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carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen

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dies mit der bekannt gegebenen Abreise Kosciuskos aus Paris zusammenhängt.<br />

Man müsse einen plötzlichen Aufstand der Polen befürchten. In der Tat gebe es<br />

verräterische Pläne der Polen. Es gelte daher, schärfstens aufzupassen. Kurz<br />

darauf kommen neue Wellen polnischer Flüchtlinge herüber. Immer deutlicher<br />

werden ihre revolutionären Absichten. Die Ereignisse <strong>von</strong> 1806 sollten diese<br />

Auffassungen bestätigen.<br />

7. Minister 141)<br />

Aus der großen Zahl der sächsischen Minister treten uns einige charakteristische<br />

Persönlichkeiten entgegen. Vor allem der Minister des Äußern, Graf Loß, welcher<br />

diese Stelle schon beim Dienstantritt Brockhausens 1795 inne hatte und sich,<br />

soweit möglich, stets für ein gutes Einvernehmen mit Preußen einsetzte, bis er<br />

nach den Unglückstagen <strong>von</strong> 1806, ein Opfer der französischen Politik, <strong>von</strong><br />

seinem Fürsten trotz langjähriger treuer Dienstzeit in Ungnaden entlassen wurde<br />

142) .<br />

Für die inneren Angelegenheiten war in erster Linie der alte Minister Freiherr <strong>von</strong><br />

Gutschmied zuständig, der sich eines außerordentlichen Vertrauens beim<br />

Kurfürsten erfreuen durfte. Er war einer der wenigen Minister, welche jederzeit<br />

Gehör fanden und auf dessen Ratschläge man auch tatsächlich einzugehen pflegte<br />

143) . Gutschmied war im Jahre 1795 für den Frieden, schon in Anbetracht der Fi-<br />

nanzlage. Zwar war dieselbe keineswegs irgendwie erschüttert. Im Gegenteil<br />

hatte der Minister noch über einen namhaften Kredit zu verfügen, den die Stände<br />

beim letzten Zusammensein bewilligt hatten. Allein man war damals noch so<br />

vorsichtig, derartige Kredite nicht vorzeitig ohne Not anzugreifen.<br />

Gutschmied wie Loß waren aufrichtige Freunde eines Zusammengehens mit<br />

Preußen 144) . So waren sie in den Jahren 1795 und 1796 für die Zurücknahme des<br />

zum Reichskriege gestellten Kontingents und vollkommene Neutralität. Ihre<br />

gemeinsame Meinung ging dahin, daß das linke Rheinufer allerdings unter allen<br />

Umständen Deutschland zu erhalten und nicht zu republikanisieren sei. Sie<br />

wollten, wie es der Kurfürst wünschte, sowohl mit Berlin wie mit Wien in Frieden<br />

leben. Charakteristisch für die damaligen Zustände in Deutschland ist es, daß die<br />

Minister ganz harmlos <strong>von</strong> einer Veränderung der Lage zum Nachteil Österreichs<br />

Vorteile für Sachsen erhoffen. Für sie ist die Erhaltung des „Corps Germanique“<br />

etwas sehr wesentliches. Sie erbitten daher auch im Juli 1796 die guten Dienste<br />

Preußens und billigen die Übertragung der Vollmacht zu Verhandlungen an den<br />

Preußischen Gesandten <strong>von</strong> SandozRollin in Paris. Im Jahre 1797 ist ihr Bestreben<br />

darauf gerichtet, nach Möglichkeit den Norden zu schützen und so zur Erhaltung<br />

der Reichsverfassung beizutragen, wobei naturgemäß der Schutz des eigenen<br />

Landes die Hauptrolle spielt. Die Sorge wegen demokratischer Revolutionierung<br />

Süddeutschlands anläßlich der Umsturzbewegung in Frankreich teilen sie<br />

durchaus. Mit den Geheimartikeln des Friedens <strong>von</strong> CampoFormio sind sie wegen<br />

der darin vorgesehenen Abtretungs und Entschädigungsabsichten unzufrieden.<br />

Trotz des Drängens der Wiener Regierung im Jahre 1799 wollen sie ein Kontingent<br />

nicht stellen, höchstens vielleicht etwas Geld schicken 145) .<br />

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