien gehen und den Schimpf rächen, der mir<br />
angetan ist, und den nicht einmal die Republik St. Marino dulden würde.“<br />
Napoleon sollte seine Drohung nur zu bald wahr machen. Um Mitternacht am<br />
12.4.1809 erfährt Napoleon, daß die Österreicher den Inn überschritten hätten.<br />
Noch in der gleichen Stunde wird die Abfahrt angeordnet. Er eilt, <strong>von</strong> der Kaiserin<br />
begleitet, zunächst nach Straßburg, indes die Kaiserin die Bäder <strong>von</strong> Plombières<br />
besucht. Mit unglaublicher Schnelligkeit weiß Napoleon nun den Stoß gegen die<br />
hierauf doch nicht vorbereiteten Österreicher zu führen. Bereits am 4.5. sieht<br />
Brockhausen klar: der Beginn des Krieges ist für Habsburg unglücklich. Österreich<br />
muß den Krieg im eigenen Lande aushalten, statt ihn in die Länder des<br />
Rheinbundes zu tragen.<br />
Kurakin ist niedergeschlagen über die österreichische Niederlage. Er sieht den Fall<br />
Habsburgs voraus. „Man muß, koste es, was es wolle, dies verhindern.“ Er hofft<br />
auf Alexanders Vermittlung.<br />
Trotz ihrer inneren Einstellung haben Kurakin und Brockhausen am Te deum in<br />
Notre Dame teilgenommen. Brockhausen ahnt, daß, wenn der Triumph<br />
Napoleons sich noch erhöhen sollte, neue Verlegenheiten auch für Preußen zu<br />
befürchten sein werden.<br />
4. Stimmung im Innern 265)<br />
Freilich erfolgt zunächst ein Rückschlag. Die Niederlage <strong>von</strong> Aspern wird in Paris<br />
außerordentlich vergrößert. Es herrscht eine trübe Stimmung. Die Urteilsfähigen<br />
erkennen sehr wohl die ganze Verlegenheit Napoleons, der, umstellt <strong>von</strong><br />
feindlichen Heeren, mit einer doch nicht mehr wie sonst den höchsten<br />
Ansprüchen genügenden Armee, der Zufuhr <strong>von</strong> Menschen, Lebensmitteln und<br />
Bewaffnungsgegenständen dringend bedürfend, sich auf einige Zeit still verhalten<br />
muß. Insbesondere fehlen Kavallerie und Train. Inzwischen waren die<br />
französischen Finanzen auf einem sehr ungünstigen Punkte angelangt. Es wurden<br />
Hilfstruppen herangeschafft, woher sie immer zu bekommen waren. Zum Beispiel<br />
läßt Napoleon <strong>von</strong> Boulogne auf Wagen Reserven kommen. Überhaupt entblößte<br />
er die Küsten in einem Maße, wie nie zuvor. Gleichzeitig wurde eine neue<br />
Aushebung ausgeschrieben. Hierüber fand eine Geheimberatung im Senat statt,<br />
wobei mancher Senator seine Gegnerschaft bekundete. Besondere Besorgnisse<br />
hegte man wegen einer Erhebung im Norden Deutschlands. Die unglaublichsten<br />
Nachrichten über Preußen begannen umzulaufen. Die Regierung sei in Auflösung<br />
und völliger Ratlosigkeit. Der größte Teil der Armee sei begeistert zum Kampf<br />
gegen Frankreich und entbehre jeder Disziplin. Die „Desertion“ Schills, wie sie in<br />
Paris genannt wurde, habe ein ungeheures Aufsehen erregt, ja sogar die Papiere<br />
fallen lassen. Man befürchtete, daß dem Beispiel Schills andere folgen würden<br />
266) . Vergebens suchte Brockhausen diesen Gerüchten auf das entschiedenste<br />
entgegenzutreten.<br />
Die große Ungewißheit, die manche Freunde einer Neuordnung der Dinge in eine<br />
noch schwierigere Lage Napoleons verwandelt zu sehen wünschten, hatte sich<br />
inzwischen durch Briefe des Fürsten <strong>von</strong> Benevent an Cambacérès und Marets an<br />
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