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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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Mit der am 1.11. stattfindenden Ankunft des russischen Gesandten Grafen Tolstoi<br />

erhofft Brockhausen eine günstige Wendung der Dinge. Er setzt sich sogleich in<br />

Verbindung mit ihm und gibt ihm Kenntnis <strong>von</strong> den neuen Forderungen Darus und<br />

der Antwort der Friedenskommission hierauf. Tolstoi zeigt sich über die Fassung<br />

des Entwurfes dieser Konvention äußerst befremdet. Als guter Russe befürchtet<br />

er in den Bestimmungen betreffend die Festungen eine Kriegsdrohung gegen<br />

Rußland erblicken zu müssen. Er fragt besorgt, ob etwa schon die Unterzeichnung<br />

erfolgt sei, was Brockhausen nach den letzten Nachrichten verneinen zu können<br />

glaubt. Tolstoi erklärt, alles aufbieten zu wollen, um die schweren Bedrückungen<br />

Preußens zu erleichtern; er fürchtet nur, nicht soviel Einfluß zu haben, wie man<br />

unterstellt. Trotz Versicherung des Gegenteils durch Brockhausen glaubt Tolstoi,<br />

daß Napoleon nicht mehr den früheren Wert auf die Freundschaft Alexanders<br />

lege.<br />

Jedenfalls verabreden beide einen Plan, mit einer gewissen Mischung <strong>von</strong><br />

Freundlichkeit und. Festigkeit gemeinsam vorzugehen.<br />

Zunächst gestaltet Napoleons Aufenthalt in Fontainebleau die Verhandlungen<br />

langsam und schwierig. Auch Tolstois Audienz ist noch nicht festgesetzt.<br />

Brockhausen entbehrt immer noch einer Mitteilung bezüglich seines Empfanges.<br />

Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, dal seine Audienz verschoben werden<br />

soll bis nach dem Abschluß der Konvention. Man begründet dies damit, daß Napo-<br />

leon dem preußischen Gesandten nichts Unliebenswürdiges sagen wolle. übrigens<br />

sind auch andere Gesandte, wie z.B. der <strong>von</strong> Spanien und der Türkei, in gleichem<br />

Falle. Eine Einwirkung auf die Person des Kaisers selbst ist somit allerdings für<br />

Brockhausen z.Zt. unmöglich. Im übrigen wird er jedoch vollständig als Gesandter<br />

anerkannt. Er hat fortlaufende Besprechungen mit Champagny, der unter<br />

Talleyrand das Außenministerium fortführen wird.<br />

Auch Tolstoi hat verschiedentlich Aussprachen mit Champagny. Auf die dringende<br />

Bitte Brockhausens will er bei günstiger Gelegenheit die preußischen Dinge zur<br />

Sprache bringen. Der immerhin mögliche Eintritt Preußens in den Rheinbund<br />

scheint ihn zu schrecken 210) . Brockhausen benutzt sehr geschickt diese Besorgnis,<br />

um ihn für seine Zwecke gefügig zu machen.<br />

Man sucht Tolstoi <strong>von</strong> Seiten des Pariser Hofes mit allerhand<br />

Liebenswürdigkeiten, zu gewinnen. Insbesondere durch die Bereitstellung einer<br />

Wohnung im schönen, früher vom FürstPrimas bewohnten Palais Telusson. Tolstoi<br />

zeigt sich abwartend und zurückhaltend. Er empfiehlt Brockhausen, sich in ihrem<br />

Verkehr miteinander nach außen hin keinerlei Vertraulichkeiten zu gestatten. Er<br />

hoffe, dann um so mehr wirken zu können. Gleichwohl stellt Brockhausen fest,<br />

daß Tolstoi noch nicht mit dem <strong>von</strong> ihm erhofften Feuer für die preußische Sache<br />

eintritt, sondern erst auf Befehle <strong>von</strong> Petersburg zu warten scheint. Um diese zu<br />

beschleunigen und in einem für Preußen günstigen Sinne zu gestalten, rät Tolstoi<br />

Brockhausen, seinen König zu einem persönlichen Handschreiben an Alexander zu<br />

veranlassen. Schon jetzt aber ist er unbedingt gegen Einräumung der Sicherheits-<br />

plätze und gegen Hingabe der Domänen, die höchstens zur hypothekarischen<br />

Beleihung verwendet werden dürften. Seine ganze Einstellung geht darauf hinaus,<br />

eine allzu große Nachgiebigkeit Preußens zu verhindern. Unmittelbar nach seinem<br />

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