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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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meine Anweisungen und durch eingehendes Lesen der alten Akten 7) . Das wird<br />

umso mehr <strong>von</strong> Erfolg sein, als er viel Eifer und Fleiß besitzt, aber kein Vermögen,<br />

welches doch für die auswärtigen Missionen nötig ist.“<br />

Aus dem gleichen Grunde schlägt Hertzberg vor, für Brockhausen eine<br />

Gehaltserhöhung <strong>von</strong> 500 Talern zu genehmigen, damit er im ganzen 800 Taler<br />

jährlich erhält, weil er mit den bisherigen 300 Talern, die er als Legationsrat<br />

bekommen hat, nicht auskommen kann.<br />

II. Sonderauftrag Brüssel 8)<br />

Bald sollte Brockhausen eine größere Aufgabe zuteil werden. In den<br />

österreichischniederländischen Provinzen hatte sich gegenüber den scharf<br />

durchgreifenden Verordnungen Kaiser Josephs bereits im Herbst 1789 eine sehr<br />

ernst zu nehmende Bewegung eingestellt. Es bildete sich der „Kongreß der<br />

belgischen Provinzen“. Die habsburgischen Behörden und Truppen wurden<br />

verjagt. Der Aufstand nahm immer weiteren Umfang an. Dies schien dem König<br />

Friedrich Wilhelm II. ein willkommener Anlaß zu sein, die Verlegenheiten des<br />

Habsburgers nach Möglichkeit zu vergrößern. Durch einen mit entsprechendem<br />

Sonderauftrag versehenen Vertreter sollte das Feuer des Aufruhrs unter der Hand<br />

geschürt werden. In militärischer Hinsicht wurde dieses Vorgehen unterstützt<br />

durch Gewinnung eines früheren hessischen Generals und Bereitstellung<br />

geeigneter Vorräte für die Festungen durch preußische Vermittlung 9) .<br />

Brockhausen, der Land und Leute schon <strong>von</strong> seiner Pariser Reise her kannte, war<br />

bestimmt, dem Kongreß im Sinne preußischer Politik mit Rat zur Seite zu stehen<br />

und andererseits ein stets klares und übersichtliches Bild über die tatsächlichen<br />

Verhältnisse nach Berlin zu übermitteln. Seine Berichte 10) sind recht<br />

bemerkenswert und verständig. Es spiegelt sich in ihnen die ganze Aufregung der<br />

belgischen Bevölkerung mit ihrem Haß gegen das Haus Habsburg, mit ihren<br />

revolutionären Gedankengängen im Sinne der soeben siegreich einsetzenden<br />

französischen Revolution, mit dem ganzen Zwiespalt zwischen den Orthodoxen<br />

und dem Hochadel einerseits, den Liberalen und dem Mittelstande andererseits.<br />

Aber diese Berichte und geringe Festigkeit lassen auch die große Schwäche der<br />

ganzen Bewegung offenbar werden. Bald erkennt man, daß die leidenschaftliche<br />

Aufwallung der Belgier vor den schnellen, zielbewußten Zugriffen Leopolds, bei<br />

gleichzeitig großem Entgegenkommen auf allen hierzu sich eignenden Gebieten,<br />

nicht stand zu halten vermochte. Statt einig im Kampfe wider die landfremde<br />

Herrschaft zu sein, verzettelte man sich in bedauerlichen und zum Teil<br />

widerlichen inneren Kämpfen. Immer fanatischer wurde gerade auch das streng<br />

orthodoxe Volk. Ein Beispiel für viele: die Beschimpfung eines Kapuziners in einer<br />

Prozession genügte, um sofort die Beleidiger im Wege der Lynchjustiz auf das<br />

Blutgerüst zu bringen. Man befürchtete ernstlich Gewalttaten gegen alle gemä-<br />

ßigten Mitglieder des Kongresses. Auf der anderen Seite war die militärische Kraft<br />

der Aufständischen eine äußerst geringe. Der Angriff der Truppen scheiterte. Die<br />

große Frage war nun, ob nicht zwecks Ermöglichung einer ruhigeren Betrachtung<br />

der Dinge ein Waffenstillstand abgeschlossen werden könnte. Nach Brockhausens<br />

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