carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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denen, die nach Hause drängten. So führte er denn unter Belobigung seines<br />
Kurfürsten das Heer erneut ziemlich unversehrt in die Heimat 160) . Nur die<br />
Kavallerie hatte diesmal gelitten. Daheim richtete er sein Hauptaugenmerk auf die<br />
Vermehrung und Verbesserung der Truppe, nicht ohne den Hintergedanken, daß<br />
ihm der Posten als Oberbefehlshaber der vergrößerten Streitmacht sicher sei.<br />
Schon war er unzufrieden mit der zögernden Haltung des Kurfürsten und sprach<br />
sich offen genug darüber aus. Brockhausen hielt ihn jetzt für Preußen<br />
wohlgesinnt. Der Rote Adlerorden, den Lindt erhielt, hatte Wunder getan und,<br />
wie Brockhausen sagt, aus einem „Antagonisten einen Partisan“ gemacht. Lindt<br />
möchte die Beförderung hauptsächlich, um Exzellenz zu werden, und wies ganz<br />
geschickt auf die Notwendigkeit einer solchen Rangerhöhung im Falle der<br />
Vereinigung mit den Preußen hin. Endlich im Frühjahr 1799 wurde Lindt denn<br />
auch befördert. Er hatte unter Friedrich August im Jahre 1802 den Oberbefehl.<br />
Später hielt er sich infolge seiner Gegnerschaft gegen Christiani mißvergnügt fern<br />
und starb, 72 Jahre alt, noch vor Eintritt der großen Ereignisse im Frühjahr 1806.<br />
Am Samstag, den 11.9.1802, beginnt nach Versammlung der Truppe das<br />
eigentliche Manöver. Für den Kurfürsten und seine Familie ist ein Zelt auf dem<br />
linken Flügel des Feldlagers errichtet. Von hier aus läßt die kurfürstliche Familie<br />
das ganze Treffen bei sich vorüberziehen. Friedrich August zu Pferde, begrüßt die<br />
Kavallerie, besonders das Dragonerregiment „Prinz Klemens“, und lobt dieses<br />
wegen seiner Bravour im letzten Kriege. Um Mittag bezog die erste Linie das Lager<br />
nach der gewohnten Ordnung. Es drohte zu regnen, aber gegen 11 Uhr vormittags<br />
drang die Sonne durch und beschien ein sehr hübsches militärisches Bild im<br />
schönen Elbtal. Die Armee lagerte in zwei Linien, Kavallerie auf beiden Flügeln.<br />
Husaren vorne weg. Lindt, ausgestattet mit allen Ehren und der Macht eines<br />
Höchstkommandierenden, leitete das Ganze. Der Zustrom der Fremden war<br />
bedeutend. Der Herzog <strong>von</strong> MecklenburgSchwerin mit zwei Söhnen hat dauernd<br />
die Prinzessin Auguste begleitet. Die Infanterieregimenter haben neue Fahnen er-<br />
halten. Die Kavallerie hat einige Bewegungen vor Friedrich August ausgeführt. Die<br />
Husaren machten Scheinangriffe nach ihrer Art.<br />
In den folgenden Tagen setzte die Armee die Bewegungen fort. Bei der<br />
Hauptbesichtigung am 16.9.1802 waren alle Truppen in Gala: Um 8 Uhr<br />
vormittags bereits defilierten sie vor der kurfürstlichen Familie. Friedrich August<br />
zu Pferde, begleitet vom alten Onkel Xaver und seinen Brüdern Max und Anton,<br />
zeigte sich. Friedrich August und seine Brüder haben sich an die Spitze ihrer<br />
Regimenter gestellt und sie vorgeführt. Besonders die Kavallerie hat aller Blicke<br />
auf sich gezogen wegen der Güte der Pferde und der trefflichen Haltung der<br />
Leute. Alle Zuschauer und militärischen Richter haben die Einzelheiten in den<br />
Bewegungen der Kavallerie für alles Lobes würdig gehalten. „Das ganze aber<br />
mangelt“, wie Brockhausen sagt, „an System, an Prinzipien und Einheit.“ Man<br />
hatte lange Zeit keine Übungen. Es fehlte ein Führer. Wenn ein solcher gefunden,<br />
kann die Kavallerie „exzellent, vielleicht die zweite Europas“ werden. Für den<br />
Preußen Brockhausen bleibt natürlich die preußische Kavallerie allezeit die erste<br />
der Welt! Karabiniers und GersdorfDragoner haben am besten bestanden. Die In-<br />
fanterie wird in einigen Jahren gut sein. Kleidung und Kleinheit der Leute geben<br />
ihr z.Zt. das Aussehen einer Miliz. Besonders ausgezeichnet hat man die Brigade<br />
des Generals Christiani gefunden, der vielleicht die größten Fähigkeiten unter den<br />
sächsischen Militärs besaß, bald aber nur zu früh starb.<br />
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