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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Für Anton und seine Frau gelten nur Wien und Habsburg. In den evangelischen<br />

Kreisen des Volkes sorgte man sich daher, daß die Regierung einmal an ihn<br />

gelangen könnte, wie es denn ja später, allerdings unter gänzlich veränderten<br />

Verhältnissen, auch tatsächlich geschehen ist. Man atmete daher auf, als das<br />

einzige männliche Kind der Familie alsbald mit dem Tode abging. Andererseits<br />

und das ist bezeichnend für den ganzen Tiefstand der damaligen Auffassungen<br />

trotz aller Aufklärung ließ sich Anton <strong>von</strong> seinen Beichtvätern einreden, daß der<br />

unglücklicherweise protestantische Leibarzt das Kindlein gewaltsam zum Tode<br />

befördert habe.<br />

Weniger hervor treten Prinz Max und seine Gattin, obwohl dieses Ehepaar<br />

schließlich der Träger des ganzen kursächsischen Geschlechts wurde. Die<br />

Bevölkerung begrüßte die im Frühjahr 1797 erfolgte Geburt eines Sohnes mit<br />

einer gewissen freudigen Teilnahme.<br />

Neben diesen beiden prinzlichen Höfen spielt noch der alte Prinz Xaver eine Rolle.<br />

Als er im Jahre 1805 mit hohen Jahren im Sterben liegt, da bedroht er seinen<br />

Leibarzt: „Ich will“, sagt er, „trotz einer 80 noch leben“. Aber auch der Arzt kann<br />

kein Wunder tun. Xaver starb, und niemand weinte ihm nach in Erinnerung an die<br />

Strenge seiner Verwaltung, wie er sie während der Minderjährigkeit Friedrich<br />

Augusts bewiesen hatte. Zudem ersparte man 80 000 Taler jährlicher Apanagen,<br />

die nun für andere Zwecke frei wurden. Seine erheblichen Ersparnisse erbten<br />

seine aus morganatischer Ehe stammenden Töchter.<br />

2. Marcolini 97)<br />

Eine weitere sehr bemerkenswerte Persönlichkeit am Hofe war die des<br />

Stallmeisters Marchese Marcolini, der im vertrautesten Verhältnis zu seinem<br />

kurfürstlichen Herrn stand. Marcolini war einer der vielen Ausländer, insbeson-<br />

dere Oberitaliener, welche sich in jener Zeit an den verschiedenen Höfen<br />

Deutschlands eine gewisse Stellung zu verschaffen gewußt hatten. Es war ein<br />

bedauernswertes Geständnis kultureller Unreife, daß die deutschen Höfe dieser<br />

Zeit jene geistig hervorragenden, gewandten und feingebildeten Ausländer nicht<br />

entbehren zu können glaubten. Es ist ein bitteres, aber wahres Urteil, welches der<br />

Feldmarschall Boyen in seinen Erinnerungen über diese Unart fällt 98) . Am kur-<br />

sächsischen Hofe in Dresden wurde die Notwendigkeit, derartige Günstlinge zu<br />

halten, noch besonders damit begründet, daß bei dem gänzlichen Mangel eines<br />

heimischen katholischen Adels, der Kurfürst zu seinen Vertrauten Per-<br />

sönlichkeiten aus katholischen Ländern heranziehen müsse. Wie sich wohl <strong>von</strong><br />

selbst versteht, war Marcolini der Träger der katholischösterreichischen<br />

Neigungen. Er hat in diesem Sinne vielfach und mit steigendem Eifer zu wirken<br />

gewußt und auch hinsichtlich der Heirat Augustens seinen Einfluß nach dieser<br />

Richtung ausgeübt. Der Bestechung war er zugänglich. Als Vermittler bei der<br />

Heirat Antons hatte er ein „Ehrengeschenk“ <strong>von</strong> 100 000 Talern erhalten. Er<br />

mochte auch jetzt auf eine ähnliche Erkenntlichkeit hoffen. Tragikomisch wirkt es,<br />

daß er ausgerechnet bei diesem Anlasse mit seinem bisherigen Freunde und<br />

Landsmann, dem Marchese Manfredini, dem Günstling des Großherzogs <strong>von</strong> Tos-<br />

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