carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Aber auch kleinere Mittel verschmähte Brockhausen, wie wir sahen, nicht. Die<br />
Wiederbefestigung der Beziehungen zwischen Sachsen und Preußen hielt er doch<br />
für nicht unwichtig.<br />
Um diese Zeit berührte der in Sondersendung bis zur Wiedereinrichtung einer<br />
Gesandtschaft nach Paris gehende General <strong>von</strong> Knobelsdorff Dresden 201) . Er war<br />
Träger eines <strong>von</strong> Friedrich Wilhelm an Napoleon gerichteten Schreibens<br />
betreffend Minderung der Kriegslasten, Beendigung der „Vexationen“, sowie die<br />
genaue Ausführung des Tilsiter Friedens und der Königsberger Konvention. Brock-<br />
hausen war, wie er unter dem 23.9. berichtet, seit mehr als 14 Tagen<br />
marschbereit, doch glaubte er seine Abreise nicht überstürzen zu sollen, da<br />
Napoleon nach den ihm gewordenen Nachrichten nach Italien abgereist sei und<br />
nicht vor Oktober zurückerwartet werde.<br />
Inzwischen suchte der zur Führung des französischen Außenministeriums<br />
betraute Graf Champagny sich bei Knobelsdorff über die Person des neuen<br />
Gesandten zu unterrichten 202) . Knobelsdorff berichtet darüber: „j’y ai répondu,<br />
que monsieur de Brockhausen était un brave Pomméranien, homme loyal et droit<br />
et élève du comte de Hertzberg, qui en faisait grand cas, que Mr. de Brockhausen<br />
était de ces hommes qui gagnent à être connus“ 203) .<br />
Am 20.10. war Brockhausen in Paris angekommen. Der Hof und alle Minister<br />
waren in Fontainebleau. Brockhausen erblickte seine erste Aufgabe darin, sich<br />
vom noch in Paris anwesenden Knobelsdorff über alle Verhältnisse und über die<br />
an ihn ergangenen Erlasse eingehend unterrichten zu lassen. Der Präsident der<br />
Friedenskommission, Sack, hatte einen Entwurf Darus betreffend die Kriegsent-<br />
schädigungen, nach Paris gesandt. Brockhausen erkennt sofort und betont dies:<br />
alle Verhandlungen betreffend Erlaß oder Minderung der Kontributionen in Paris<br />
sind <strong>von</strong> vornherein aussichtslos, weil Napoleon, listig ausweichend, alles Daru<br />
überlassen zu wollen erklärt. Auf der anderen Seite erscheint der im Tilsiter<br />
Frieden bis spätestens 1.12.1807 durchzuführende Bruch mit England eine<br />
unbedingte Voraussetzung für jegliches Zugeständnis <strong>von</strong> Seiten Napoleons.<br />
2. Aufgaben und Schwierigkeiten 204)<br />
Gleich bei seinem Dienstantritt hatte Brockhausen einen bitteren Vorgeschmack<br />
seiner schwierigen und undankbaren Aufgabe 205) .<br />
Nach Benehmen mit Champagny fährt Brockhausen in Knobelsdorffs Begleitung<br />
am ersten Sonnabend nach seiner Ankunft nach Fontainebleau, wo sie Sonntag<br />
früh ankamen. Champagny empfängt sie um 11 Uhr vormittags. „Ein be-<br />
dauerliches Versehen des Unterzeremonienmeisters verhindert heute eine<br />
Audienz. Vielleicht ist diese nächsten Sonntag möglich.“ Brockhausen überreicht<br />
sein Beglaubigungsschreiben und beginnt sofort die Verhandlungen. Er erhebt<br />
Vorstellungen wegen Beschlagnahme der Kassen und Verletzung der Archive. Mit<br />
einem Ton der Empfindlichkeit und zugleich der Würde fährt er fort: „Die<br />
ungeheuren Heeresleistungen berauben uns der Möglichkeit, die Kontributionen<br />
zu leisten. Andererseits schreitet die französische Besatzungsverwaltung sofort zu<br />
äußerst scharfen Zwangsmaßnahmen.“<br />
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