carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Eine weitere Reise führte Brockhausen im Jahre 1788 nach London, wo das<br />
Vertrauen Hertzbergs ihm sogar persönliche Verhandlungen mit dem Leiter der<br />
englischen Politik, Pitt, übertrug. Unter der Überschrift „Beobachtungen über<br />
England“ 6) bringt Brockhausen in seinem Reisebericht wertvolle Mitteilungen<br />
über den damaligen Zustand des Inselreichs und insbesondere eine höchst<br />
bezeichnende eindrucksvolle Darstellung der zur Zeit im Amte befindlichen<br />
Minister, sowie einiger ihrer hervorragendsten Gegner.<br />
Man muß verwundert sein - sagt Brockhausen -, wie sich England in so kurzer Zeit<br />
<strong>von</strong> den Schicksalsschlägen des amerikanischen Krieges und anderer<br />
unerfreulicher Ereignisse erholt hat. Die festeste Grundlage für das Wohlergehen<br />
Englands ist und bleibt der große Reichtum an Fabriken und gewerblichen<br />
Unternehmungen. Brockhausen verweist auf den Gegensatz zwischen Frankreich<br />
und England. England, das man niedergeworfen, schwach und gedemütigt<br />
glaubte, befindet sich seinerseits in einem ruhigen und blühenden Zustande. Die<br />
Art seiner Regierung ist in keiner Weise jenen Missbräuchen, jenen versteckten<br />
Treibereien, jenen Räubereien ausgesetzt, wie dies in Frankreich ungestrafte<br />
Übung ist. Die Steuererträge steigern sich wiederum, und das ist bedeutsam in<br />
Ansehung der Unterhaltung fremder Truppen. Die Vereinigten Staaten, soeben<br />
noch feindlich und im Aufruhr, suchen Englands Freundschaft. Ein Handelsvertrag<br />
ist vorgeschlagen. Dies wird große Vorteile für England im Gefolge haben ohne die<br />
großen Kosten, welche bisher die Verwaltung und Verteidigung dieser Kolonie<br />
verursachte. Voraussetzung für das weitere Wohlergehen Großbritanniens ist,<br />
daß es den äußeren Frieden und die innere Ruhe bewahrt.<br />
Ganz besonders fein und auch heute noch für uns <strong>von</strong> Belang ist, was<br />
Brockhausen im Jahre 1788 über die Persönlichkeit William Pitts, des<br />
Lordschatzkanzlers und leitenden Ministers, in diesem Berichte sagt.<br />
Es ist sicher, daß der Genius und die Fähigkeiten des großen Chatam auf seinen<br />
würdigen Sohn übergegangen sind. Wenn man nach seinen bisherigen Taten<br />
seine Zukunft beurteilen will, so wird seine staatsmännische Laufbahn vielleicht<br />
noch glänzender sein, wie die seines unsterblichen Vaters. Eine klare, leichte und<br />
schnelle Auffassungsgabe, eine jederzeit flüssige, männliche und zielbewusste<br />
Beredsamkeit, eine große Festigkeit, ein gewaltiger geistiger Mut, den nichts<br />
erschüttern kann, eine bewundernswerte Weisheit in der Wahl seiner Mittel und<br />
bei ihrer Durchführung, eine erstaunliche Eignung für die Arbeit und ein<br />
andauernder Fleiß, der ihn das Gewicht seiner außerordentlichen Arbeit stets<br />
überwinden läßt: alle diese Eigenschaften, belebt durch den glühendsten Ehrgeiz,<br />
dies alles zusammengenommen gibt ein Bild dieses bedeutenden Mannes. Die<br />
großen Fähigkeiten und die trefflichen Grundsätze, welche Pitt während des<br />
Verlaufs seines Ministeriums und besonders beim glücklichen Ausgang der<br />
allgemeinen Krise bewies, haben nur das Vertrauen des Volkes zu ihm stärken<br />
können, welches für einen leitenden Minister in England so unbedingt nötig ist.<br />
Entgegen den Anschuldigungen seiner Gegner hält Brockhausen Pitt für einen<br />
Freund der Freiheit und der Verfassung, die er beide sicherlich auch gegen<br />
Missbräuche der Königlichen Macht verteidigen würde. Was endlich am meisten<br />
dazu beiträgt, Pitt die Verehrung des ganzen Volkes zu gewinnen, das ist die<br />
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