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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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habe und nun freudig die Maske abwerfe“. Selbst die französischen<br />

Kommandanten seien verwundert über diesen Wechsel der Stimmung. Der Hof,<br />

die Minister, ein Teil des Adels fanden sich, je länger je mehr, in ein Wohlwollen<br />

für Frankreich hinein. Man habe die Stirn gehabt, sich über jede schlechte<br />

Nachricht, die Preußen betraf, zu freuen.<br />

Von der Armee könne man im Allgemeinen derartiges nicht sagen. Aber die<br />

Gewohnheit, die Anstrengungen eines übelwollenden Hofes, Schmeicheleien und<br />

Auszeichnungen würden die Neigung für Preußen mit der Zeit verschwinden<br />

lassen. Der Kriegsminister <strong>von</strong> Cerrini habe nunmehr Bekanntmachungen ganz<br />

nach der den Franzosen abgelauschten Art erlassen 189) . Ein französischer Mar-<br />

schall werde voraussichtlich die sächsische Armee neu gestalten. Über die Juni-<br />

ereignisse in Preußen sei man entzückt. Man suche mehr zu tun, als Napoleon<br />

verlange, in der Hoffnung auf erhöhte Gegenleistungen. Um so mehr sei man<br />

verstimmt über die Folgeerscheinungen des Friedens <strong>von</strong> Tilsit und die Ab-<br />

machungen in Dresden selbst. Man betrachte Westfalen mit Neid und Furcht.<br />

Man möchte nichts lieber, als sich auf Kosten Preußens bereichern. Dagegen<br />

verursachten die polnischen Dinge allerlei Verlegenheiten und Schwierigkeiten.<br />

Die Reise Friedrich Augusts nach Warschau werde immer wieder<br />

hinausgeschoben. Enttäuscht sei man auch über die Aufnahme verschiedener<br />

kleiner sächsischer Staaten in den Rheinbund, auf welche man nur gar zu gerne<br />

die Hand gelegt haben würde. Ebenso betrübt der Beitritt kleiner Nordstaaten<br />

zum Rheinbunde die Sachsen schwer. Nach Äußerungen Boses haben diese<br />

Staaten sich nur <strong>von</strong> Talleyrands Gnaden erhalten 190) .<br />

Alles aber war vergessen, sobald nun der Diktator Europas selbst sein Kommen<br />

nach Dresden ankündigte. Die größten Vorbereitungen wurden zum feierlichen<br />

Empfange getroffen. Friedrich August war Napoleon am 17.7. bis Bautzen<br />

entgegengefahren. Am 18. fand eine großartige Beleuchtung ganz Dresdens statt.<br />

Triumphbogen, militärische Schauspiele, festlicher Flaggenschmuck, Jagden,<br />

Theatervorstellungen und Essen wechselten sich in bunter Reihenfolge ab.<br />

Friedrich August hoffte bei dieser Gelegenheit auf eine Rangerhöhung in Bezug<br />

auf Polen 191) . Napoleon erklärte: „Nein, aber für später vielleicht möglich.“ Am<br />

24.7. verließ Napoleon Dresden. Noch vorher hatte Friedrich August einen neuen<br />

Orden „de la providence“ gegründet. Es fand ein gegenseitiger Austausch der Or-<br />

den statt. Napoleon war bei dieser Gelegenheit überaus freundlich zu Friedrich<br />

August. Gleichwohl improvisierte er seine Abreise 2 Stunden vor einem großen<br />

Ball. Er hoffte, bereits in 6 Tagen, also am 1.8., in Paris zu sein.<br />

6. Persönliches Erleben 192)<br />

Abschließend für diese Zeit noch einige Bemerkungen über Brockhausens<br />

persönliches Leben. Am 10.4. schildert er die üble Lage der sich im Auslande<br />

befindenden Staatsdiener, insonderheit auch seine eigene. „Mitten in einem<br />

fremden Lande, ohne Hilfsmittel. Der persönliche Kredit hat seine Grenzen.“ Er<br />

bittet um entsprechende Anweisungen an die Bank, die auch, <strong>von</strong> Hardenberg<br />

gezeichnet, erteilt werden 193) . Mehrfach wird ihm der Dank für seine Tätigkeit,<br />

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