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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Indem ich mich also frei und fern <strong>von</strong> jedem Vorwurf fühle, muß ich natürlich<br />

annehmen, daß ein Moment der Verstimmung, durch einige falsche Meldungen<br />

hervorgerufen, dieses Mißvergnügen verursacht hat, das Napoleon in Bezug auf<br />

mich hat vernehmen lassen und über das sein Organ, der Minister des Äußern,<br />

nicht nur Stillschweigen bewahrt hat, sondern nicht einmal unterrichtet war. Ver-<br />

schiedene gelegentliche Äußerungen lassen erkennen, daß man mich ver-<br />

antwortlich machte für die nicht rechtzeitige Zahlung der Kontribution, ihre<br />

plötzliche Unterbrechung und andere Dinge, die bei uns zu Hause geschehen sind,<br />

<strong>von</strong> denen ich aber zunächst nicht die geringste Kenntnis hatte. Es war sehr<br />

natürlich zu versuchen, diese Verleumdungen und ihre Grundlagen zu zerstören,<br />

ja es war sogar meine Pflicht, es zu tun. Ich habe nicht gezögert und in der<br />

Absicht, Euerer Majestät einen Dienst zu leisten, zerstörte ich auch die den Staat<br />

berührenden Irrtümer. Mein an Champagny gerichteter vertraulicher Brief war<br />

bereits dem Kaiser vorgelegt. Man bemerkte einige vorteilhafte Änderungen. Der<br />

Empfang bei Hofe, mochte er auch kalt sein, bewies doch, daß man nicht auf<br />

Verdächtigungen zurückkam und war im allgemeinen erträglich. Es war nur nötig,<br />

die Aufklärungen weiter fortzuführen, sie würden am Ende die Anschuldigungen<br />

zerstreut haben. Diese Hoffnung war um so begründeter, wenn der Brief<br />

Napoleons an den König nichts gegen mich enthielt und wenn der Minister<br />

Napoleons fortfuhr, mich mit Vertrauen zu behandeln. Es war ersichtlich, daß die<br />

Voreingenommenheit nur eine vorübergehende war und sich sicherlich mit der<br />

Zeit verloren hätte. Wenn sich die Verstimmung gegen mich wiederholt hätte,<br />

kein Zweifel, man hätte an Rückberufung denken müssen. Andernfalls wäre<br />

überhaupt nicht weiter da<strong>von</strong> gesprochen worden. Ich glaube, daß der königliche<br />

Dienst den Versuch erfordert hätte, die Verdächtigungen zu zerstreuen. Zum<br />

wenigsten trage ich das angenehme Gefühl mit mir, alles an diesem Platze getan<br />

zu haben, um ein treuer Diener zu bleiben, indem ich selbst der Meinung die Stirn<br />

bot, als hätte ich es nur getan um der Annehmlichkeit willen, die dieses Amt<br />

bietet.“<br />

Man muß es Brockhausen lassen, ohne jede Mißstimmung zur Schau zu tragen,<br />

ohne irgendwie sich durch die Unerquicklichkeit seiner Lage beeinflussen zu<br />

lassen, hat er bis zum letzten Augenblick treu seines Dienstes gewartet. Seine<br />

Berichte, ebenso ausführlich, eingehend und sachgemäß wie sonst, ließen nicht<br />

erkennen, daß er durch diese Handlungsweise sich gekränkt fühlte. Im Gegenteil,<br />

er suchte seinem voraussichtlichen Nachfolger, dem späteren General <strong>von</strong><br />

Krusemark, 293) nach Möglichkeit die Wege zu ebnen und legte nur Wert darauf,<br />

daß bis zur Ernennung desselben für Vertretung gesorgt werde und die<br />

Gesandtenstelle infolge völligen Fehlens einer verantwortlichen Persönlichkeit<br />

nicht den öffentlichen Charakter verliere. Er weist darauf hin, daß er es zuerst<br />

gewesen ist, der, nachdem er die Gesandtenstelle ohne hinreichende Archive und<br />

Einrichtungsgegenstände übernommen hätte, alles ordnungsgemäß eingerichtet<br />

habe, und empfiehlt, alles dies in gleicher Weise beizubehalten.<br />

7. Abschied <strong>von</strong> Paris 294)<br />

Eine gewisse Genugtuung bot es ihm, daß ihm Champagny auch fernerhin mit<br />

Freundlichkeit und. Vertrauen entgegenkam und ihm erklärte, freilich ohne ihm<br />

über die eigentlichen Gründe der Mißstimmung Aufschluß zu geben: „Napoleon<br />

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